Behandelter Abschnitt Off 20,11-15
Die zweite Auferstehung (Kap. 20, 11-15)
Den Ausdruck «zweite» Auferstehung kennt die Schrift eigentlich nicht, sie spricht nur von den andern, Toten, die erst nach dem Millennium auferstehen (Off 20,5). Sie ist aber faktisch die zweite, weil die Auferstehung derer, die des Christus sind, zuvor stattfindet und die «erste» genannt wird (Vers 5). Aus dieser zweiten Auferstehung ergibt sich, dass sie alle diejenigen Toten von Adam an in sich einschließt, die an der ersten Auferstehung keinen Anteil hatten. Dabei ist zu beachten, dass sie die Auflösung des ganzen Kosmos umfasst (Kap. 20, 11). An diesem Tage werden Erde und Himmel vergehen (2Pet 3,10). Kein Wunder, dass dann alle Behälter (Tod, Hades und Meer) sich öffnen und ihre Toten herausgeben. Das sind die letzten Erschütterungen (Hagg. 2, 6; Heb 12,26). Des Herrn Stimme wird den ganzen Kosmos in seiner Tiefe umfassen, auflösen und verwandeln und den Toten gebieten, vor Ihm zu erscheinen. Die zweite Auferstehung ist schlechthin das Ende (1Kor 15,24-26). Sie ist das Ende in bezug auf die Auferstehung der Toten, weil ihr keine mehr folgt. Das Ende, weil der letzte Feind aufgehoben wird (1Kor 15,26; Off 20,14) und weil Satan zuvor in den Feuersee geworfen wird (Off 20,10).
Die zweite Auferstehung wird auch das «End- oder Jüngste Gericht» genannt. Es ist der letzte Tag, doch nicht ein Tag von 24 Stunden, sondern die letzte Gerichtsperiode. Zugleich ist dieses Gericht seines furchtbaren Ausgangs wegen das schrecklichste von allen; denn die Gerichteten werden in den Feuersee geworfen. Möchte doch der volle Ernst dieses erschütternden Gerichtes von jedermann erkannt werden!
Was ist unter der zweiten Auferstehung zu verstehen? Das Auferstehen und Gerichtetwerden aller derer, von denen der Herr sagt, dass sie Übles getan haben (Joh 5,24). Hier erscheinen alle, die dem Evangelium nicht geglaubt haben und die ohne Gott und ohne Hoffnung gestorben sind (Eph 2,12; 2Thes 1,7-10). Wie die erste Auferstehung ein Hervorgehen aus den Gräbern zum Leben und zum Regieren mit Christo ist, so ist die zweite Auferstehung ein Hervorgehen aus den Gräbern zum Gericht.
Der Zeitpunkt dieser Auferstehung. In Kap. 20, 5 lesen wir: «Und die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren.» Der Zeitpunkt dieser Auferstehung liegt also kurz vor dem Moment der Umgestaltung der Erde und des Himmels in die neue Erde und in den neuen Himmel, ganz am Ende alles Zeitlichen, denn in Verbindung damit wird ja der Kosmos aufgelöst. Längst sind die Gläubigen auferstanden und haben bereits tausend Jahre mit Christo Segnungen und Freude geteilt.
Der Thron. Die Schrift redet öfters von Thronen, aber nur einmal vom «weißen» Thron. Er wird «groß und weiß» genannt, weil alles überragend. Die Farbe deutet auf die Heiligkeit dessen hin, der auf dem Throne sitzt. Weiß, das Symbol der Gerechtigkeit und Reinheit im Gegensatz zur Sünde, die gewöhnlich als schwarz und schmutzig charakterisiert wird. Als Jesaja in den Tagen Ussijas den Herrn auf hohem Throne sah, erschrak er und sprach das demütige Bekenntnis aus: «Wehe mir, denn ich bin unrein.» Die Heiligkeit Gottes hatte ihn durchleuchtet. Wenn aber dieser gereifte Gottesknecht schon ein Wehe über sich selbst aussprach, was wird erst der schuldige Sünder bekennen müssen (1Pet 4,18) ! Und wenn Belsazar, vor dessen Macht Königreiche bebten, allein vor der bloßen Hand, die an die Wand schrieb, zitterte, wie wird er erst schlottern, wenn er vor dem weißen Thron stehen wird (Dan 5).
Der Richter. Auch auf diesem Thron sitzt wiederum der Sohn als Richter, da Ihm alles Gericht vom Vater übergeben worden ist (Dan 7,9-10; Joh 5,27; Apg 10,42; 17,31; 2Thes 1,8.9). Wunderbar beschreibt Daniel diese richterliche Gestalt (Dan 7,9.10). Mit einem Blick übersieht Er mit Seinen Augen gleich einer Feuerflamme die ganze Lage (Off 1,14). Der Herr Jesus, der selbst Mensch war und in allen Stücken versucht wurde, ist gewiss der geeignetste Richter. Er wird jeden einzelnen Menschen durch und durch kennen. Man denke, wie Er damals die Samariterin im ersten Augenblick durchschaute (Joh 4) und auch die Gedanken der Pharisäer sah Er (Mt 9,4). Er suchte jeden mit inniger Liebe, vergoss Sein kostbares Blut für alle, darum wird jeder, der an dieser Liebe und am Erlösungsblut achtlos oder gar ablehnend vorübergeht, vor dem Richter erscheinen müssen. Keiner kann entfliehen. Der Apostel fragt: «Wie wollen wir entfliehen, wenn wir eine so große Seligkeit vernachlässigen» (Heb 2,3).
