Behandelter Abschnitt Off 21,9-27
Die Braut Des Lammes
(Kap. 21, 9 ff.)
Hier sind wir am herrlichsten Teil des ganzen Buches angelangt. Das Millennium mit seiner irdischen Pracht liegt hinter uns. Die neue Revolte Satans ist im Keime erstickt. Die Toten sind gerichtet, Himmel und Erde sind vergangen und an ihre Stelle ein neuer Himmel und eine neue Erde getreten. Nun folgt unbeschreiblich Herrliches. Johannes darf die Braut des Lammes, das himmlische Jerusalem, sehen. Der Herr selbst aber sieht die Frucht Seiner Leiden, die Mühsal Seiner Seele und ist reichlich gesättigt (Jes 53,11). Die Sünde und ihre traurigen Folgen sind für immer beseitigt, nun weilt Gott ungehindert unter den Menschen wie ein Vater nach vollbrachtem Tagwerk in der Familie. Johannes erhält:
Eine Einladung (Vers 9). «Komm, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen.» Schon früher, anlässlich der Zornschalen, begegnete der Engel dem Johannes, und nun erscheint er wieder und ruft ihm ein «Komm» zu. Er führt ihn im G e i s t e auf einen hohen Berg, um ihm die vollendete Schönheit der Braut des Lammes zu zeigen. «Ich war im Geiste am Tage des Herrn, so leitet Johannes die Offenbarung ein (Kap. 1, 10), i m Geiste sah er den Thron und den Herrn darauf (Kap. 4, 2), i m G e i s t e sah er das Meer und das Tier (Kap. 13, 1), im G e i s t e sah er eine Wüste und das Weib (Kap. 17, 3), und nun sieht er die göttlichen Ziele mit Israel und der Gemeinde abgeschlossen. Er sieht die makellose Vollendung der Braut, tadellos gemacht durch das vergossene Blut des Lammes Gottes, welches die Sünde der Welt hinwegnimmt. Wer für diese Vollkommenheit in Christo ein offenes Auge hat, wird sich nicht mehr in den Dingen dieser Erde verlieren, er wird geistliche Dinge im Geiste von Bergeshöhe aus beurteilen. Haben wir uns wirklich über den Alltag erhoben und verstanden, daß die Seligkeit der Heiligen einem lieblichen Brautstand, einem ewigen Hochzeitstage gleich sein wird.
Ich will dir zeigen. Bis dahin hatte Johannes viel Schönes, aber auch viel Furchtbares gesehen, und er mag sich gefragt haben, wie wohl die Braut des Lammes aussehen werde. «Ich will sie dir zeigen», sagte der Engel. Ein gewaltiges Staunen muss Johannes ergriffen haben, als er die mit Pracht und Glanz geschmückte Braut sah. Er kannte die Braut, das Israel von hier unten, zur Genüge, und aus den Schriften des Alten Testamentes wusste er, wie ungeziemend sich dieses Israel vielfach gebärdete, ja sogar «Hure» betitelt wurde ‑ und jetzt ist es vollendet schön in Christo, dem Bräutigam. Haben wir Gottes Absichten mit den Seinen dahin verstanden, dass all Sein Sinnen der Vollendung der Heiligen gilt, auf daß sie dereinst untadelig vor Ihm zu stehen vermögen. Wenn ja, dann wird auch unser Dienst dementsprechend sein.
Die Herkunft der Braut. Jede Braut kommt aus irgend einem Hause. Rebekka, die Braut Isaaks, kam aus dem Hause des Laban, aus weiter Ferne. Jener gottselige Knecht Abrahams war ausgegangen, sie zu werben und kehrte mit vollem Erfolg heim (1. Mose 24). Die Braut des Lammes aber, die Johannes hier sieht, kommt vom Himmel hernieder. Was jedoch ihre ursprüngliche Abstammung betrifft, so ist sie keineswegs rühmlich (Hes 16,3 ff.). Am Tage ihrer Geburt blickte niemand sie mit Liebe an, verachtet wurde sie aufs freie Feld geworfen, nackt in ihrem Blute liegend. Da ging der Herr vorüber, sah sie und sprach voll Mitleid: «Lebe!» Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe; so war es auch mit der Braut trotz vieler Verirrungen. Zu ihr sprach Er: «Du sollst leben, und dieses Lebens wegen erniedrigte E r sich bis in den Tod. So groß war Seine Liebe zu ihr, dass Er an ihrer Stelle den Tod schmeckte und ihn auf Golgatha siegreich überwand. Ja, diese Verirrte, für die der Herr S ein Blut opferte, hat Er sich erwählt. Ist das nicht zum Staunen! Und gleich wie einst Rebekka im Schmucke Isaaks glänzte, den ihr der treue Knecht angelegt hatte, so glänzt hier die Braut im Schmucke des Bräutigams. Sie ist herrlich um des willen, der sie geliebt hat. Die Braut als solche hat wahrlich nichts zu rühmen. Und haben w i r uns für irgend etwas zu rühmen? Ist nicht alles, was wir sind und haben vom Herrn? Oder ist etwas Herrliches an uns von Natur? Die Braut ist also des Herrn Werk, keine andere Hand hat sie geschmückt als allein die durchgrabene.
