Behandelter Abschnitt Off 3,14-22
Laodizäa (Kap. 3, 14-22)
Laodizäa ist die letzte der sieben Gemeinden. Ihr Name bedeutet: Volksgerechte. Die sieben Gemeinden geben uns einen Überblick über die Gemeinde Jesu Christi auf Erden von den Tagen der Apostel an bis zum Kommen des Herrn. In ihnen spiegelt sich im Kleinen das ab, was wir durch die fast zwei Jahrtausende in der Geschichte der sogenannten christlichen Kirche beobachten können. Somit ist für uns der prophetische Wert dieses Teiles der Offenbarung von größter Bedeutung. Der gut gemeinte, fromme Wunsch, dass wir noch ein Pfingsten für die Gemeinde zu erwarten haben, dürfte gerade durch diese Belehrung der Heiligen Schrift genügend widerlegt sein. Laodizäa führt uns in die Zeit des Abschlusses der Gemeinde Jesu Christi auf Erden hinein. Und da der Laodizäa‑Charakter heute so deutlich hervortritt, muss das Kommen des Herrn nahe sein.
Die Bibel kennt sieben Zeitalter, und leider müssen wir wahrnehmen, dass jedes dieser Zeitalter im menschlichen Versagen endet und mit einem Gerichtsakt abschließt. Auch das Zeitalter der Gemeinde macht hier keine Ausnahme.
Die dreifache Offenbarung Christi. Hier spricht der Herr zu dem Engel (Diener) der Gemeinde zu Laodizäa:
Als der Amen. Nur hier wird der Herr in der Schrift «das Amen» genannt. Er ist das Amen jeder Verheißung; denn in Ihm ist alles erfüllt (2Kor 1,20). Seine Aussprüche bedürfen weder einer Korrektur noch einer Ergänzung, kein Strichlein bleibt unerfüllt. Dafür bürgt «das Amen».
Als der treue und wahrhaftige Zeuge (1Joh 5,20). Er sieht die Dinge, wie sie sind, setzt Seinem Zeugnis nichts hinzu, nimmt aber auch nichts hinweg. Jeder Gemeinde und auch Laodizäa bezeugt
Er wahrheitsgetreu ihren Zustand. Seine Feststellungen über Laodizäa sind unantastbar genau, und wenn die Gemeinde diese Seine Begutachtung anerkennt, sich beschämt und demütig darunter beugt, so ist der sichere Weg aus Lauheit und Sünde gebahnt.
Als der Anfang der Schöpfung (Joh 1,3; Kol 1,16-17). Er ist also Urheber der sichtbaren und der unsichtbaren Schöpfung. Er ist das Haupt der Neuschöpfung Seiner Gemeinde. Durch Ihn und für Ihn besteht alles.
Die Aussage des wahrhaftigen Zeugen (Vers 15). Erschütternd ist Sein Zeugnis über Laodizäa. Hier kann selbst Er, der die Liebe ist, nichts Gutes finden. Die Gemeinde ist weder kalt noch warm. Nichts ist so abstoßend für den Herrn wie Lauheit. Wir begegnen hier ähnlicher Halbheit, wie sie schon in den Tagen des Elia war (1Kön 18,21). Menschen, ohne jede Erfahrung mit Gott gemacht zu haben, ohne Wiedergeburt, rühmen sich großer Dinge. Sie sind ohne Frucht für den Herrn und deshalb reif zum Gericht (Joh 15,6).
Selbstempfehlung (Vers 17). Das Sprichwort sagt: «Eigenlob stinkt.» Wie wahr ist dies von Laodizäa! Anstatt zu trauern (Klagl. 5, 16), brüsten sich die Gemeindeglieder. Sie rühmen sich als reich und satt; denn da waren Gaben, schöne Gebäude, berühmte Redner, leistungsfähige Chöre und große Einnahmen. Hier wird einfach der Mensch mit seinen Leistungen bewundert. Laodizäa redet nur von sich und nicht vom Herrn, wie etwa Paulus tat (Phil 3,8-9). Andere sollen uns rühmen, wenn etwas zu rühmen ist (2Kor 10,12; Spr 27,2).
Göttliche Richtigstellung (Vers 17). Elend, jämmerlich, arm, blind und bloß sind die Lauen in Gottes Augen. Wahrlich, ein düsteres Bild! Der Herr in Seiner Gnade zeigt Laodizäa aber nicht nur den wahren Zustand, sondern auch das einzige Heilmittel. «Tue Buße», ruft Er der Gemeinde zu. Dazu ist Sein Strafen nur Liebe (Vers 19). Der Herr lässt Laodizäa wissen, dass allein bei Ihm wahrer Reichtum ist, den sie sich erwerben sollen, nämlich Gold im Feuer geläutert, weiße Kleider und Augensalbe.
Vor der Tür (Vers 20). Gewöhnlich wird dieses Wort nur in evangelistischer Weise benützt, aber dies ist nicht sein eigentlicher Sinn. So erschütternd wie das ganze Schreiben, so traurig ist der Schluss. In Philadelphia sahen wir den Herrn i n m i t t e n der Gemeinde, hier aber ist Er v o r der Tür. Für Ihn und Seine Reichtümer hatte man keinen Raum. Dies ist das getreue Bild der heutigen bekennenden Christenheit. Man ist ohne Christus, ja, man schämt sich Seiner. Goethe hat trefflich gesagt: «Er war nunmehr der Länder satt, da es so viele Kreuze hat, dass man vor lauter Kreuz und Christ, Ihn eben und Sein Kreuz vermisst.» Mit einem solchen C h r i s t e n t u m kann der Herr sich nicht eins machen. Er wird es ausspeien, wenn Er wiederkommt.
Eine letzte Mahnung (Vers 20). «Ich klopfe an.» Ja, wahrlich, der ausgeschaltete Herr klopft auch bei der Christenheit durch allerlei Züchtigung, Not und Elend an. Wird sie Sein Klopfen hören und verstehen, oder ist es nur noch der einzelne, der Jemand, der Gottes Stimme hört und auftut? Alle, die Ihm auftaten, sammelt Er in Seinem Namen und um Sein Wort und hält Abendmahl mit ihnen, weil Er es unmöglich mit Laodizäa feiern kann. Nun die Frage: Sind wir in Laodizäa oder bei den Herausgerufenen?
Auf den Thron erhoben (Vers 21). Diese Ehre wird den Überwindern zuteil. Sie haben nicht allein Gemeinschaft mit dem Herrn hienieden, indem Er Abendmahl mit ihnen feiert (Joh 15,13-15), sondern sie werden mit Ihm regieren. Alle, die inmitten von allgemeiner Lauheit überwunden und in Liebe Ihm zugetan waren, wird Er hoch erheben.