Behandelter Abschnitt Off 13,11-18
Das zweite Tier, der falsche Prophet (Kap. 13, 11-18)
Eben sahen wir die furchtbare Gestalt des ersten Tieres, des Antichristen, und sein satanisches Wirken. Unser Abschnitt zeigt uns nun eine nicht weniger gefährliche Satansperson, das zweite Tier, den falschen Propheten. Man dürfte ihn auch den «Propagandaminister» des Weltherrschers nennen. Er kommt nicht in demselben Gewand wie sein Kumpan, aber dennoch mit demselben Herzen. Beide, der Antichrist und der falsche Prophet, werden bezeichnenderweise «Tiere» genannt, doch handelt es sich in Wirklichkeit um Personen; ihr Gerichtetwerden lässt uns dies erkennen (Vers 8). Diese beiden Tiere, obwohl verschieden in Auftreten und Tätigkeit, sind ein und derselben Herkunft. Beachten wir kurz das zweite Tier.
Eine Erfüllung der Weissagung. Nicht nur der Antichrist als solcher wird in der Schrift vorausgesagt, sondern auch der falsche Prophet. In demselben Zuge, da der Herr von falschen Christi redet, spricht Er auch von falschen Propheten (Mt 24,24). Falsche Propheten (in der Mehrzahl) waren allerdings zu allen Zeiten da, besonders aber in der Endzeit, und wir sollen uns vor ihnen hüten (Mt 7,15). Hier aber handelt es sich um den falschen Propheten.
Sein Erscheinen. Das erste Tier kam aus dem Meer, dieses aber aus der Erde. Es ist der Mensch der Erde (Ps 10,18). Dieses Tier ist das Gegenstück des Heiligen Geistes, der von oben kommt, während es selbst von unten ist und ein genau so ausgesprochenes Werkzeug Satans wie der Antichrist. Die Amtsperiode dieses zweiten Tieres ist von noch kürzerer Dauer als die des Antichristen. Nur dreieinhalb .Jahre, denn wir begegnen ihm nur in der zweiten Hälfte der siebenzigsten Jahrwoche Daniels.
Dieser Prophet ist die wichtigste Stütze des Antichristen. Das erste Tier hat nicht allein zehn Könige als politische Machtstützen, es hat auch eine starke religiöse Hilfe; denn gleich wie Pharao Jannes und Jambres dem Mose (dem Gesandten Gottes) und Aaron (dem Sprecher Gottes) gegenüberstellte, so wird der Drache als Antigott in den Endtagen seine Abgeordneten, den Antichrist und den falschen Propheten, senden und sie den zwei Zeugen Gottes gegenüberstellen (Kap. 11, 3). Das erste Tier, der Antichrist, hat jedes Ministerium in seiner Hand; auch das religiöse. Nur ein Wille, der seine, hat dann Geltung. Der Ausspruch Friedrich des Großen: «In meinem Reich kann jeder nach seiner Fasson selig werden», ist dann ganz hinfällig. Hier gilt nunmehr absolutes Zusammenwirken von Staat und Religion. Auf keinem Gebiet ist Satan je erfolgreicher gewesen als auf dem der gemeinsamen Wirksamkeit von Staat und Kirche. Der Herr Jesu selbst wurde durch das System der Verbrüderung weltlicher und geistlicher Regierungsgewalt ans, Kreuz geschlagen. Seither haben Millionen, ja eine unzählbare Schar, durch diesen Betrug ihr Leben lassen müssen (Kap. 7). Dieses Widernatürliche und Antibiblische wird im falschen Propheten den Höhepunkt erreichen. So wie das erste Tier besonders auf politischem Gebiet führend sein wird, so das zweite auf religiösem. Doch hinter beiden steht der Drache. Der Antichrist wird im falschen Propheten einen so absolut zuverlässigen Helfer haben, dass er ihm ohne Bedenken die religiöse Seite überlassen darf.
