Behandelter Abschnitt Spr 19,23-29
Das ist auch nicht der einzige Trost, den er genießt. „Die Willigkeit des Menschen macht seine Mildtätigkeit aus, und besser ein Armer als ein lügnerischer Mann“ (V. 22). Auch hier ist er bevorrechtigt, in der Spur Gottes zu sein, der gut ist und Gutes tut. Deshalb wird sein Anspruch zu oft an die Stelle der Wirklichkeit gesetzt; und gute Worte verdrängen den Platz der guten Taten. Und niemand versagt mehr als der, dessen großer Geldbeutel mit einem engen Herzen und einer höflichen Zunge einhergeht. Daher haben wir das markige Sprichwort: „und besser ein Armer als ein lügnerischer Mann“ (V. 22). Es ist Gottes Wort, das den Menschen ihre Gewänder vom Leib reißt und ihren wahren Charakter bloßlegt. Mögen wir die Gnade haben, wahrhaftig und liebevoll zu sein, ohne uns zu verstellen.
Wie bereits dargelegt wurde, dass die Furcht des Herrn der Anfang und die Zucht der Weisheit ist, so verlängert sie die Tage, während die Jahre der Gottlosen verkürzt werden. Im Folgenden wird noch mehr von ihrer Tugend gesagt:
Die Furcht des Herrn ist zum Leben; und gesättigt verbringt man die Nacht, wird nicht heimgesucht vom Unglück.
Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, nicht einmal zu seinem Mund bringt er sie zurück.
Schlägst du den Spötter, so wird der Einfältige klug; und weist man den Verständigen zurecht, so wird er Erkenntnis verstehen.
Wer den Vater zugrunde richtet, die Mutter verjagt, ist ein Sohn, der Schande und Schmach bringt.
Lass ab, mein Sohn, auf Unterweisung zu hören, die abirren lässt von den Worten der Erkenntnis.
Ein Belialszeuge verspottet das Recht, und der Mund der Gottlosen verschlingt Unheil.
Für die Spötter sind Gerichte bereit, und Schläge für den Rücken der Toren (19,23–29). „Die Furcht des Herrn ist zum Leben; und gesättigt verbringt man die Nacht, wird nicht heimgesucht vom Unglück“ (V. 23). Jetzt, nachdem wir die Offenbarung des ewigen Lebens in Christus und seine Gaben für den Gläubigen kennen, wie sehr werden die Sprüche vertieft! Welche Befriedigung kann es außerhalb von Ihm geben? „Wer den Sohn hat, hat das Leben“ (1Joh 5,12); und Christus ist die Speise dieses Lebens, sowohl als das wahre Brot aus dem Himmel, das der Welt, und nicht nur Israel, durch den Glauben Leben gibt, als auch in der Auferweckung am letzten Tag. Aber es gibt noch ein weiteres Vorrecht seit seinem Tod, nämlich sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, und so in Ihm zu bleiben, wie er im Christen bleibt. Er ist der Erlöser; was soll der Mensch oder der Satan tun, um zu schaden? Wie sollte Gott uns nicht auch mit ihm alles schenken?
Der Glaube, der den Herrn fürchtet, ist ernsthaft. Der Faulpelz dagegen ist so sehr mit sich selbst beschäftigt: „Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, nicht einmal zu seinem Mund bringt er sie zurück“ (V. 24). Wie er lebt, so stirbt er und geht er zugrunde. „Schlägst du den Spötter, so wird der Einfältige klug; und weist man den Verständigen zurecht, so wird er Erkenntnis verstehen“ (V. 25). Einen Spötter zu schlagen, kann und wird für ihn verloren sein; aber die Einfältigen nehmen sich in Acht, sammeln Gewinn und werden klug. Der Kluge nimmt sich die Ermahnung zu Herzen und erlangt ein bisher nicht gekanntes Wissen. So sind Einfältige und Kluge Gewinner. „Wer den Vater zugrunde richtet, die Mutter verjagt, ist ein Sohn, der Schande und Schmach bringt“ (V. 26). Wie ein Verächter schlimmer ist als ein Faulpelz, so ist noch schuldiger der Sohn, der den Vater plündert und die Mutter und ihre liebenden Bitten ablehnt. Welche Schande und Unehre bringt er! „Lass ab, mein Sohn, auf Unterweisung zu hören, die abirren lässt von den Worten der Erkenntnis“ (V. 27). In einer solchen Welt der Sünde findet der Feind keinen Mangel an boshaften Männern und Frauen, die nicht nur von den Worten der Erkenntnis abirren, sondern sich auch daran erfreuen, die Unvorsichtigen irrezuführen. „Ein Belialszeuge verspottet das Recht, und der Mund der Gottlosen verschlingt Unheil“ V. 28). Ein noch dreisterer Zeuge Belials ist der, der über das Gericht spottet; und der Mund der Gottlosen trinkt Ungerechtigkeit. Aber über kurz oder lang wird Gott nicht verspottet, wenn der Mensch verführt wird; denn was der Mensch sät, das wird er ernten (Gal 6,7).
Darum ist es wahr: „Für die Spötter sind Gerichte bereit, und Schläge für den Rücken der Toren“ (V. 29). Es ist nicht so, dass Gott will, dass ein Mensch gerichtet werde; aber was wäre, wenn Er, um seinen Zorn zu zeigen und seine Macht kundzutun, mit viel Langmut Gefäße des Zorns ertrüge, die zum Verderben bestimmt sind? Sie gaben sich ihrem eigenen Willen hin, der nichts anderes als Sünde ist, und hatten einen bereitwilligen Helfer in dem Erzfeind, der sie zu seinen Sklaven macht. Damit aber Gott den Reichtum seiner Herrlichkeit an Gefäßen der Barmherzigkeit kundtun könne, hat Er sie in seiner Gnade zuvor zur Herrlichkeit bereitet. Alle Sünde ist in und von der Kreatur; alles Gute ist von Gott. Das ist die Wahrheit, sowohl für Gott als auch für den Menschen, dessen einziges Hilfsmittel die Gnade in Christus ist.