Behandelter Abschnitt Neh 7; 8
Kapitel 7 zeigt uns das Volk beim Mauerbau, und das Geschlechtsregister des Volkes, das mit großer Sorgfalt genannt wird, worauf ich nicht einzugehen brauche.
Eine bemerkenswerte Schriftlesung
Doch in Kapitel 8 finden wir, wie sie versammelt sind, und zwar „wie ein Mann auf dem Platz, der vor dem Wassertor liegt. Und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, dass er das Buch des Gesetzes Moses bringen sollte, das der Herr Israel geboten hatte. Und am ersten Tag des siebten Monats brachte Esra, der Priester, das Gesetz vor die Versammlung, sowohl vor Männer als Frauen und vor alle, die Verständnis hatten, um zuzuhören. Und er las darin vor dem Platz, der vor dem Wassertor liegt, vom lichten Morgen bis zum Mittag, in Gegenwart der Männer und der Frauen und derer, die Verständnis hatten; und die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet. Und Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einem Gerüst aus Holz, das man zu diesem Zweck gemacht hatte. Und neben ihm standen Mattitja und Schema und Anaja und Urija und Hilkija und Maaseja, zu seiner Rechten; und zu seiner Linken Pedaja und Mischael und Malkija und Haschum und Haschbaddana, Sekarja, Meschullam (V. 1‒4).
„Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er stand höher als das ganze Volk; und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf. Und Esra pries den Herrn, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: Amen, Amen!, wobei sie ihre Hände emporhoben, und sie verneigten sich und warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Und Jeschua und Bani und Scherebja, Jamin, Akkub, Schabbetai, Hodija, Maaseja, Kelita, Asarja, Josabad, Hanan, Pelaja und die Leviten belehrten das Volk über das Gesetz; und das Volk stand an seiner Stelle. Und sie lasen in dem Buch, in dem Gesetz Gottes, deutlich und gaben den Sinn an, so dass man das Gelesene verstand“ (V. 5‒8).
Hier war ein weiteres Merkmal, und beachtet, geliebte Freunde, dieses Studieren, dieses Lernen, sie zogen Nutzen aus dem Gesetz des Herrn, nachdem sie sich in ihrer wahren Stellung befanden. Ihr werdet niemals feststellen, dass Menschen in einer falschen Stellung in der Erkenntnis wachsen. Sie können zweifellos genug vom Evangelium lernen, um mit Gott in Verbindung zu kommen, und sie können bestimmte moralische Pflichten lernen, und wir wollen Gott dafür danken. Wir dürfen nicht zögerlich sein, das anzuerkennen, was Gott wirkt, wo immer Er wirkt. Doch erwarte nie, dass du die Gedanken Gottes erfährst, wenn du nicht dort bist, wo Gott dich haben möchte. Und es ist offensichtlich, dass das, was für den einen gut ist, für alle gut ist, und dass das, was Gott als seinen Willen für sein Volk gibt, für jeden seines Volkes verbindlich ist. Hier also waren sie versammelt, und zwar in der Stadt Gottes – im Land Gottes, und hier ist es, wo das Gesetz wirkt.
Ich sage nicht, dass es in Babylon und Assyrien keine Personen gab, die das Gesetz des Herrn lasen. Aber alles war so verändert – so widersprüchlich durch die Umstände, die so wenig damit übereinstimmten –, dass in einem solchen Zustand der Gesinnung immer über das Wort hinwegliest. Das Wort macht nicht den gleichen Eindruck. Die Wahrheiten der Schrift sprechen das Herz nicht an. Wenn man sich in einer wahren Stellung befindet, wird alles durch die Güte und Souveränität Gottes erhellt. So finden wir, dass hier und nicht vorher das Gesetz Gottes seinen völligen Platz bekommt; und Nehemia, wie uns gesagt wird, und Esra, der Priester, und die Leviten, sagten zum ganzen Volk: „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig; seid nicht traurig und weint nicht! (Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte.)“ (V. 9). Aber es gibt sowohl eine Zeit, sich zu freuen, als auch eine Zeit, zu weinen. Es gibt eine Zeit, in der wir nicht das Brot der Trauernden essen dürfen. So war es auch hier. „Und die Leviten beschwichtigten das ganze Volk, indem sie sprachen: Seid still, denn der Tag ist heilig; und betrübt euch nicht! Und das ganze Volk ging hin, um zu essen und zu trinken und Teile zu senden und ein großes Freudenfest zu begehen. Denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte“ (V. 11.12). Wir sollen uns an der Wahrheit Gottes erfreuen.
Das Volk versammelte sich also im siebten Monat, um das Laubhüttenfest zu feiern; und das taten sie, so wie sie es seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis zu diesem Tag nicht mehr getan hatten. Eine feierliche Tatsache. Was hatten sie in all diesen Hunderten von Jahren getan? Der Geist Gottes berichtet zu unserer Belehrung, dass das Laubhüttenfest bei den Israeliten seit den Tagen Josuas praktisch keinen Platz mehr hatte. Der Grund dafür ist offensichtlich. Warum dieses Fest? Warum wurde es nicht mehr gefeiert? Zu sagen, dass sie sich in Kriegen und in Unruhen befanden, ist keine wirkliche Antwort. Zweifellos gab es Kriege und Unruhen in den Tagen Josuas und auch in den Tagen der Richter; aber dann kamen David und Salomo. Warum wurde das Laubhüttenfest damals nicht so gefeiert wie jetzt?
Der Grund scheint mir einfach zu sein, und zwar, dass sie so sehr mit der gegenwärtigen Ruhe beschäftigt waren, dass sie die Zukunft vergaßen. Genauso verschwand das Kommen des Herrn aus den Köpfen der Christenheit. Hunderte von Jahren dachten die Menschen nicht daran; sie waren nicht daran interessiert. Sie waren auf der Erde sesshaft. Sie waren mit dem Werk des Herrn beschäftigt. Die Hoffnung zukünftiger Dinge war nicht anziehend für sie. Sie lebten nicht mehr in der Hoffnung auf das Kommen des Herrn. Gott hat sie wieder hervorgebracht und an einem sehr unbedeutenden Tag ans Licht gebracht.
So war es hier die Sammlung des Volkes – die wahre Sammlung, nicht nur das teilweise Werk, das vollbracht worden war, als sie unter Josua in das Land gebracht wurden. Damals war es im Gegenteil so, dass die Bewahrung des Festes verlorenging. Und jetzt, an diesem unbedeutenden Tag, als die Dinge am schmerzlichsten schwachen Punkt waren, den sie je erreicht hatten, war es dann, dass es Treue gab – nicht Macht, sondern Treue. Wenn es Treue gab und ein Festhalten am Werk des Herrn, dann begannen sie die Bedeutung des Laubhüttenfestes zu erkennen. Ihre Herzen blickten nach vorn auf die große Sammlung, wenn die Ernte und die Weinlese stattgefunden haben würde: „Und es war eine sehr große Freude. Und man las im Buch des Gesetzes Gottes Tag für Tag, vom ersten Tag bis zum letzten Tag. Und sie feierten das Fest sieben Tage lang; und am achten Tag war eine Festversammlung nach der Vorschrift“ (V. 17.18).