Behandelter Abschnitt 1Mo 4
Nun haben wir eine neue Szene, die mit einer Änderung des Namens Gottes beginnt. Es ist nicht mehr die Erprobung der Schöpfung, wie Gott sie gemacht hat, und dies wird hier entsprechend gekennzeichnet. Er wird Jahwe genannt. Er wird nicht mit dem früheren gemischten oder zusammengesetzten Namen Jahwe-Elohim bezeichnet, sondern einfach mit Jahwe; und dies findet sich danach, entweder Elohim allein oder Jahwe in den anderen Namen von besonderem Charakter, wie wir sehen werden, bis zur Berufung Israels, wo wir eine angemessene Änderung im Ausdruck seines Namens haben. Aber Adam wird nun ein Vater, nicht unschuldig, sondern gefallen, bevor er das Haupt der Menschheit wurde. Kain wurde geboren, und die gefallene Mutter gab ihm den Namen. Was war das für ein Fehler! Ich bin sicher, nicht dass sie durchaus das Recht hatte, den Namen zu geben, aber es kann bewiesen werden, dass sie einen besonders unpassenden gab. Sie hielt ihren Erstgeborenen für einen großen Gewinn, denn das ist die Bedeutung des Namens Kain. Ach, welche Enttäuschung und welcher Kummer, beides von der ergreifendsten Art, folgten bald. Denn auch Abel wurde geboren; und im Lauf der Zeit kam es dazu, dass sie ihre Opfergaben Jahwe brachten – ein Begriff, der hier, wie ich anmerken darf, in bewundernswerter Weise passend ist. Es war nicht bloß derjenige, der alles erschaffen hatte, sondern der Gott, der in besonderer Beziehung zum Menschen stand – Jahwe. Das ist der Kern der Sache. Kain sah Ihn nur als Schöpfer an, und das war sein Fehler. Die Sünde brauchte mehr. Kain brachte mit, was in einer nicht gefallenen Welt vielleicht genügt hätte – was einem unschuldigen Anbeter dessen, der einfach als Elohim bekannt war, genügt hätte. Es war unmöglich, dass ein solcher Grund zurecht eingenommen werden konnte; aber das empfand Kain nicht.
Er macht eine Religion aus seinem eigenen Herzen und brachte von der Frucht des Erdbodens, der jetzt unter dem Fluch stand; während Abel im Glauben die Erstlinge der Herde und von ihrem Fett darbringt. Und Jahwe achtete auf Abel und seine Opfergabe. Es ist die große Wahrheit des Opfers, an der Abels Glaube festhielt, indem er in seinem geschlachteten Lamm erkannte und bekannte, dass es in einer zerstörten Welt keinen anderen Weg für eine heilige Beziehung und auch für das Bekenntnis der Wahrheit zwischen Gott und Mensch gab. Er opfert Jahwe die Erstlinge seiner Herde – das, was dem Tod entronnen ist.
„Und Kain ergrimmte sehr, und sein Angesicht senkte sich“ (V. 5). Und Jahwe spricht zu ihm: „Warum bist du ergrimmt, und warum hat sich dein Angesicht gesenkt? Ist es nicht so, dass es sich erhebt, wenn du recht tust?“ (V. 6.7). Die Prinzipien der Natur Gottes sind unveränderlich. Ob Menschen gläubig sind oder nicht, ob sie die Wahrheit annehmen oder nicht, Gott hält sich an das, was zu seinem eigenen moralischen Wesen gehört. Dass irgendjemand fähig ist, dem Charakter Gottes in einem nicht gefallenen Zustand zu entsprechen, ist eine andere Sache. Es ist dasselbe Prinzip wie in 1. Mose 4, das wir in Römer 2 noch ausdrücklicher dargelegt finden, wo Gott einerseits sein sicheres Urteil über das Böse zeigt und andererseits seine Zustimmung zu dem, was gut, heilig und wahr ist. So auch hier bei Kain – „und wenn du nicht recht tust“; und das war eine Tatsache. Sein Zustand war der eines Sünders, und er schaute nicht von sich aus zu Gott auf. Aber was diese Begebenheit charakterisiert, ist nicht der Zustand, in dem der Mensch als solcher war – das hatten wir in 1. Mose 3 –, sondern was der Mensch in diesem gefallenen Zustand tat, und vor allem, was er in der Gegenwart Gottes und des Glaubens tat. Gewiss handelte er nicht recht. „Und wenn du nicht recht tust“, heißt es, „so lagert die Sünde vor der Tür“ (V. 7). Böses Verhalten offenbart einen bösen Zustand, der daraus hervorgeht.
