Behandelter Abschnitt Off 8,6-12
Die ersten vier Posaunenengel
(Kap. 8, 6-12)
Die Stille im Himmel ist vorüber. Für Johannes war sie zweifellos ein Erlebnis sondergleichen. Gott nimmt sich Zeit zur Stille, bei Ihm geschieht nichts in Eile und Hast, nichts unüberlegt wie bei uns. All Sein Vorhaben und Tun ist vollkommen, auch Seine Gerichte sind unvergleichlich gerecht. Nun treten die ersten vier Engel mit ihren Posaunen hervor. Sie sind die Vollstrecker der Strafgerichte, durch welche die wichtigsten Voraussetzungen alles geschöpflichen Lebens getroffen werden, nämlich die Erde, die Gewässer und die Himmelskörper.
Marschbereit (Vers 6). Die Gerichtsengel stehen gegenwärtig vor Gott und warten auf Seine Befehle. Im allgemeinen sind die Engel ausgesandt zum Dienste um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit (Heb 1,14), hier aber zur Bestrafung der Gottlosen. In der Vernichtung der Feinde liegt zugleich die Befreiung der Gläubigen (2Kön 19,35).
Der erste Posaunenengel. Die Mehrzahl der sieben
Posaunen werden von einigen Auslegern symbolisch gedeutet. Dazu mag eine
gewisse Berechtigung vorliegen. In jedem Fall gehen wir aber sicherer,
wenn wir sie wörtlich nehmen. Niemand symbolisiert die ägyptischen
Plagen, man glaubt an ihre Wirklichkeit, und warum sollten denn die
Posaunengerichte anders gedeutet werden? Wenn Gott von Gras, Bäumen,
Flüssen, Bergen und Sternen redet, so meint Er gewiss nichts anderes. Er
lässt die Menschen wieder Wunder sehen wie einst in Ägypten (
Die Folgen der ersten Posaune. Stellen wir uns nur einmal das Bild vor Augen, wenn Hagel und Feuer mit Blut gemischt wie Regen auf die Menschen fallen. Ein Drittel aller Gewächse werden durch diese einzige Zornschale vernichtet. Dies bedeutet einen gewaltigen Verlust an Lebensmitteln für Menschen und Vieh. Das Hagelwetter wird wohl strichweise über die Erde gehen, andernfalls alles vernichtet würde. Das Land wird so öde aussehen wie in den Tagen des Ahab und Elia (1Kön 17).
Der zweite Posaunenengel (Vers 8-9). So wie bei der
Eröffnung der Siegel ein Gerichtsengel dem andern auf dem Fuß folgte, so
folgt eine Posaune dicht hinter der andern her. Ein brennender Berg
fällt ins Meer, und der dritte Teil des Meeres wird zu Blut – ähnlich
der ersten ägyptischen Plage (2. Mose 7,19-21;
Die Folgen der zweiten Posaune. Der dritte Teil der im Meere lebenden Geschöpfe kommt um. Dass Gottes Gericht auch die Fische und Schiffe erfassen wird, sagen schon die Propheten Hosea (4, 1-3), Zephania (1, 3) und Jesaja (2, 16). Nachdem durch die erste Posaune die Felder schwer gelitten haben und ein fühlbarer Mangel an Lebensmitteln eintritt, wird auch die Hoffnung auf reichen Fischfang plötzlich zerstört. Also Erweiterung der Lebensmittelknappheit. Zu diesem kommt noch das Unglück, dass ein Drittel aller Schiffe verbrennt. Ungezählte Handelsschiffe mit kostbaren Ladungen fallen dem Feuer zum Opfer. Nun folgt Mangel an Schiffsraum, und man spricht von Transportschwierigkeiten. In den Tageszeitungen löst eine Sensation die andere ab. In Ägypten stank das Wasser nach der Plage, und so wird es wohl auch dann sein.
Der dritte Posaunenengel (Vers 10-12). Ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, fällt auf die Erde. Nach unsern Begriffen könnten wir ihn mit einem Kometen oder Meteor vergleichen. Manche Ausleger sind der Auffassung, dieser Stern sei eine abgefallene Größe. Die Vermutungen, wer diese Größe sein könnte, sind aber ebenso zahlreich und verschieden wie die Ausleger selbst. Warum die Dinge nicht so nehmen, wie sie dastehen? Was hindert uns daran?
