Behandelter Abschnitt Apg 18-20
Während in der grob-genusssüchtigen Stadt Korinth das Evangelium seltsamerweise beachtlichen und wirkungsvollen Einfluss in einem großen Teil der Bevölkerung fand, war es in Athen anders. Nur wenige Seelen wurden angesprochen; und vergleichsweise schwach war dort das Werk. Betrachten wir hingegen Korinth, die sprichwörtlich verderbteste aller griechischen Städte wie unerwartet, doch wie gut sind die Wege des Herrn! Er hatte ein großes Volk in jener Stadt. Das war ein starker Trost für den Apostel sowohl in Bezug auf die Arbeit dort sowie auch später, als alles verdorben zu sein schien. Er durfte einfach glauben und trotz allem die Wiederherstellung jener erwarten, die sich abgewandt hatten. Der Herr ist immer freundlich und wahrhaftig; und so schritt Paulus guten Mutes voran, auch wenn er geübt und um der Korinther willen gedemütigt wurde.
Beachten wir eine weitere bemerkenswerte Tatsache. Der Apostel tat das, was, soweit ich weiß, alle Kirchenregeln überall geächtet haben: Er arbeitete mit seinen Händen in dem einfachen Beruf eines Zeltmachers. „Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbath und überzeugte Juden und Griechen. Als aber sowohl Silas als Timotheus aus Macedonien herabkamen [er nahm dies als Anlass, um vor den Juden volles Zeugnis abzulegen], wurde Paulus hinsichtlich des Wortes gedrängt und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus sei. Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus“, verbunden mit der Warnung: „Euer Blut komme auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen“ (V. 4-6).
So schritt das Werk unter den Nationen voran, (obwohl der Herr sich auch unter den Juden nicht unbezeugt ließ). Dies führte zu einem großen Gefühlsausbruch und viel Lärm: „Alle aber ergriffen Sosthenes, den Vorsteher der Synagoge, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl“ (V. 17). Hier war der römische Regent nicht nur nicht willens, sich mit dem Problem zu beschäftigen, sondern auch hochnäsig und gleichgültig gegen die allgemeine Unordnung.
Gerade zu dieser Zeit beobachten wir einen anderen bemerkenswerten Gesichtspunkt. In Kenchreä schor Paulus infolge eines Eides sein Haupt. Offensichtlich blieben trotz der Kraft der göttlichen Gnade sogar in dem Größten der Apostel und dem gesegnetsten Werkzeug der neutestamentlichen Inspiration gewisse Zugeständnisse an seine alten religiösen Gewohnheiten zurück.
Wie dem auch sei - das Ende des Kapitels liefert uns ein weiteres bemerkenswertes Zeugnis der Gnade. Apollos wird uns vorgestellt, wie er von Aquila und Priscilla belehrt wurde, welche ihn „zu sich (nahmen) und ihm den Weg Gottes genauer aus(legten)“ (V. 26). Ich bezweifle, dass es nach dem Willen Gottes gewesen wäre, wenn eine Frau alleine so gehandelt hätte. Doch sie belehrte ihn zusammen mit ihrem Mann, so gut sie es konnten. Nun wusste Priscilla, ich kann es nicht bezweifeln, mehr als ihr Gatte. Daher war es wünschenswert, dass sie ihre Hilfe zur Verfügung stellte. Dennoch sind die Wege des Herrn unveränderlich weise; und es ist ganz offensichtlich, dass sie in Verbindung mit ihrem Mann und nicht unabhängig von ihm diese schwere Aufgabe ausführte.