Behandelter Abschnitt Spr 20,1-7
Hier werden die große Gefahren bestimmter Torheiten auf der einen Seite und der Wert von Weisheit und Treue auf der anderen Seite gegenübergestellt:
Der Wein ist ein Spötter, starkes Getränk ein Lärmer; und jeder, der davon taumelt, wird nicht weise.
Der Schrecken des Königs ist wie das Knurren eines jungen Löwen; wer ihn gegen sich aufbringt, verwirkt sein Leben.
Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzustehen; wer aber ein Narr ist, stürzt sich hinein.
Wegen des Winters will der Faule nicht pflügen; zur Erntezeit wird er begehren, und nichts ist da.
Tiefes Wasser ist der Ratschluss im Herzen des Mannes, aber ein verständiger Mann schöpft ihn heraus.
Die meisten Menschen rufen ein jeder seine Güte aus; aber einen zuverlässigen Mann, wer wird ihn finden?
Wer in seiner Lauterkeit gerecht wandelt, glückselig sind seine Kinder nach ihm! (20,1–7). „Der Wein ist ein Spötter, starkes Getränk ein Lärmer; und jeder, der davon taumelt, wird nicht weise“ (V. 1). Es gibt kein Geschöpf Gottes, das nicht einen wichtigen Platz einnimmt, wenn es recht gebraucht wird. Aber Menschen, die blind für seinen Willen sind, suchen rücksichtslos ihr Vergnügen und werden so zu offener Sünde und schwerem Schaden verführt. Das ist vor allem bei Wein und starkem Getränk der Fall; das eine täuscht, das andere macht wahnsinnig. Die Warnungen sind so zahlreich und offensichtlich auf jeder Seite, dass die, die sich dabei irren, nur ihre eigene Torheit und ihren Eigenwillen zu tadeln haben. „Der Schrecken des Königs ist wie das Knurren eines jungen Löwen; wer ihn gegen sich aufbringt, verwirkt sein Leben“ (V. 2). Herrscher sind nicht ein Schrecken für gute Werke, sondern für die bösen. Auch trägt der König das Schwert nicht umsonst (Röm 13). Er ist als Diener Gottes bestimmt, ein Rächer für den Zorn gegen den, der Böses tut. Der Schrecken, den er verbreitet, ist daher wie das Brüllen eines Löwen. Seinen Zorn zu erregen, bedeutet, sich gegen die eigene Seele zu versündigen. Das wiederum ist reine Torheit und Unrecht. Würdest du denn keine Furcht vor einer Autorität haben, die so strafen kann? Tu, was gut ist, und du wirst Lob von ihm haben. „Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzustehen; wer aber ein Narr ist, stürzt sich hinein“ (V. 3). Es gibt auch keine üblichere Schlinge, als sich dort einzumischen, wo man nichts zu suchen hat und es dazu keine Verpflichtung gibt. Dafür sind die Selbstgenügsamen anfällig. Ihre Eitelkeit verleitet sie dazu, anderen das Versagen und sich selbst die Weisheit zuzuschreiben. Sie sind die Männer der Vernunft und der Gerechtigkeit, wenn andere brillanter sind. Daher stürzen sie sich in ihrer Torheit in den Streit, von dem sich die Gerechten zu ihrer Ehre fernhalten. „Wegen des Winters will der Faule nicht pflügen; zur Erntezeit wird er begehren, und nichts ist da“ (V. 4). Es besteht aber auch durch eigene Trägheit die Gefahr, die sich darin zeigt, dass sie den gewöhnlichen Ruf zur Arbeit lähmt. Es ist von Gott als Regel angeordnet, dass die Zeit des Pflügens nicht ist, wenn die Dinge wachsen, und noch weniger, wenn sie reifen. Aber ein Fauler findet in der kalten Witterung eine Entschuldigung für das Aufschieben seiner Pflicht, die ihn zu anstrengender Arbeit auffordert. Spricht er im Winter gegen das Pflügen? Dann wird er in der Ernte betteln und nichts haben. „Tiefes Wasser ist der Ratschluss im Herzen des Mannes, aber ein verständiger Mann schöpft ihn heraus“ (V. 5). Wenn also aus Faulheit die Gefahr der Vernachlässigung zur rechten Zeit besteht, und aus übereifriger Eitelkeit, wann immer eine heikle Frage auftaucht, so zeigt das alles den Wert der Klugheit und die Notwendigkeit, sich Mühe zu geben, um zu ihr zu gelangen. Denn die wahrhaft Weisen sind nicht oberflächlich; aber der Ratschluss in ihrem Herzen ist tiefes Wasser, anstatt bei jeder noch so geringen Gelegenheit überzusprudeln. Und wenige Dinge kennzeichnen einen Mann mit Verstand mehr als die Fähigkeit, ihn hervorzubringen. „Die meisten Menschen rufen ein jeder seine Güte aus; aber einen zuverlässigen Mann, wer wird ihn finden?“ (V. 6). Es ist der übliche Fehler von Menschen, eine weltweite Wohltätigkeit vorzutäuschen und sich selbst vorzumachen, dass ihr Gerede und ihre Tränen über die Witwe und das Waisenkind wirkliche Freundlichkeit von nicht gewöhnlicher Art sind. Hüten wir uns davor, in einem solchen eitlen Getue zu wandeln, und denken wir daran, dass das Wort Gottes die Frage aufwirft, ob die Realität in Tat und Wahrheit besteht. Wer wird einen treuen Mann finden?
Solche Menschen gibt es jedoch in einer Welt, in der der Glaube selten ist, und die meisten lieben den Ruhm von Menschen mehr als den Ruhm von Gott, obwohl das eine so vergänglich wie eitel und das andere so ewig wie wesentlich ist. „Wer in seiner Lauterkeit gerecht wandelt, glückselig sind seine Kinder nach ihm!“ (V. 7). Gott ist ein Belohner derer, die ihn suchen; und es ist nicht nur der Segen eines guten Gewissens in seinem Wandel, sondern Gott vergisst auch seine Kinder nach ihm nicht. So konnte auch König David nicht anders, als Kimham gegenüber zu empfinden, wenn Barsillai nichts für sich selbst suchte.