Paulus in Korinth
Apostelgeschichte 18,18
Lukas schreibt: „Nach diesem schied Paulus von Athen und kam nach Korinth“ (Vers 1) ; also nach der Rede auf dem Areopag und der Belehrung derer, die in Athen an den Herrn Jesus glaubten. Der sichtbare Erfolg des Apostels in Athen schien geringer gewesen zu sein als anderswo; und doch ließ auch hier Gott Seinen Diener nicht zuschanden werden. Andererseits war Athen einer der wenigen Orte, die Paulus ohne Verfolgung verlassen konnte. Der Apostel war immer noch allein, seine Mitarbeiter dienten noch in Philippi, Thessalonich und Beröa. Sie begossen, was Paulus gepflanzt hatte. Von Athen ging Paulus nach Korinth, der Hauptstadt von Achaja, einer Stadt mit reichem Handel, in welcher aber besonders die Sünde der Fleischeslust blühte. Korinth war sozusagen das Paris jener Zeit. In Korinth weilte der Apostel eineinhalb Jahre und erlebte viele Segnungen. Von hier aus schrieb er die beiden Thessalonicherbriefe und denjenigen an die Römer. Hier endete seine zweite Missionsreise.
Der Anfang in Korinth. Nachdem Paulus in dieser Stadt angekommen war, suchte er zunächst nach Unterkunft und Arbeit. Demnach scheint er wieder ganz mittellos gewesen zu sein. Mittellosigkeit ist also keineswegs ein Grund, die Arbeit liegen zu lassen. Da Paulus Zeltmacher war, klopfte er bei Leuten gleichen Handwerks an und fand Aufnahme bei Aquila und Priscilla. Weder Paulus noch seine neuen Bekannten konnten ahnen, was für zahllose Segnungen dieser Begegnung folgen würden.
Wir lesen, dass Paulus sich sein Brot selbst verdiente. Er hätte gewiss ein Anrecht gehabt, sich vom Evangelium zu nähren, wie dies der Herr selbst verordnet hatte, aber er machte keinen Gebrauch davon (1Kor 9,13-15). Auch in diesem Stück war er vom Heiligen Geiste geleitet; wie dies seine späteren Schwierigkeiten mit den Korinthern nur zu deutlich beweisen (2Kor 11,7-9; 2Thes 3,8, 9). Ganz ähnlich hatte der Apostel sich in Thessalonich und Ephesus verhalten (2Thes 3,7, 8; Apg 20,34). Auch diesbezüglich darf Paulus uns zum Vorbild dienen. Eigennutz war ihm fremd. Zugleich aber musste jedermann erkennen, dass es sich in seinem Dienste nicht um einen einträglichen Beruf handelte, sondern dass allein die Liebe und der Auftrag Christi ihn dazu trieben. Leider ist der Dienst am Wort zu allen Zeiten bei manchem zum bloßen Broterwerb herabgesunken.
An der Arbeit. Paulus wirkte nun als Zeltmacher; doch war er nicht deshalb nach Korinth gekommen, sondern um sowohl Juden als auch Proselyten mit dem Evangelium bekannt zu machen. Bei der ersten Gelegenheit besuchte er dann auch die Synagoge, wo er mit der Schrift in der Hand die Juden buchstäblich in die Enge trieb, so dass ihnen kein anderer Ausweg blieb, als entweder zu glauben oder bewusst abzulehnen. Schriftbeweise hatten noch immer große Macht über die Zuhörer, und etliche werden auf diesem Wege für den Herrn gewonnen.
Hier in Korinth gesellten sich auch wieder seine Mitarbeiter zu ihm, die sehr gute und ermunternde Nachrichten aus den verschiedenen Arbeitsfeldern brachten (Vers 5; 1Thes 3,6-7). So erfreulichen Bescheid von dort zu erhalten, wo der Apostel unsagbar viel gelitten hatte, war ein gewaltiger Antrieb zur weiteren Arbeit, trotzdem sie unter vielen Leiden und Verfolgungen getan werden musste.
Heftiger Widerstand. Wie gewöhnlich, erlebte Paulus ihn auch von den ungläubigen Juden in Korinth, und zwar in vermehrterem Maße als an irgend einem andern Ort. Die korinthischen Juden gingen in ihrer Ablehnung bis zur schlimmsten Sünde, zur Lästerung. Deshalb sah sich Paulus veranlasst (wie früher in Antiochien) den Staub von seinen Füßen zu schütteln und die Juden aufzugeben (Kap. 13, 51; Neh 5,13). Diese Juden handelten so abscheulich, wie es für später nur noch vom Antichristen geweissagt ist (Off 13,5-6). Lästerung ist der Höhepunkt aller Sünde. Und auf diese Weise offenbarten die Juden ihren grenzenlosen Hass gegen Jesus. So war auch das Bleiben des Apostels in der Synagoge unmöglich geworden, und er beschloss seine Tätigkeit an dieser Stätte mit dem ernsten Wort in Hes 33,8, 9. Indem er sie für ihre Ablehnung des Messias verantwortlich machte, sich selbst aber als rein und schuldlos erklärte, lag die Verantwortung fortan auf ihnen (Apg 20,26-27).
Lokalwechsel. Trotz allem war der Dienst in der Synagoge nicht fruchtlos. Es bekehrte sich der Synagogenvorsteher; so auch Justus, dessen Haus an die Synagoge stieß, in welchem sich fortan die Gläubigen versammelten. Werden den Gläubigen öffentliche Gebäude verweigert, so versammeln sie sich ganz einfach in Privathäusern. Da Justus ein Proselyt war, eignete sich sein Haus für Juden und Griechen. So sorgt unser Gott! Später mietete Paulus die Schule des Tyranus. Wenn Satan durch böse Menschen eine Türe schließt, so öffnet der Herr aufs Gebet der Seinen hin eine andere. Paulus wollte Israel sammeln wie einst der Herr, aber sie waren nicht willens zu kommen (Mt 23,37; Jer 51,9). Die Geladenen waren es nicht wert (Mt 22,8).
Schöne Frucht und herrlicher Lohn. Der Lohn eines Gottesknechtes ist nicht etwa seine Besoldung, vielmehr sind es die Seelen, die der Herr ihm schenkt. Sie werden dereinst wie eine Ruhmeskrone für ihn sein (1Thes 2,19,20; Dan 12,3). Crispus, Gajus und das Haus des Stephanus glaubten. Sie waren die Frucht der mühsamen Arbeit des Apostels (1Kor 1,14-16). Die Bekehrung dieser Männer von Ansehen wird die Juden nicht wenig verärgert haben. Daneben bekehrten sich auch viele einfache Leute. Manche waren aus größtem Lasterleben gerettet worden (1Kor 6,11). Etliche dieser Neubekehrten taufte Paulus selbst, durch welchen Akt sie sich als mit Christo gestorben, auferstanden und nun Gott lebend erklärten. Welch ein herrlicher Sieg des Evangeliums!