Behandelter Abschnitt Apg 6,8-15
Neue Schwierigkeiten
Meistens folgen besonderen Segenszeiten, wie sie in Vers 7 genannt werden, neue Schwierigkeiten. Satan macht sich auf und will die Segnungen einmal durch die Gemeinde, ein anderes Mal durch die Gegner hemmen.
Unter den gewählten sieben Diakonen tritt besonders Stephanus hervor. Ihm waren fünf Pfunde anvertraut, mit welchen er bald weitere fünf Pfunde dazu gewann. Er war ein kluger Mann, erledigte die äußeren Angelegenheiten (wie gerechte Verteilung der Gelder) zu Gottes Ehre. Außerdem hatte er die Gabe, Wunderkräfte zu wirken (1Kor 12,10-12). Dazu war er ein begnadigter Prediger des Wortes. Stephanus war völlig an den Herrn ausgeliefert. Dieser Abschnitt führt uns in eine ganz neue Lage, die wir kurz betrachten wollen.
Ein großer Wendepunkt. Kaum war eine Verfolgung vorbei, die in den harten Schlägen, womit die Apostel geschlagen wurden, endete, begann sogleich eine weitere. Diesmal sollte sie das Leben eines treuen und bewährten Gottesknechtes kosten und den Auftakt zu weiteren Verfolgungen der Gemeinde geben, die bald in alle Landschaften zerstreut wurde.
Die Predigt des Stephanus ist das letzte Angebot des Evangeliums an Israel als Nation. Mit aller Hartnäckigkeit verharrten die Juden in ihrem Hass gegen den Herrn und töteten die, so Er zu ihnen sandte. Kein Mittel war ihnen zu gering; nicht einmal das, «falsche Zeugen» zu stellen, um Stephanus zu beseitigen. Der Feigenbaum (Israel), für den der Gärtner bat, ihn noch ein Jahr stehen zu lassen, damit er Frucht bringen möchte, hatte erneut versagt. Nun sollte er endlich umgehauen werden. Das Urteil blieb nicht aus. Israel kam der Ablehnung Christi wegen in Kürze in ein schreckliches Gericht.
Der Grund der Verfolgung. Er ist wohl in der steten zahlenmäßigen Zunahme der Gemeinde zu erblicken (Vers 7). Dass nun noch viele Priester sich bekehrten und Jünger wurden, erregte die hasserfüllten Juden noch mehr. Das Synedrium verlor zusehends an innerer Kraft und an Ansehen bei dem Volke. Die Obersten des Volkes waren kaum mehr als blinde Blindenleiter. Dagegen wusste das Volk, was es durch die Apostel empfing und nahm gerne den angebotenen Heiland an. Der Zuwachs in der Gemeinde und das Schwinden des Judentums lösten also großen Hass und Neid aus. Heute geht es noch genau so! Entsteht da oder dort ein Geisteswehen, so sind es in der Regel die alten, eingerosteten, religiösen Systeme, die sich als Feuerwehrmänner berufen fühlen, das Feuer des Geistes zu dämpfen. Solcher Widerstand hat nur vorübergehenden Erfolg; denn niemals vermögen Menschen Gott zu hindern.
Ein neues Werkzeug. Stephanus, ein bis dahin in der Geschichte der Gemeinde Unbekannter, trat plötzlich auf. Gott hatte für neue Dienste noch immer Menschen, die Er in der Stille für ihre Aufgaben vorbereitete.
Stephanus lenkte in den Synagogen die Aufmerksamkeit vieler auf sich und erntete bald den größten Hass, Seine Rede geschah mit unwiderleglicher Klarheit und Weisheit. Vor der göttlichen Weisheit verblasst jede Gelehrsamkeit dieser Welt.
Neue Gegner der Gläubigen. Bis dahin war es vornehmlich der Rat, diesmal waren es aber ausländische Juden, die in äußerster Wut gegen das Zeugnis von Jesus ausschlugen. Sie unterrichteten gleichzeitig die Schriftgelehrten und Ältesten, warben zwei falsche Zeugen und schleppten Stephanus, wie einst seinen Herrn, vor den Hohen Rat. Dazu hetzten sie das Volk auf, das bis dahin der Gemeinde günstig gesinnt war. Es ging genau so zu, wie bei der Verurteilung des Herrn. Im Fall des Stephanus war man allerdings noch vorsichtiger, man brachte gerade die falschen Zeugen mit, beim Herrn musste man sie erst suchen gehen und fand sie lange nicht. Stephanus musste wohl merken, dass Schlimmes geplant war, aber er wusste sich in Gottes Händen.
Falsche Beschuldigungen (Vers 11-14). Der Hohe Rat hatte in jener Zeit viele Sitzungen wegen den Gläubigen. Stephanus stand diesmal vor dem Hohenpriester. Die falschen Ankläger traten auf. Was war ihre Klage gegen Stephanus? Zweierlei:
1. Stephanus soll wider Moses und das Gesetz geredet haben. Stephanus wird den Herrn als den Größeren als Moses hingestellt haben. Moses als „Diener“, Christus aber als „Sohn“ Seines Hauses (Heb 3). Vom Gesetz mag Stephanus gesagt haben, dass Christus des Gesetzes Erfüllung ist. Der Name „Jesus“ wirkte aber auf die Männer wie ein rotes Tuch auf einen wütenden Stier.
2. Stephanus soll gegen den Tempel geredet haben. Vielleicht hat er die Worte des Herrn in Matthäus 24 wiederholt? Das genügte! Stephanus mag gesagt haben, dass das Gericht über Israel hereinbrechen werde, wie der Herr es angekündigt hatte, und dass sie eilen sollten, Buße zu tun (2Chr 7,21). Stephanus selbst stand wie ein Lamm unter Wölfen. Sein leuchtendes Angesicht zeugte von großer Sicherheit und tiefem inneren Frieden.
Israel blieb trotz aller Mahnungen des Heiligen Geistes verhärtet. Es rühmte sich, Männer wie Moses zu haben, ohne ihren Geist zu besitzen. Übrigens geschieht dasselbe bis in unsere Tage. Man rühmt sich der Männer wie Luther, Calvin, Zwingli und anderer, und verfolgt doch diejenigen, die ihres Glaubens sind. Darum wird es für die Christenheit ein ebenso ernstes und großes, wenn nicht noch schlimmeres Gericht geben, als einst über Israel.