Die Folgen der dritten Posaune. Hier wird wohl die Erfüllung von Jer 9,13-15 liegen. Der Stern, der den Menschen bis dahin so freundlich winkte, bringt ihnen nun Bitterkeit. Flüsse und Quellen werden getroffen. Der dritte Teil des Süßwassers wird ungenießbar, und wer in seinem Durst davon trinkt, trinkt sich den Tod. Einst gaben die Feinde dem Sohne Gottes am Kreuze Essig mit bitterer Galle vermischt zu trinken, nun tränkt Er sie mit Wermut (Mt 27,34).
Der vierte Posaunenengel (Vers 12). Die mit dieser vierten (das ist die mittlere) Posaune verbundene Finsternis erinnert uns stark an die eingetretene Finsternis beim vierten (mittleren) Kreuzeswort. Außerdem haben wir hier die Einlösung eines der Worte aus des Herrn Mund (Lk 21,25-28), indem Er in Verbindung mit diesen Zeichen von Seinem Kommen mit großer Macht und Herrlichkeit redet.
Die Folgen der vierten Posaune. Am vierten Tage schuf Gott die Himmelskörper (1. Mose 1,14-19), und sie waren sehr gut. Hier bei der vierten Posaune hüllen sie sich in Dunkel. Die
Die vier Plagen der ersten vier Posaunen sind nur der Anfang der sich nach Umfang und Schärfe schnell steigernden Zorngerichte des Allmächtigen. Dies wird uns klar durch eine Vergleichung der ersten vier Posaunen mit den zur siebenten Posaune gehörenden vier ersten «Schalen des Grimms Gottes». Der Zusammenhang der sieben Posaunen und der sieben Schalen des Grimms Gottes zeigt sich 1. In der Aufeinanderfolge der in beiden enthaltenen Plagen; 2. In der auffälligen Verwandtschaft dieser Plagen; 3. Darin, dass dieselben sieben Engel, welche die Posaunen blasen, später auch die sieben goldenen Schalen des Grimms Gottes ausgießen (Off 15,6-7).
Den Weheruf des Adlers verstehen wir am besten, wenn wir, wie nachstehend geschieht, die Wirkungen der zweiten, dritten und vierten Posaune denjenigen der zweiten, dritten und vierten Zornschale gegenüberstellen.
Zweite Posaune: Der dritte Teil der Zweite Zornschale (16, 3):
Bewohner des Meeres starb, der Alles, was in dem Meere ist, stirbt.
Dritte Teil der Schiffe wird zerstört.
Dritte Posaune: Der dritte Teil der Dritte Zornschale (16, 4 -7)
Wasser wird zu Wermut, und viele Die Ströme (also alle) und
Menschen sterben von den Wassern. Die Wasserquellen werden zu Blut.
Vierte Posaune: Der dritte Teil der Vierte Zornschale (16, 8-9)
Sonne wird geschlagen. Der Sonne, also der ganzen Sonne, wird gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen.
Wir sehen aus dieser Gegenüberstellung klar und deutlich, wie die kommenden Gerichte Gottes an Umfang und Furchtbarkeit sich schnell steigern werden.
Zum Schluss weisen wir noch auf den tiefgeheimnisvollen Zusammenhang hin, welcher besteht zwischen dem von den künftigen Gerichtsschlägen zunächst heimgesuchten dritten Teil der «Schöpfung» und dem dritten Teil «der Sterne des Himmels», die bei dem großen Zeichen in Kap. 12 der große feuerrote Drache mit sich fortzieht und auf die Erde wirft.
Mit diesem dritten Teil der auf die Erde herabgeworfenen Sterne des Himmels, welche der Drache (Satan) «mit sich fortzieht» (vermutlich die mitgefallene Engelwelt) und dem dritten Teil der bei den Gerichten der ersten vier Posaunen heimgesuchten Schöpfung hat es, wie gesagt, eine tiefe Bewandtnis. Sind doch gerade in dem Buche der Offenbarung Sterne und Engel nebeneinandergestellt, und es ist kein bloßer Zufall oder Vergleich, wenn der verklärte Herr selbst von dem «Geheimnis der sieben Sterne» also redet: «Die sieben Sterne sind Engel der sieben Versammlungen.»