Was die Braut besitzt. Sie hat die Herrlichkeit Gottes und des Lammes in sich. Früher sah Johannes ihre Schäden und Schwächen. Musste er ihr Verhalten nicht zu wiederholten Malen in den Sendschreiben rügen? Der Herr hat aber gerade durch das Feuer der Trübsal alles Hässliche, alle Schlacken beseitigt (Jes 1,25). Ohne Läuterung gibt es kein reines Gold (Jes 48,10). Darum wollen wir der Züchtigung stille halten, denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt Er. Übrigens zeitigt die Zucht herrliche Frucht (Heb 12,11).
Je und je hatten einige Knechte Gottes das Vorrecht, die Herrlichkeit Gottes zu schauen. So z. B. Mose (2. Mose 33). Dann die Jünger auf dem Berge der Verklärung (Mt 17). Auch Paulus sah so Wunderbares, dass er es nicht in Worten aussprechen konnte (2Kor 12,4). Und welch einen erschütternden Eindruck die Herrlichkeit Gottes auf den Menschen macht, solange er in diesem Leibe wallt, zeigen Stellen wie Jes 6 und Off 1. Die Braut des Lammes aber sieht nicht nur die Herrlichkeit Gottes mit ungehemmtem Blick, sie besitzt sie.
Wenn nun Paulus die Gläubigen bittet, nach d e m zu trachten, was droben ist, so weiß er warum. Nichts löst den Gläubigen so von Sünde, Welt und irdischem Besitz wie der Gedanke an das unverwesliche ewige Erbe droben. Lassen wir uns doch die in Kap. 3, 18 angebotene Augensalbe schenken, damit wir die ewigen Dinge im Lichte Gottes sehen können. Die Folge wird das Ablegen des alten und das Anziehen des neuen Menschen sein.
Das neue Jerusalem
(Kap. 21, 9 ff.)
In Kap. 17 sahen wir, wie ein Engel dem Johannes die Braut des Antichristen, Babylon, die große Hure, zeigt. Nun erscheint wieder einer der sieben Zornschalenengel und macht den Apostel auf die Braut des Lammes , das himmlische Jerusalem, aufmerksam. Das neue Jerusalem ist d i e Stadt, wovon das heutige Jerusalem in Palästina in gewissem Sinne nur ein schwaches Vorbild ist. Seit Kains Stadt (1. Mose 4,17) war Zusammenleben und zusammengeschlossenes Wohnen das ersehnte Ideal des Menschen, da seine natürliche Tendenz nach Geselligkeit und Gemeinschaft mit der Umwelt geht. Das neue Jerusalem, die heilige Stadt, wird allen Bedürfnissen und allem Verlangen des Menschen entsprechen, ja es wird ihm eine wunderbare Fülle alles Guten bieten. Beachten wir nun einige Einzelheiten dieser herrlichen Stadt.
Ihre Lage. Das neue Jerusalem ist droben, ist frei,
ist unser aller Mutter im Gegensatz zum jetzigen Jerusalem, das auf
Erden ist und mit seinen Bewohnern im Sklavenstande lebt (
Ihr Lichtglanz (Vers 11) ist dem kostbarsten Edelstein, dem kristallklaren Jaspis verglichen. In Vers 23 ist dann noch im besonderen die Rede von der Beleuchtung der Stadt: «Sie bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, auf dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.» Wie wichtig die Beleuchtung einer Stadt ist, haben uns die Jahre der Verdunkelung während des Krieges gezeigt. Mancher Unfall wäre bei Licht vermieden und viele Verbrechen verhindert worden. Die Lichtesfülle, die vom Strahlenglanz Gottes und des Lammes ausgehen wird, ist uns heute unfasslich. Jenes Licht wird alles durchdringen. Die heutigen Röntgenstrahlen dürften im Vergleich zu jenem Licht Dunkelheit bedeuten.
