Behandelter Abschnitt Off 14,14-16
Das Abernten der Erde (Kap. 14, 14-16)
Zwei eindrucksvolle Gerichtshandlungen werden uns in den Versen 14-20 vor Augen geführt: das Abernten der Erde und die Weinlese. Und obwohl diese zwei Geschehen ein Ganzes bilden, wollen wir sie doch getrennt behandeln, da ersteres wohl die Nationen und letzteres Israel angehen dürfte. Tief einschneidend ist der Ausgang dieser zwiefachen Ernte. Volle Beachtung findet zunächst:
Der Herr der Ernte. Wer ist dieser? Gewiss kein
anderer als der Herr Jesus, nannte Er sich doch selber so (
Sein Aussehen . Er gleicht einem Menschensohne. Einst war dieser Menschensohn selbst der Sämann, lebte unter den Menschenkindern und streute guten Samen aus (Mt 13,37); hier aber kommt Er in der Eigenschaft des Schnitters zur Ernte der Erde. Wie ganz anders erscheint Er diesmal im Vergleich zu damals, da die Schrift zum ersten Male den Ausdruck «Menschensohn» gebraucht; dort hatte Er nicht, wo Er das Haupt hinlege (Mt 8,20), und hier ist Er über alles erhaben.
Sein Erntewagen ist ein bis ,jetzt nicht da gewesener, eine w e i ß e W o 1 k e ! Hehr und ehrfurchtgebietend sieht Johannes den Herrn der Ernte auf der Wolke sitzen, während Er der Menschheit noch verborgen ist.
Seine würdige Auszeichnung. Erträgt eine goldene Krone auf Seinem Haupte. Sie ist das Zeichen der Königsherrschaft, welche der Herr bei Seinem Erscheinen in Macht und Herrlichkeit antreten wird (Kap. 19, 12; Lk 23,42). Hier erscheint Er als Richter, aber auch als König der Könige, der sich alle Reiche der Welt unterwirft. Der einst mit Dornen Gekrönte hat Sein Haupt ehrenvoll mit Gold geziert und macht Seine Rechte geltend (Ps 8,6). Gott hat Ihn gekrönt.
Sein E r n t e g e r ä t . Er hat eine scharfe Sichel in Seiner Hand. Sie ist gewetzt, wie der Psalmist sagt (Ps 7,13) und bedeutet Gericht (Joel 4,13), welches der Vater in Seine Hand gelegt hat (Joh 5,22.27). Diese scharfe Sichel ist nur für die Bösen und Unfruchtbaren bestimmt, sie wird das zähe Unkraut abmähen, denn der Weizen ist zum größten Teil schon in seiner Scheuer.
Sein Gerichtsthron. Dieser unterscheidet sich von jedem andern. Throne von Gold oder Elfenbein sind verschwindendes Nichts gegen diesen. Der Thron ist eine weiße Wolke. Die Farbe ist dieselbe wie die des weißen Thrones, auf welchem der Herr später auch sitzen wird.
Die Schnitter. Der Herr der Ernte schickt nicht nur Arbeiter aus, das Feld zu bestellen, Er sendet auch Schnitter. In Mt 13,41 erfahren wir, dass Schnitter Engel sind. Sie sind an die vier Ecken der Erde gesandt, um das Unkraut zu sammeln, die Gottlosen abzumähen und in Bündel zu binden. Wird es dann so viele Sorten Bündel geben wie Arten von Unkraut? Bündel grober Sünder, religiöser Heuchler und fanatischer Irrlehrer.
Der Engel, der hier dem Menschensohn zuruft, die Sichel zu brauchen, kommt aus dem Tempel im Himmel. Engel, als die Vertreter der ganzen Schöpfung, halten Ausschau sowohl nach dem Tage des Gerichts und der Erlösung der ganzen Schöpfung als auch nach der Offenbarung der Söhne Gottes mit dem Sohne Gottes. Sie warten darauf, dass auch selbst die Schöpfung frei gemacht werde von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8,18-22).
Das Erntefeld. Es umfasst zunächst die vor uns liegenden Kapitel 14-19. Die sieben Engel in Kap. 16 treten mit scharfer Sichel, mit ihren Zornschalen, auf und gießen sie auf das Reich des Tieres aus. In Kap. 17 und 18 wird uns das Gericht über B a b y 1 o n , der großen Hure, geweissagt. Und endlich sehen wir, wie drei Frösche die Könige der E r d e betören, um all das Unkraut zum großen Erntetag nach Harmagedon zu versammeln. Auf jenem Erntefeld wird die satanische Trinität samt ihrem Gefolge abgeerntet werden (Joel 3; Jer 51,33).
Die Erntezeit. Sie findet am Ende des Zeitalters statt. Dieses gegenwärtige Zeitalter schließt ab mit dem Erscheinen Christi in Macht und Herrlichkeit mit allen Seinen heiligen Engeln und mit allen Seinen Heiligen, die mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit (Kol 3,4; Off 19). Vorher aber wird Er Seine Gemeinde heimholen, um dann mit ihr zu diesem Erntefest zu kommen.
Worin besteht das Ernten. Gewiss nicht in der Heimholung der Gemeinde; diese ist dann längst im Vaterhaus. Außerdem haben andere herrliche Erntetage stattgefunden. Da ist die große Schar aus allen Nationen in Kap. 7 eingeerntet worden, dann die hundertvierundvierzigtausend Versiegelten in Kap. 14. Der gute Weizen ist also größtenteils in seiner Scheuer. Die Engel lassen die dann noch übriggebliebenen Gerechten stehen, denn sie sollen den Herrn der Ernte, den großen König, ins Reich begleiten. Sie hatten schwer für den Herrn gelitten, nun kommen sie zu besonderer Ehre. Hier werden also nur die Gottlosen abgemäht; sie sind überreif, dürr und unfruchtbar und ernten den Fluch wie ,jener Feigenbaum in Mt 21,20.
Ein ähnliches Bild. In Mt 3,12 gibt Johannes der Täufer einen kurzen zusammengefassten Überblick über die Ernte und das Trennen des Weizens von der Spreu. Selbst die schöne Kornblume, der leuchtende Mohn und die sich fest dem Weizenhalm anschmiegende Wicke sind Schädlinge. Unkraut und Spreu ‑ beide taugen nichts ‑ auch wenn sie sich noch so eng mit dem Weizen verwachsen wähnten und selbst auf der Tenne eine Zeitlang nebeneinander lagerten. Der Tag des Sichtens kommt! So verhält es sich mit den bloßen Bekennern und den wahren Gotteskindern (Mt 7,21-23). Wie gleich sahen sich die klugen und die törichten Jungfrauen, Judas und die andern Apostel! Der Herr Jesus kannte den Judas allerdings von Anfang an, aber keiner der Apostel vermutete in Judas den Verräter. Am Sichtungstage nützt es nichts zu sagen: «Wir haben Abraham zum Vater.» Dann gibt es nur Weizen oder Unkraut. Es frage sich nun jeder ernstlich, werde ich am Tage, da der Herr selbst die Tenne säubern wird, Weizen sein oder Spreu? Eine dritte Gattung gibt es nicht.