Behandelter Abschnitt Apg 7,9-16
Verse 9-16 Verwerfung und Herrschaft Josephs
9 Und die Patriarchen, neidisch auf Joseph, verkauften ihn nach Ägypten. Und Gott war mit ihm 10 und rettete ihn aus allen seinen Drangsalen und gab ihm Gunst und Weisheit vor dem Pharao, dem König von Ägypten; und er setzte ihn zum Verwalter über Ägypten und über sein ganzes Haus. 11 Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan, und eine große Drangsal, und unsere Väter fanden keine Nahrung. 12 Als aber Jakob hörte, dass in Ägypten Getreide sei, sandte er unsere Väter zum ersten Mal aus. 13 Und beim zweiten Mal wurde Joseph von seinen Brüdern wiedererkannt, und dem Pharao wurde die Herkunft Josephs offenbar. 14 Joseph aber sandte hin und ließ seinen Vater Jakob holen und die ganze Verwandtschaft, an fünfundsiebzig Seelen. 15 Und Jakob zog nach Ägypten hinab und starb, er und unsere Väter; 16 und sie wurden nach Sichem hinübergebracht und in die Grabstätte gelegt, die Abraham für eine Summe Geld von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, gekauft hatte.
Die Erzväter haben bereits ihr wahres Wesen gezeigt. Neid trieb sie, Joseph zu verwerfen. Ihr Neid war die Folge der Offenbarung, die Joseph bekommen und ihnen erzählt hatte. Es ging bei der Offenbarung um seine zukünftige Verherrlichung, wenn sie sich vor ihm niederbeugen würden (1Mo 37,5-11). Das wollten sie jedoch niemals tun! Deshalb sorgten sie dafür, dass aus seinen Träumen nichts werden würde und verkauften ihn nach Ägypten. Die Parallelen zwischen Joseph und dem Herrn Jesus sind überdeutlich. Jemand hat einmal gezählt, dass man etwa dreihundert Parallelen zwischen der Geschichte Josephs und der des Herrn Jesus ziehen kann.
Alles, was Stephanus aus der Geschichte über Joseph vorträgt, muss seine Zuhörer an das erinnert haben, was sie mit Christus getan hatten. Erinnerten sie sich vielleicht an die 30 Silberstücke (Mt 26,15.16)? So sehr die Brüder Joseph auch verabscheuten und ihn ablehnten, Gott war mit ihm. Nachdem er verworfen war, erlöste Gott ihn aus all seinen Bedrängnissen und sorgte dafür, dass Pharao, der König von Ägypten, ihn begünstigte. Joseph offenbarte die Weisheit Gottes, indem er dem Pharao vorschlug, wie das Land gerettet werden könnte.
Die Folge war, dass der Pharao Joseph zum mächtigsten Mann Ägyptens machte und ihm sogar die Verwaltung über sein Haus übertrug (1Mo 41,40-44; Ps 105,21). Stephanus spricht über den „Verwalter“ (wörtl. Führer), was die Zuhörer erneut an den Herrn Jesus erinnert haben muss. So hat Petrus Ihn kürzlich auch genannt, als er vor demselben Synedrium stand (Apg 5,31).
Die Brüder hatten vom Handeln Gottes mit Joseph keine Ahnung. Doch
Gott sorgte dafür, dass sie Auge in Auge Joseph gegenübergestellt
wurden, dem mächtigen Herrscher über Ägypten. Dazu benutzte Er eine
Hungersnot, die Er über ganz Ägypten und Kanaan kommen ließ (
Stephanus spricht über „unsere Väter“, die keine Nahrung finden konnten. Er verbindet sich noch immer mit seinen Zuhörern. Er führt sie weiter durch die Geschichte der Brüder und berichtet, wie sie zu Joseph geführt werden. Als Jakob hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, sandte er „unsere Väter zum ersten Mal aus“ (vgl. 1Mo 42,1.2). Stephanus übergeht, was sich bei dieser ersten Gelegenheit alles abgespielt hat und fügt sofort hinzu, dass sie ein zweites Mal gingen. Bei diesem zweiten Mal gab Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen (1Mo 45,3.4).
Hier finden wir in der Rede des Stephanus einen Hoffnungsschimmer für Israel. Der Herr Jesus wird ebenfalls ein zweites Mal zu seinem Volk kommen und sich ihm zu erkennen geben. Dann werden sie den sehen, den sie durchstochen haben (Sach 12,10), und Er wird den reuigen Überrest zum Segen führen. Das hat Joseph ebenfalls bei seinen Brüdern getan, nachdem er sich ihnen zu erkennen gegeben hatte. Dann wird Er sozusagen auch seine Herkunft als wahrer Mensch Gott gegenüber zum Ausdruck bringen mit den Worten: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“ (Heb 2,13). Denn nur als wahrer Mensch konnte Er Menschen mit sich verbinden.
Nachdem er sich seinen Brüdern zu erkennen gegeben hat, sendet Joseph seine Brüder fort, um seinen Vater Jakob und alle seine Verwandten zu holen. Sie dürfen bei Joseph in Ägypten wohnen. So hat Gott alles, was die Brüder an Bösem ausdachten, zum Guten gewendet (1Mo 50,20).
Doch all das endete einmal. Jakob und „unsere Väter“ starben. Ihre Leiber wurden in das Land Kanaan zurückgebracht und im Grab bestattet, das Abraham gekauft hatte. Sie besaßen das verheißene Land noch nicht, wollten aber im Blick auf die Erfüllung der Verheißung in dem
Grab begraben werden, in dem auch Abraham begraben worden war (1Mo 49,29.30; 50,13; Jos 24,32).