Ich muss auf das Fest
Wir sahen schon bereits im Vorhergehenden, dass es Pauli besondere Absicht war, nach Jerusalem auf das Fest zu reisen, um sein Gelübde einzulösen. Was er gelobt hatte, wollte er um jeden Preis erfüllen, selbst dann, wenn er, wie David sagt: zum Schaden geschworen hätte (Ps 15,4). Das Fest, um das es sich hier handelte, war aller Wahrscheinlichkeit nach das Passahfest, das bedeutendste der sieben jüdischen Feste, welches die Juden an ihre Befreiung aus Ägyptens Sklaverei durch das Blut des Passahlammes erinnerte. Auf diesem Fest traf Paulus viele Juden aus aller Welt. Gern wird er die Gelegenheit benützt haben, ihnen das eine Lamm, das Lamm Gottes, groß und wichtig zu machen. Jesus Christus und Sein Opfertod ist die wahre Erfüllung dessen, was im Passahfest nur vorgeschattet war (1Kor 5,7). Wir wollen bei diesem Apostelwort: „Ich muss auf das Fest“ eine kleine Anwendung auf unser Passahfest, das Abendmahl, machen.
Das Mahl des Herrn ist auch ein Fest. Die Welt geht, trotz ihres rapiden Niederganges in Festen auf, um sich über ihre traurige Wirklichkeit hinwegzutäuschen. Auch wir Gotteskinder dürfen Festfeiern. Uns ist das Fest des Abendmahls:
Ein Fest des Gedächtnisses (1Kor 11,24-25). Gleich wie Israel das Passahfest zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägyptens Knechtschaft feierte, ,so gedenkt der, durch das Blut Jesu Christi vom ewigen Tod Befreite, des Leidens und Sterbens des Herrn. Im Blick auf das Brot und den Kelch geht er in Gedanken in jene schweren Stunden im Leben des Herrn zurück, da der Heilige im Begriffe stand, Sein Leben zu opfern. Die Symbole „Brot und Wein“ reden eine sehr eindringliche Sprache an die Teilnehmer und stimmen sie zu Lob und Dank und Anbetung.
Ein Fest der Danksagung. Der Herr nahm das Brot und den Kelch und dankte. Am Einsetzungstage war gewiss Ursache genug zur Traurigkeit; doch der Herr Jesus dankte. Und so wie der Herr damals für Brot und Wein dankte, so preisen wir den Vater, dass Er uns Seinen geliebten Sohn als das Brot des Lebens gegeben hat. Wir beten den Herrn dafür an, dass Er den Kelch des Zornes Gottes leerte, und wir durch Ihn nun des Kelches der Segnungen, welcher die Gemeinschaft des Blutes Christi ist, teilhaftig werden. Welch ein Vorrecht! Und wir wagen zu behaupten, dass nur laue, innerlich zurückgegangene und ungeistlich gesinnte Kinder Gottes (Kranke ausgenommen) an diesem Feste fehlen können. Wir sagen darum mit Paulus: „Ich muss auf das Fest.“
Ein Fest der Einheit. Hier vereinen sich Haupt und Glieder zu innigster Gemeinschaft. Die Vielen sind ein Leib (1Kor 10,17), und sind als Glieder desselben Leibes in Liebe untereinander und mit Jesus, dem Haupte, verbunden. Hier kommen die Gläubigen als die Familie Gottes zusammen. Es ist unbegreiflich, dass man vielerorts bewusst die Welt daran teilnehmen lässt, ja, sie an manchen Orten sogar dazu einlädt. Da das Passahmahl ein Vorbild auf das Abendmahl war, so sollte jedermann die diesbezüglichen Anordnungen in 2. Mose 12,44-48 gründlich studieren. Diese Anordnungen gelten noch heute für das Abendmahl (1Kor 11,29).
Ein Fest der Hoffnung (1Kor 11,26). „Des Herrn Tod verkündigen, bis dass er kommt.“ Wir werden beim Abendmahl nicht nur in die Leidensnacht Jesu zurückgeführt, sondern halten zugleich voller Sehnsucht Ausschau nach Seiner Wiederkunft. Daheim im Vaterhaus werden wir der Symbole des für uns dahingegebenen Leibes und des vergossenen Blutes nicht mehr bedürfen, denn dort werden wir Jesum sehen, wie Er ist und Ihn preisen.
Das Fest zu besuchen war für Paulus ein „Muss“. In seinem speziellen Fall war die Teilnahme mit einem Gelübde verbunden. Im übrigen war das Erscheinen zum Passahfest für jeden Israeliten ein Muss (4. Mose 9,13). Dies war Gottes Anordnung und nur ganz triftige Gründe galten als Entschuldigung. So wird auch dem Gläubigen, der den Herrn von Herzen liebt, die Teilnahme am Abendmahl ein „Muss“ sein, auch möchte er den Herrn nicht durch Abwesenheit betrüben. Als in den Tagen Hiskias Israel wieder zu seinem Gott zurückgekehrt war, feierte es das Passahfest sogar zweimal hintereinander.
Warum muss der Gläubige auf das Fest? Beachten wir einige Gründe. Da ist:
Der Befehl des Herrn. Er sagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Wer würde es wagen, dem Befehl unseres geliebten Herrn zuwider zu handeln? Keiner kann sagen, dass er Ihn liebe, wenn er Seine Gebote missachtet (Joh 14,15,21).
Das tiefe Verlangen des Herrn. „Mich hat herzlich verlangt“ (
Die Sehnsucht des Heiligen Geistes. In 1Kor 11,23, schreibt Paulus: „Ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe.“ Er hatte die Anordnung des Abendmahls nicht von einem der übrigen Apostel empfangen, sondern vom Herrn, durch den Heiligen Geist, der ihn leitete den Brief zu schreiben.
Das Beispiel der ersten Christen. Sie kamen täglich zusammen und brachen das Brot. Später wurde es in den heidenchristlichen Gemeinden am ersten Tage der Woche gebrochen (Apg 2,42; 20,7). Aus diesen Stellen wird wohl jeder gehorsame Gläubige sein „Muss“ zur Teilnahme an diesem Feste erkennen.
Wie Gotteskinder dieses Fest feiern sollen. Israel
musste das Passah mit ungesäuertem Brot feiern. Aller Sauerteig (das
Bild der Sünde) musste ausgefegt werden (2. Mose 12,39). Übertreter
dieser Satzung wurden hart bestraft (2. Mose 12,15). Diese ernste
Wahrheit wendet die Schrift auf die neutestamentlichen Gläubigen an (1Kor 5,7-8). Auch wir sind der Zucht des Herrn ausgesetzt, so wir
dieses ernste Gebot nicht beachten; d. h. wenn z. B. Sauerteig der
Unversöhnlichkeit, der Lieblosigkeit, der Bitterkeit, oder anderer
Sünden das Herz erfüllt, und wir dennoch an diesem Mahle teilnehmen (1Kor 11,27). Prüfen wir uns also stets, wie es die Schrift befiehlt
(Mt 5,23-24). Gereinigt dürfen wir alsdann im Geiste von