Ich glaube nicht, dass der Ausdruck ein Sündopfer bezeichnet, wie manchmal angenommen wird; denn es scheint keinen Grund zu geben, darauf zu schließen, dass die Wahrheit eines Sündopfers bis lange danach auch nur im Geringsten verstanden wurde. „Durch das Gesetz ist Erkenntnis der Sünde“, und bis das Gesetz eingeführt wurde, gab es, soweit uns die Schrift berichtet, keine solche Unterscheidung, wenn überhaupt, zwischen den Opfern. Sie waren alle in einem verschmolzen. Und daher finden wir, dass Hiobs Freunde, obwohl sie in den Augen des Herrn schuldig waren, dennoch mit ihm zusammen Brandopfer darbrachten. Wenn Noah sein Opfer bringt, ist es offensichtlich auch von dieser Art. Hätte es bei diesen Gelegenheiten nicht auch ein Sündopfer gegeben, wenn das Gesetz damals in Kraft gewesen wäre? In weiser Voraussicht sollten alle diese Einzelheiten an einem anderen Tag dargelegt werden. Ich benutze diese biblischen Tatsachen nur, um zu zeigen, was mir die Wahrheit zu sein scheint, dass „Sünde“ sich hier nicht auf das spezifische Opfer dafür bezieht, sondern vielmehr auf das, was durch böses Verhalten bewiesen wurde.
Ungeachtet dessen hielt Gott den Platz aufrecht, der dem älteren Bruder zustand. Aber nichts milderte den erregten und gereizten Geist Kains. Es gibt nichts, was den Menschen wahnsinniger macht als gekränkter religiöser Stolz; und so wird es hier bewiesen, denn er erhob sich gegen seinen Bruder und erschlug ihn. Und Jahwe spricht noch einmal zu ihm. Es war nicht eine Sünde als solche gegen Gott, indem er Ihn verließ, wie bei Adam, sondern gegen den Menschen, seinen Bruder, der von Gott angenommen war.
„Wo ist dein Bruder Abel?“ Auf die Aufforderung Gottes antwortet er mit nicht weniger Härte und Dreistigkeit als Falschheit: „Ich weiß es nicht.“ Es gibt keinen wirklichen Mut bei einem schlechten Gewissen, und die Arglist wird bald offenbar, wo Gott sein eigenes Licht bringt und die Schuld offenbart. Vergessen wir nicht die Arglist der Sünde.
„Was hast du getan!“, sagte Jahwe. „Das Blut deines Bruders schreit zu mir von dem Erdboden her“ (V. 10). Mit Recht wird er nun vom Angesicht der Erde verflucht, zum Flüchtigen und Vagabunden erklärt. Aber der Wille des Menschen stellt sich immer gegen den bekannten Willen Gottes, und gerade der Mann, der dazu verdammt war, ein Flüchtling zu sein, macht sich an die Arbeit, damit er sich hier auf der Erde niederlassen kann. Kain, so heißt es, ging weg vom Angesicht Jahwes und wohnte im Land Nod; zur rechten Zeit wird ein Sohn geboren, der eine Stadt baut, die nach seinem Namen genannt wird. Das ist der Ursprung des zivilen Lebens in der Familie Kains, wo wir die Entdeckung und den Fortschritt der Freuden des Menschen finden; aber zusammen mit dem Fortschritt der Kunst und der Wissenschaft, die Einführung der Polygamie. Der rebellische Geist des Urvaters zeigt sich in dem Nachkommen Lamech.
Aber das Kapitel schließt nicht, bis wir Seth finden, den Gott25 ersetzte (denn das ist die Bedeutung des Namens), oder „setzte“, wie es heißt, „anstelle Abels, weil Kain ihn erschlagen hat.“ Und so wurde Seth auch ein Sohn geboren, und er nannte seinen Namen Enos. Damals fingen die Menschen an, den Namen Jahwes anzurufen.
25 Wie Eva bei der Geburt Kains übermäßig erregt gewesen zu sein scheint und, wie ich glaube, und in dem Kind, das sie als von Jahwe erhalten bezeichnete, einen Erlöser erwartete, so scheint sie mir ein ernüchtertes, wenn nicht gar verzweifeltes Gefühl auszudrücken, wenn sie bei Seths Geburt sagt: „Denn Elohim hat mir einen anderen Nachkommen gesetzt …“ In letzterem sah sie nur ein von Gott natürlich gegebenes Kind. Beides erscheint mir natürlich und gewollt.↩︎