Behandelter Abschnitt Apg 18,24-28
Apollos
Wie einst in Israel plötzlich und unerwartet der mächtige Elias auftrat und unter seinem Volke viel Segen verbreitete, so stand auch in Ephesus ein neues Werkzeug, Apollos, auf, der vielerorts ungeahnte Segnungen hinterließ. Wir wollen kurz einige Hauptzüge dieses fähigen Mannes Gottes betrachten:
Seine Herkunft. Er war einer aus Abrahams Samen,
dessen sich viele unter den Juden rühmten (Joh 8,39;
Sein edler Charakter und seine große Begabung. Darüber sagt die Schrift in wenigen Worten sehr viel. Er war:
Ein beredter Mann. Seine Beredsamkeit war zunächst eine natürliche Begabung, und da er sie in den Dienst des Herrn stellte, war sie ihm sehr nützlich. Gedankentiefe und Redegewandtheit gehen nicht immer Hand in Hand. Dies war z. B. bei den zwei größten aller Hebräer, bei Mose und Paulus, nicht der Fall (2. Mose 4,10; 2Kor 10,10). Sie waren keine ausgesprochenen Redner. Apollos aber besaß beides.
Mächtig in der Schrift (Vers 24). Wer nicht in der Schrift daheim ist, wird nie ein fruchtbarer Prediger des Wortes sein und wäre er ein noch so vorzüglicher Redner. Die Kenntnis der Schrift war das Geheimnis der Tüchtigkeit des Apollos und seiner großen Siege in der Wortverkündigung (Vers 28).
Unterwiesen im Wege des Herrn (Vers 25). Apollos war ein Johannesjünger und wusste eigentlich nur wenig über den Herrn selbst. Wie Johannes, verkündigte auch er den kommenden Messias, und forderte von Israel Buße. Er vertrat die gleiche, ausschließlich jüdische Einstellung betreffs der Erwartung des Messias. Auch wusste er nichts von Pfingsten, denn er war allein auf Johannes getauft. Doch, wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe (Mt 13,12). Die Einlösung dieser Verheißung sollte Apollos wenig später in Ephesus erfahren.
Sehr mutig (Vers 26). Er kannte keine Menschenfurcht und achtete nicht auf den Widerspruch der Juden.
Sehr demütig. Dieser große Mann ließ sich von einfachen Gläubigen den Weg des Herrn noch genauer auslegen.
Unermüdlich im Dienst (Vers 27). Von Ephesus ging er nach Korinth, und war auch dort den Gläubigen behilflich.
Als scharfer Logiker widerlegte und überführte er die Juden von ihrem Irrtum und bewies ihnen, dass Jesus der Christus, der Messias Gottes, sei.
Sein Aufenthalt in Ephesus. Hier vollzog sich der große Wendepunkt in seinem Leben auf folgende Weise: Apollos kam nach Ephesus in die Synagoge und lehrte daselbst mit großer Freimütigkeit vom Herrn. Unter den Anwesenden befanden sich auch Aquila und Priscilla. Sie hörten ihm offenbar sehr aufmerksam zu und freuten sich über den Eifer, mit dem er den Messias verkündigte; doch erkannten sie die Lücken in seiner Rede, denn er wusste nicht mehr, als was Johannes der Täufer verkündigt hatte. Was jedoch der Tod des Herrn Jesus, Seine Auferstehung, und nicht zuletzt die Ausgießung des Heiligen Geistes bedeuteten, verstand er noch nicht. Aquila und Priscilla kritisierten aber seine Unwissenheit keineswegs, sondern sannen darauf, ihm taktvoll zu dienen. Was taten sie? Sie nahmen Apollos auf, übten also Gastfreundschaft mit der Absicht, ihm den Weg Gottes genauer auszulegen. Dabei handelte es sich nicht darum, ihm ihre persönlichen Ansichten beizubringen, noch diesen eifrigen Mann zu entmutigen, sondern ihn über den göttlichen Heilsweg genauer zu unterrichten. Apollos, dieser geschickte Redner, hörte schlichten, einfachen Leuten zu und lernte in der Folge die allumfassende Bedeutung des Kreuzes und der Auferstehung Jesu Christi kennen. Nun sah er die Schrift plötzlich in einem ganz andern, viel helleren Lichte und verkündigte die soeben erkannten Wahrheiten mit sichtbarer Freudigkeit. Es dünke sich also niemand zu erhaben, von einfachen Kindern Gottes etwas zu lernen.
Nicht zu unterschätzen ist der Dienst der Priscilla. Das Lehren in der Gemeinde ist dem Weibe nicht erlaubt. Sie kann aber daheim mit Wort, Werk und mit ihrem ganzen Wesen dienen.
Sein weiterer Dienst. Apollos verließ Ephesus und zog nach Korinth, das Paulus kurz zuvor verlassen hatte. Hier durfte er sehr nützlich sein (1Kor 3,4-6). Allerdings wurden dort seine außergewöhnlichen Fähigkeiten den fleischlich gesinnten Gläubigen zum Verhängnis, indem sie sich an Apollos mehr hingen, als an den Herrn selbst (1Kor 1,12). Er war aber sehr demütig, ließ sich keinen Weihrauch streuen und weigerte sich energisch, ein vergöttertes Väterchen zu sein. Als Paulus ihn später bat, nach Korinth zurückzukehren, verweigerte er diesen Dienst (1Kor 16,12). So zog Apollos mit Empfehlungsbriefen ausgerüstet weiter und belehrte die Gläubigen überall wohin er kam. Auch den Juden bewies er allenthalben unzweideutig aus den Schriften, dass der in Jerusalem von Israel gekreuzigte Jesus kein anderer war, als der Christus Gottes.
Wir wollen hier nun lernen: niemanden zu verschmähen, der nicht von Anfang an in der vollen Erkenntnis der Gedanken Gottes auftritt; auch niemanden als Neuling abtun, ihm vielmehr zurechthelfen wie dies hier getan wurde, und ihm den Weg des Heils weiter zeigen.