Da das religiöse Moment in jedem Leben eine Rolle spielt und jeder Mensch an irgend etwas glaubt, weiß der Antichrist diese Tatsache geschickt zu seinen Gunsten auszunützen, um sich, wenn möglich, alle Menschen untertan züi machen. Dem wahren Gott hat die Menschheit dann den Rücken gekehrt, darum hat Gott sie auch dahingegeben. So hat Satan freies Spiel, sie zu seinen Anbetern zu machen.
Das Aussehen des zweiten Tieres. Es sieht aus wie ein Lamm und hat zwei Hörner wie ein Lamm, redet aber wie ein Drache. Das äußere Aussehen des falschen Propheten lässt also nichts Arges vermuten. Bescheiden und sanft, hilfreich und freundlich, erweckt er den Anschein der Frömmigkeit. Das ist ja gerade das vom Herrn genannte Schafskleid (Mt 7,15). Weil dieses, zweite Tier einem Lamme gleich sieht, meinen einige Ausleger, dieses Tier sei der Antichrist und nicht der falsche Prophet, als Gegenstück zum Herrn Jesus, dargestellt als das Lamm Gottes. Neben. bei gesagt hat das in Kap. 5, 6 beschriebene Lamm Gottes s i e b e n Hörner. Dieses zweite Tier, der falsche Prophet, hat aber nur z w e i Hörner als Zeichen der Kraft, während das erste Tier z e h n Hörner hat. Auch hat das zweite Tier keine Diademe (Kronen), deshalb ist es auch keine p o 1 i t i s c h e Macht. Die Stärke des falschen Propheten liegt auf r e 1 i g i ö s e m Gebiet, indem er allen zu beweisen sucht, der Antichrist sei der allein Anbetungswürdige.
Das zweite Tier hat aber einen Mund wie ein Drache; deshalb redet es
auch wie ein solcher und ist mit ihm von innen heraus verbunden. In
seiner Wesensart ist es weit entfernt, ein Lamm zu sein! Es ist
grundsätzlich verlogen, schlau und listig wie die Schlange (
Seine Lehre. Das, was heute die antichristlichen Lehren in ihrer vollen Auswirkung noch hindert, ist die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Gemeinde Gottes auf Erden. Zu jener Zeit ist aber die Gemeinde beim Herrn, somit ist für das Böse freie Bahn. Das Salz der Erde ist fort, die Fäulnis wird folglich überhand nehmen und die Finsternis sich mit Riesenschritten ausbreiten, weil die Gemeinde, das Licht der Welt, entrückt ist. Die bösen Lehren des falschen Propheten werden alles durchdringen, vom Kindergarten bis zur Hochschule und darüber hinaus. Paulus gewährt uns einen Blick in diese kommenden Verhältnisse (2Tim 3,1-6; 4,3-4). Christus, der Herr, ist dann von der Menschheit bis auf einen winzigen Rest verworfen, so dass Satan leichtes Spiel hat. Anbetung des Tieres wird der Zentralpunkt seiner Lehre sein. Doch schließlich ist auch dies nicht einmal etwas Neues, denn Herodes ließ sich schon als Gott verehren (Apg 12,21-23). Satan wird auf der ganzen Linie den Menschen in den Vordergrund stellen, seine Macht und Größe rühmen. Dann wird man eine Mischung von Wissenschaft, Fortschritt und sozialen Errungenschaften, verbunden mit den niedrigsten Trieben der Sinnlichkeit, verherrlichen. Da nun einmal jede Irrlehre systematisch ausgebaut ist, wird die des Tieres die Zusammenfassung alles dessen sein, was die Schrift unter «Babylon» versteht. Es wird die Kirche des Teufels sein, unter dem Patronat des Antichristen, gleich wie heute manche Kirchen unter demjenigen von Freimaurern, weltlichen Königen und Fürsten stehen (Kap. 2, 9; 3. 9). Der Drache ist ihr Gott, der Antichrist ihr Christus und der falsche Prophet ihr Heiliger Geist. Die Lehre des falschen Propheten trägt drei wesentliche Züge:
1. Der Hinweis auf die Todeswunde des Tieres (Vers 12).
2. Der Hinweis auf die Heilung dieser Wunde (Vers 14).
3. Die Verherrlichung des ersten Tieres.
Diese Dinge erinnern doch stark an das Zeugnis des Heiligen Geistes über den Tod, die Auferstehung und die Verherrlichung des Herrn Jesu Christi. Das Ganze läuft auf eine deutliche Nachäffung der göttlichen Dreieinigkeit hinaus. Satan wird alles aufbieten, die Menschen durch die Belehrung des falschen Propheten in sein Netz zu ziehen. Er wird für alles einen Ersatz schaffen, um die, die noch am Worte Gottes festhalten, für die Grundsätze des Antichristen zu gewinnen.
Tätigkeit und Ende des falschen Propheten
(Kap. 13, 11 ff.)
Schon Gesagtes möchten wir nicht wiederholen, und doch heben wir noch hervor, dass das zweite Tier in Verbindung mit dem Antichrist dreimal der «falsche Prophet genannt wird (Kap. 16, 13; 19, 20; 20, 10). Darin ist der Beweis erbracht, dass er nicht selber der Antichrist sein kann, wie manche meinen. Das zweite Tier ist nichts anderes als der im Namen des Drachen auftretende Sprecher falscher Dinge, die den Antichristen verherrlichen sollen, gleich wie die Propheten Gottes im Alten Bunde im Namen ihres Gottes redeten und ihn verherrlichten. Es wird dann sein wie in den Tagen Jerobeams, des Königs von Israel, als er z w e i Kälber machte, um so dem religiösen Bedürfnis des Volkes entgegenzukommen, damit es nicht nach Jerusalem ziehe und dort Jehova anbete. So oder ähnlich wird der falsche Prophet alles aufbieten, den wahren Gott zu boykottieren und zu ächten, damit die Menschen, von der Gottheit des Antichrists überführt, sein Bildnis (anstatt Jehova) anbeten werden.
Die Bestätigung seiner Lehre. Um seine Lehre recht glaubwürdig zu machen, bekräftigt er sie mit Zeichen und Wundern. Die Religion der zwei Tiere wird also eine regelrechte Wunderreligion, aus der Hölle inspiriert, sein. Die zwei Tiere kennen sicher die Bibel auch und wissen, dass an Pfingsten der Heilige Geist herniederkam und die Geisterfüllten mit großer Kraft ausrüstete. Die Apostel taten große Zeichen und Wunder, und viele glaubten schon dem Herrn Seiner Wunder wegen. Diese wunderwirkende Gotteskraft wollen sie nun nachmachen. Sie lassen Feuer vom Himmel fallen als Nachäffung der Wunder der zur gleichen Zeit wirkenden zwei Zeugen Gottes in Kap. 11. Und wie Elias wird der falsche Prophet sagen: «Der Gott, der mit Feuer antworten wird, der sei Gott» (1Kön 18,24). Satan hat ja schon bei
Hiob Feuer vom Himmel fallen lassen (Hiob 1,16). Der falsche Prophet will demonstrieren, daß er zum mindesten der. zwei Zeugen Gottes ebenbürtig sei.
Er bringt das große, zu Ehren des Antichrists im Tempel errichtete Standbild zum Reden. Es muss also doch Gott sein, da ja sonst die Götzen schweigen (Ps 115,4-5). Baal antwortete doch nicht, ‑ und die Wissenschaft jener Tage wird schon zu beweisen verstehen, dass das Bild wirklich geredet hat, dass niemand auf den Knopf eines eventuell eingebauten Grammophons drückte und die Platte losließ. ‑ Satan feiert hier gewaltige Triumphe. Es dürfte also nicht schwer sein, die breite Masse für diesen Bilderkultus zu begeistern, so dass sie vor diesem Götzen anbetend niederfällt, da solches unter den Heiden und in der Römischen Kirche schon immer der Brauch war, trotz des ausdrücklichen Verbotes von Seiten Gottes (2. Mose 20,3-5). Götzendienst ist Gott ein Gräuel.