Die Gerichteten. Das werden alle diejenigen sein, die nicht teilhatten an der ersten Auferstehung. Das Allmachtswort Christi wird plötzlich alle Sünder von den Tagen Adams bis zum letzten, der seiner Sünde wegen im Millennium starb, aus den Gräbern rufen, um vor Ihm zu erscheinen (1Pet 4,5).
Da werden die vornehmen Sünder genannt, Kaiser und Könige, Präsidenten und Führer, die ehedem auf goldenen Thronen saßen! Also vornehme Sünder, denen es ihrer Stellung wegen möglich war, irdischen Gerichten zu entgehen, müssen hier erscheinen. Die Hochmütigen werden zerschmettert werden (Jud 15). Am jüngsten Tage geht es nicht nach Rang und Stand, auch nicht mehr nach Partei. Es wird keiner in eigener Gerechtigkeit bestehen (Jes 64,6).
Auch die kleinen Sünder werden nicht übersehen, wie z. B. Frau Lot, die nur zurückschaute. Die kleinen Füchse verderben den Weinberg. In Mt 25,31 ff. nennt der Herr scheinbar geringfügige Unterlassungssünden als Grund zur Verdammnis.
Die Gerichtsgrundlage. Dem dreimal Heiligen ist nichts verborgen, alles ist bloß und aufgedeckt vor Ihm (Heb 4,13; 2Chr 16,9). Der Herr bedarf keiner Bücher, Er weiß, was im Menschen ist (Joh 2,25). Dennoch lesen wir: «Und Bücher wurden aufgetan» (Vers 12). Warum schreibt der Allwissende Bücher im Himmel? (Wir schreiben die unsern auf Erden.) Ist es vielleicht, weil wir, Seine Glieder, als nicht Allwissende mitrichten werden? (1Kor 6,2-3.) Angesichts der genauen Eintragung in die Bücher werden alle zum Gericht Auferstandenen verstummen – auf tausend können sie nicht eins antworten (Hiob 9,3; Mt 22,12). Die Bücher werden dem einzelnen als Beleg vorgewiesen; denn darin sind die Werke eines jeden nach den tiefsten Beweggründen niedergelegt.
Das Verborgene wird gerichtet werden. Der Apostel Paulus bestätigt dies in Röm 2,16. Was in den Kammern geschehen ist, wird so offenbar werden als wäre es auf die Dächer geschrieben. Jeder heimliche Diebstahl, jeder Ehebruch kommt dort ans Licht. Ach, wollte doch der Sünder bedenken, dass, wer sich j e t z t selbst richtet, nicht ins Gericht kommt.
Auch von jedem unnützen Wort wird Rechenschaft gefordert (
Auch der Unglaube kommt ins Gericht (Joh 3,36). Wer dem Sohn nicht glaubt, macht Ihn zum Lügner, wer sich nicht für Ihn entscheidet, ist schon gerichtet (Joh 3,18-20). Jeder, der den Herrn Jesus und Sein Wort verwirft und nicht in Seinem Blute Vergebung erlangt hat, wird trotz seinem moralischen Leben in den Feuersee geworfen. Wie schrecklich!
Das Lebensbuch. Manche der edelgesinnten Wohltäter, Philanthropen und Religiösen werden nicht eingetragen sein und den Richterspruch zu hart finden. Sollten auch sie den Feuersee verdient haben? Unfasslich für siel Aber auf Grund der guten Werke wird niemand ins Lebensbuch eingetragen. Nur wer den Herrn Jesus zu Lebzeiten im Glauben als seinen persönlichen Heiland angenommen hat, wird im Lebensbuch eingetragen sein. Ein Kirchen- oder Gemeindemitgliederverzeichnis gibt es dort nicht. Jeder aber, der aus Gott geboren ist, weiß, dass sein Name eingetragen ist (Phil 4,3; Off 3,5; 13,8; 17,8).
Das furchtbare Ergebnis. Der Feuersee. Hier wird jeder ernten, was er gesät hat. Der Ausgang des Gerichtes wird so gerecht sein, dass keiner es wagen wird, gegen das gefällte Urteil zu protestieren. Niemand wird im Feuersee allein wegen seiner ungerechten Taten sein, sondern vielmehr, weil er nicht durch den Glauben an den Herrn Jesus in Ihm erfunden wurde. Hingegen gibt es für die, so in Christo Jesu sind, keine Verdammnis mehr (Röm 8,1). Die Strafe wird nicht für alle gleich sein, das zeigen folgende Schriftstellen: Mt 10,15: 11, 21-22; Lk 10,12.14; 12,47.48. Diejenigen, die viel das Wort hörten, aber nicht umkehrten, werden härtere Strafe leiden (Mt 12,41-42; 2Thes 1,8-9). Andere werden ein noch größeres Maß an Strafe erlangen (Off 22,18).
Der einzige Ausweg. Entfliehe dem kommenden Zorn Gottes! (Mt 3,7-8; 2Kor 5,20-21; Apg 17,30.) Möchten die Zögerer wie Tara die furchtbare Gefahr erkennen, noch heute zum Kreuze fliehen und Deckung unter dem kostbaren Blute suchen. Dass doch auch alle, die wie Felix auf gelegenere Zeit warten, daran denken, dass er sie nicht mehr fand. Auch allen denjenigen, die noch auf beiden Seiten hinken und weder kalt noch warm sind, rufen wir zu: «Lasst euch versöhnen mit Gott, entfliehet dem ewigen Verderben! Der einzige Ausweg geht über Golgatha.»