Ihre Mauer. Die Stadt ist von einer etwa 75 Meter hohen Mauer umgeben und schließt alles Unreine aus (Vers 27). Sie ist aus durchsichtigem Jaspis. Die Mauer ist das Bild der Absonderung. Sie bietet aber auch Schutz. Wichtige Belehrungen in bezug auf sie finden wir im Propheten Nehemia. Für die Gläubigen bedeutet Gottes Wort gleichsam eine Mauer zwischen ihnen und der Welt. Zwar versucht Satan oft genug, die Kinder Gottes aus der Absonderung herauszulocken und flüstert ihnen zu: «Die Stadtmauer hat doch nicht umsonst Tore.» Schon das Schielen allein durch die Tore kann zum Verhängnis werden.
Ihre Tore (Vers 12). Es sind ihrer zwölf an Zahl und tragen die Namen der Söhne Israels. Jedes Tor ist aus einer Perle. Diese Tore werden nie geschlossen (Vers 25; Jes 60,11). Die Völker kommen zum Lichte der Stadt, und Könige werden ihr Angesicht vor dem Glanze und der Herrlichkeit des Lammes zur Erde beugen. Übrigens deutet die Tatsache, dass die Tore die Namen der Söhne Israels tragen, an, dass sie speziell auf das Volk Israel Bezug nehmen. Warum das? Der Herr sagt: «Das Heil kommt von den Juden» (Joh 4,22). Ferner belehrt uns Paulus in Röm 9,4, dass den Gläubigen aus den Nationen die reichsten Segnungen gerade durch Israel zugeflossen sind. Und durch diese Tür (Israel) wird vor allem während des Tausendjährigen Reiches eine unbeschreibliche Fülle von Segnungen über diese Erde fließen, denn durch Israel sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden (1. Mose 12,3).
Ihre Grundlagen (Vers 14). Zwölf Steine, und auf diesen stehen die Namen der zwölf Apostel des Lammes. Diese Grundsteine sind aus verschiedenen auserlesenen Edelsteinen von erstaunlicher Farbenpracht. Die Apostel waren es, die den Grund zum Hause Gottes gelegt haben (1Kor 3,10), und es ist begreiflich, dass der Baumeister ihre Namen auf die Grundsteine des neuen Jerusalem geschrieben hat. Die Apostel vergaßen sich um Jesu willen; ihrer Namen wurde zum Teil durch den von ihnen erlittenen Märtyrertod nicht mehr gedacht. Gott aber hat sie eingraviert. Der Name des unbekannten Bartholomäus oder des Andreas wird dort ebenso zu lesen sein wie der des stark hervortretenden Petrus oder des Jakobus.
Ihre Größe (Vers 15-17). Sie ist uns Menschen eigentlich unvorstellbar. Was sind die Wolkenkratzerstädte verglichen mit dem himmlischen Jerusalem? Nur winzige Dörfer! Die Breite und Länge der Stadt ist nach jeder Seite hin etwa 2300 km, aber dass sie auch dieselbe Höhe haben soll, ist uns unfassbar. Wie viele Wohnungen stehen dort bereit? Wie viele Generationen werden darin sein? Welchen Wortschatz wird die einheitliche himmlische Sprache bieten! Ich glaube, dass, wenn wir die ganze Fülle der uns erwartenden Herrlichkeit und Freude zu fassen vermöchten, wir Tag für Tag heimwehkrank wären. Gott hat es gut gemeint mit uns, dass Er uns in Seiner Weisheit so manches verborgen hat.
Ihre Straßen (Vers 21). Sie sind aus reinem Gold, einem uns unbekannten, denn es ist durchsichtig wie Glas. Auf jenen Straßen begegnen sich die Heiligen mit gereinigten Füßen (Joh 13,5 ff.), und unser aller Thema wird das ehrfurchtsvolle Bewundern des Lammes Gottes sein.
Ihr Tempel (Vers 22). Die Stadt hat keinen mit Händen gemachten Tempel, Gott und das Lamm sind ihr Tempel. Auch gegenwärtig wohnt Gott nicht in einem von Menschen erbauten Tempel noch in irgend einer Kirche. Er wohnt unsichtbar in der Gemeinde, die der Tempel des lebendigen Gottes ist (Mt 18,20; 1Kor 3,16). Jetzt sind die Gläubigen die Behausung Gottes im Geiste (Eph 2,21-22), droben aber werden wir, dem irdischen Leib enthoben, den Herrn sehen, wie Er ist (1Joh 3,2). Dann wird die Behausung eine gegenseitig vollkommene sein, Er in uns und wir in Seinem Tempel.
Die glücklichen Bewohner. Nur begnadigte, abgewaschene Sünder sind dort daheim (1Kor 6,11); nur solche, die Leben aus Gott haben (Heb 12,22), deren Namen im Lebensbuch geschrieben stehen.