Behandelter Abschnitt Spr 20,8-14
In den Versen 8–14 haben wir Sprüche, die vom König auf seinem Thron bis hinunter zu den gewöhnlichsten Betrügereien des Lebens in alltäglichen Geschäften reichen, mit moralischen Ermahnungen, die für alle heilsam sind.
Ein König, der auf dem Thron des Gerichts sitzt, zerstreut alles Böse mit seinen Augen.
Wer darf sagen: Ich habe mein Herz gereinigt, ich bin rein geworden von meiner Sünde?
Zweierlei Gewichtssteine, zweierlei Epha, sie alle beide sind dem Herrn ein Gräuel.
Sogar ein Knabe gibt sich durch seine Handlungen zu erkennen, ob sein Tun lauter und ob es aufrichtig ist.
Das hörende Ohr und das sehende Auge, der Herr hat sie alle beide gemacht.
Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst; tu deine Augen auf, so wirst du satt Brot haben. „Schlecht, schlecht!“, spricht der Käufer; und wenn er weggeht, dann rühmt er sich (20,8–14). „Ein König, der auf dem Thron des Gerichts sitzt, zerstreut alles Böse mit seinen Augen“ (V. 8). Wenn es jemals einen König gab, der auf dem Thron saß, dessen Augen in großem Maß alles Böse zerstreuten, dann war er es, der diese Worte durch den Geist aufschrieb. Und doch haben wir die traurige Geschichte des Versagens, die so charakteristisch für den Menschen ist, und seine Augen billigen schließlich das Böse, das den Herrn am meisten entehrt und Israel vernichtet. Aber der, der Salomo inspirierte, hat noch etwas Größeres im Sinn. „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen“ (Jes 32,1). Die Zeit drängt. „Wer darf sagen: Ich habe mein Herz gereinigt, ich bin rein geworden von meiner Sünde?“ (V. 9). Gerechte Menschen können und werden inzwischen seufzen; aber sie murren nicht, noch weniger widerstehen sie der Macht, die Gottes Anordnung ist, noch berufen sie sich auf ihr Gewissen, um das Gesetz zu umgehen, sondern sind im Gegenteil bereit, im Gehorsam gegenüber Gott zu leiden. Sie wissen, wie der Zustand des Menschen ist. Keiner kann wahrhaftig sagen kann, dass er sein Herz gereinigt hat und dass er rein ist von seiner Sünde. Ihr Rühmen ist in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den sie nun die Versöhnung empfangen haben. „Zweierlei Gewichtssteine, zweierlei Epha, sie alle beide sind dem Herrn ein Gräuel“ (V. 10). Aber es gibt keine Entschuldigung für den Betrug, gegen den Hohe und Niedrige, Arme und Reiche, ja, und Unehrliche nicht weniger als Ehrliche, laut aufschreien. Vor allem aber ist eine solche vorsätzliche Betrügerei ein Gräuel für den Herrn, der unendlich weit entfernt ist von allen selbstsüchtigen Gefühlen.
Das Böse mag eine Zeit lang unter mancherlei Vorwand oder Deckmantel versteckt werden. Aber das Gute braucht kein Lob: „Sogar ein Knabe gibt sich durch seine Handlungen zu erkennen, ob sein Tun lauter und ob es aufrichtig ist“ (V. 11). „Das hörende Ohr und das sehende Auge, der Herr hat sie alle beide gemacht“ (V. 12). Das hörende Ohr ist eine wunderbar segensreiche Einrichtung, das sehende Auge von noch größerer Tragweite für das Menschengeschlecht in Angelegenheiten dieses Lebens. Wie demütigend ist der Unglaube der Möchtegern-Weisen, die sich und anderen einzureden versuchen, dass der Herr nichts gemacht habe! Sogar ein Heide wie Galen fühlte und bekannte, dass die Hand, die sie schuf, göttlich war. Wenn der Gnostizismus pietätloser Stolz ist, so ist der Agnostizismus der Mensch, der zum Unmenschen herabgesunken ist und sich dennoch damit brüstet. „Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst; tu deine Augen auf, so wirst du satt Brot haben“ (V. 13). Wenn der Mensch es nicht übers Herz bringt, Gott für seine nächtliche Ruhe zu danken und tagsüber seine Führung und seinen Segen zu erbitten, so ruft die Sonne, die ihre Aufgabe erfüllt, den Menschen dazu auf, bis zum Abend an seine Arbeit zu gehen, so wie sie die Tiere des Waldes in ihre Höhlen schickt. Ein Müßiggänger, ein Schläfer während der Stunden des Lichts zu sein, bedeutet, der Armut den Hof zu machen. Die Augen richtig zu öffnen, nämlich zur Arbeit, heißt, satt Brot zu haben. Keiner braucht zu betteln, wenn er es ernstmeint. „,Schlecht, schlecht!‘, spricht der Käufer; und wenn er weggeht, dann rühmt er sich“ (V. 14). Wie niedrig ist der Versuch, den Verkäufer durch Abwertung zu täuschen! Wie falsch ist es, sich des geringen Vorteils zu rühmen, wenn es gelingt! Aber das sind die Wege der Habgier, eine so gewöhnliche Schlinge, wie sie für das menschliche Herz gefunden werden kann, und höchst verhasst für den Gott aller Gnade.