Behandelter Abschnitt Apg 7,9-16
Josefs Geschichte
Stephanus war in seiner Rede am Wendepunkt der Geschichte des Volkes Israel angekommen. Er machte ihnen ihre eigene Geschichte an Hand des Lebens der Erzväter klar. Josef ist bekanntlich ein großes Vorbild des Herrn und Seines Volkes. Stephanus zeigte, wie Josef zuerst von seinen Brüdern verkauft und verworfen wurde, und wie er das Land verlassen musste. In den Tagen des Stephanus verwarf Israel nach wiederholten Heilsangeboten endgültig den wahren Josef, J e s u s. In der Folge waren Israels Tage in dem herrlichen Lande, worin Milch und Honig Floß, gezählt. Die ganze Rede ist ein Meisterwerk und ein klares Zeugnis von der göttlichen Inspiration der Schrift. Die mutigen Worte dieses treuen Zeugen erinnern an des Herrn Ausspruch in Matthäus 10,28: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht zu töten vermögen“.‑ Viele Gläubige unserer Tage erschrecken schon eines Gelächters wegen und weichen der Schmach aus, damit aber auch dem reichen Segen, den das Bekenntnis zu Jesus zur Folge hat. Stephanus dagegen stand frei von Furcht vor seinen Gegnern, deckte ihnen ihre Sünde auf und verherrlichte den Herrn.
Josefs Erfahrung. Stephanus stellte fest, wie es Josef erging, nachdem er seinen Brüdern die Träume erzählt hatte, welche auf die Wege Gottes mit ihm und seinem Geschlecht hindeuteten. Aber gleich wie die Brüder Josefs die Träume nicht glaubten, sondern sie verächtlich machten, so verschmähte Israel in Jesu Tagen die Worte des Herrn. Josef deutete in seinen Träumen an, dass er der Retter und Herr seiner Brüder sein werde; desgleichen bezeugte auch der Herr dem Volke, dass Er gekommen sei, Israel zu retten. Beider Aussprüche wurden nicht nur lächerlich gemacht, sondern endeten mit der Verwerfung. Beider Angst der Seele war sehr groß; die des Josef in der Grube und die des Herrn in Gethsemane (1. Mose 42,21; Mt 26,36 f.). Beide, Jesus und Josef, wurden verkauft und in die Hände der Nationen überliefert.
Die Ursachen der Versündigung an Josef. Seine Brüder hatten ihn aus N e i d verkauft (Vers 9). Unserem hochgelobten Herrn, mächtig erwiesen durch Seine Taten als Sohn Gottes. erging es nicht besser. Pilatus wusste, dass die Juden ihn aus Missgunst überliefert hatten (Mt 27,18). Die Brüder Josefs waren neidisch auf dessen bevorzugten Platz in der Familie und hassten ihn seiner zukünftigen Bestimmung wegen (1. Mose 37,4 f). Und ähnlich erging es dem Herrn, als Er bezeugte, G o t t zum Vater zu haben und zur Königswürde Israels berufen zu sein (Joh 5,20; Mt 26,64). Die Rede des Stephanus war so deutlich, dass seine Zuhörer erkennen mussten, wie viel schlimmer und folgenschwerer ihr Verhalten war als das der Erzväter. Wohin führt doch der Neid. Er frisst wie Eiter in den Gebeinen (Spr 14,30).
Die Neider vergessen, dass Gott gerade diese Sünde oft schwer
bestraft hat. Wir denken an Miriam, die neidisch war auf ihren Bruder
Moses und wie hart Gott sie durch den Aussatz züchtigte (4. Mose 12).
Wie die Brüder Josefs ihre Sünde büßen mussten, wissen wir. Gottes Wort
fordert uns auf, den Neid völlig abzulegen, damit der Herr uns dieses
schweren Vergehens wegen nicht heimsuchen muss (1Pet 2,1;
Gott war mit Josef. Stephanus hebt hervor, dass Gott gerade mit dem war, den seine eigenen Brüder verwarfen und an die Midianiter verkauften.
Josef erfuhr Trost in seinen Leiden. Ausgerechnet in seiner tiefsten Erniedrigung schenkte Gott ihm Gunst, sowohl bei Potiphar als auch später im Gefängnis, aus welchem er befreit wurde. Der Herr Jesus aber, als die Erfüllung dieses Vorbildes, hat die Befreiung nicht angenommen, sondern Er, der Gerechte, starb freiwillig für die Ungerechten. Er wollte die Strafe seiner Brüder auf sich nehmen.
Josef erfuhr eine wunderbare Erhöhung. Aus dem Gefängnis befreit,
setzte ihn Pharao zum Herrscher über ganz Ägyptenland. Ebenso hat Gott
den Herrn Jesus aus dem Gefängnis (Grab) zu höchster Herrlichkeit
erhoben. Gott war mit Jesus. Er weckte Ihn aus den Toten auf und erhob
Ihn zu weit größerer Herrlichkeit als derjenigen Josefs (
Ein Segen seinen Brüdern. Stephanus schildert ferner, wie Josef, der
Verworfene, ein Segen, ja der Retter seiner Brüder wurde. Die
schreckliche Hungersnot jener Zeit traf auch sie und nun durfte Josef
Böses mit Gutem vergelten. Das Heil Gottes gilt Seinen Feinden (
Wiedererkannt. Die Hungersnot führte die Brüder Josefs zum zweiten Male nach Ägypten, und dieses Mal gab er sich ihnen zu erkennen. Die Worte „Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt“, gingen ihnen tief zu Herzen, doch anstatt eines Vorwurfs folgte diesem Wiedererkennen großer und reicher Segen. Die Rede des Stephanus war eine ernste Warnung an Israel, das sich eben anschickte, Jesus endgültig zu verwerfen. Angesichts der Sünde der Erzväter, die allen bekannt war, stellte Stephanus eine ernste Warnung auf, aber Israel beachtete sie nicht. Und wie einst nach vielen Nöten die Brüder Josefs doch zurecht kamen, so wird auch noch das Volk Israel zurecht kommen.