Er bringt die Menschen auch dazu, das Malzeichen des Tieres anzunehmen, ohne welches Zugehörigkeitszeichen niemand kaufen noch verkaufen kann. Das ist dann doch der Höhepunkt des Zwanges! Durch die vielseitige Begabung und Wundertätigkeit wird der falsche Prophet ein ganz vorzüglich geschicktes Werkzeug in Satans Händen sein. Und sehen wir nicht heute schon die Vorboten dieses kommenden Mannes und seines Systems? Sind denn der gegenwärtige furchtbare Un- und Aberglaube, der Spiritismus und ähnlicher Betrug, die Wahrsagerei und Zauberei. nicht wegbereitend? War je eine den Fortschritt verherrlichende Menschheit so weit von Gott entfernt? Geht die ungesunde Wissenssucht nach dem für die Menschen von Gott Verborgenen nicht bis in die frömmsten Kreise hinein? Wer sucht nicht Wundertaten und umgeht die Bußpredigt! Gerade die Gier nach Aufsehenerregendem wird der Verführungskunst der beiden Tiere äußerst willkommen sein. Das Maß der Sünde wird ohne Verzug voll gemacht und der heilige Gott zu schnellem Gericht herausgefordert.
Der Zweck der Wunder. Die Menschen sollen von der Echtheit der neuen Staatsreligion restlos überzeugt werden, und vor allem soll Israel im Antichrist den verheißenen Messias erkennen und dem wahren Gott ganz einfach den Abschied geben.
Die Widerspenstigen. Der gläubige Überrest aus Israel wird nicht mitmachen, noch werden die zwei Zeugen Gottes und die 144 000 Versiegelten diesem Spuk Gehör schenken. Es wird also dann trotz allen Satansanstrengungen immer noch Unbelehrbare, Widerspenstige und scharfe Gegner unter den Gläubigen aus Israel und den Nationen geben. Ihre Existenz ist aber nicht nur sehr in Mitleidenschaft gezogen, sondern harte Verfolgung, Not, Konzentrationslager und Märtyrertod harren ihrer, sollte es ihnen nicht gelingen, auf irgendeine Art zu entkommen. Die volle Anerkennung wird der Antichrist trotz aller Wunder nie finden.
Farbe bekennen (Vers 17). Jeder Anhänger des Tieres wird das Zugehörigkeitszeichen an seiner rechten Hand oder an seiner Stirne tragen. Doch wehe allen, die das Zeichen annehmen; für sie ist Rettung ausgeschlossen (Kap. 14, 9-11). Sie haben Christus verworfen und sich zu Leibeigenen Satans gemacht. Dass doch jeder Gläubige, der den Schrecken Gottes kennt, seinen Nachbarn ermuntern möchte, den Herrn Jesu noch heute, am Tage des Heils, anzunehmen und zu bekennen.
Das Ende des falschen Propheten. Gleich wie der Antichrist, so geht auch der falsche Prophet in den Feuersee. Die Gotteslästerungen der beiden sind so offenbar, dass sie keines weiteren Gerichtes mehr bedürfen. Sie sind also die ersten, die im Feuersee landen werden. Ihre Anhänger und alle diejenigen, deren Name nicht im Lebensbuch steht, werden erst durch das Gericht am weißen Thron dasselbe Los mit ihnen teilen müssen (Kap. 20, 15).
Die Wichtigkeit des prophetischen Wortes (Vers 18). «Hier ist Weisheit. Einzig Gottes Wort ist Weisheit, und der Herr Jesus Christus wird die «Weisheit Gottes» genannt. Wer Gottes untrügliches Wort im kindlichen Glauben zu sich reden lässt, wird dem Betrug satanischer Lehre nicht anheimfallen; es wird ihm Weisheit gegeben sein, die Geister unterscheiden zu können (1. ,loh. 4, 1-3). Wir wollen also wachend und betend das prophetische Wort studieren, um noch vielen ein Wegweiser zu Christo sein zu können.