Behandelter Abschnitt Apg 5,12-16
Licht nach dem Dunkel
Wie heilsam das Gericht über Ananias und Saphira für die Gemeinde war, sehen wir an den Folgen. Die ganze Gemeinde hatte in erschütternder Weise gemerkt, dass unser Gott nicht allein der Gott der Liebe oder der Gott aller Gnade, sondern auch ein verzehrendes Feuer ist. Sie merkte etwas von dem ernsten Wort: „Schrecklich ist es in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Dieses Eingreifen Gottes im Gericht durch Seinen Knecht Petrus war ein warnendes Beispiel an die ganze Gemeinde, und es ist zweifellos bei allen Gläubigen zu ernstem Selbstgericht gekommen (Psalm 139,23). „Entdecke alles und verzehre, was nicht in Deinem Lichte rein“, so oder ähnlich wird man auch dort gebetet haben. Gemeindezucht, die nicht wahre Beugung aller Glieder zur Folge hat, verfehlt den heilbringenden Zweck. Wenn nach sogenannten Gemeindestunden, in denen Zucht an anstoßerregenden Gliedern geübt werden musste, nicht auch die übrigen tief gedemütigt heimkehren, so mag zwar ein faules Glied beseitigt worden sein, aber die Türe zu neuen Segnungen, wie es speziell dieser Abschnitt zeigt, konnte sich nicht öffnen. Gerade weil die Gemeinde ein Ganzes ist, Glieder eines Leibes, erwartet der Herr Buße von allen. Wir sind eins in Segnungen, eins in der Verantwortung und eins im Gericht. Und so wie zuvor bei der Freilassung der Apostel aus dem Gefängnis sich die ganze Gemeinde freute, und wie ein Mann zu Gott betete und alle gesegnet wurden (Apg 4,23 f.), so fiel hier nach vollzogener Zucht auf die ganze Gemeinde ein Schrecken.
Ein trauriger, gegenwärtiger Übelstand sei hier noch erwähnt. Muss man nicht manchmal hören, wenn in einer andern Gemeinde Anstößiges vorgekommen ist: „Zum Glück ist das nicht bei uns“; anstatt mitzutrauern und sich mitzubeugen, besteht gar noch eine gewisse Schadenfreude. Welch ein Tiefstand! Welch eine Unwissenheit über die Einheit des Leibes Christi!
Große Furcht kam über alle (Vers 11). Heiliger Schrecken erfüllte die ganze Gemeinde. Alle bebten und zitterten ob der Heiligkeit Gottes. Alle werden geschwiegen haben wie ein Aaron, als seine beiden Söhne Nadab und Abihu im Heiligtum starben, weil sie fremdes Feuer auf den Altar gebracht hatten. Bis dahin hatten sie Gott nur in Seinen reichen Segnungen, Wundern und Errettungen kennen gelernt, diesmal aber in Seiner Strenge der Sünde gegenüber. Gott ist zu rein, als dass Er Sünde anschauen könnte (Hab 1,13). Wir werden in der Gemeinde, dem Heiligtum unseres Gottes, das Eindringen der Sünde nie ganz verhindern können, aber wehe uns, wenn wir sie b e w u ß t dulden. Gern zieht man zu ihrer Entschuldigung das Wort aus dem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen herbei: „Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte“ vergisst aber, dass das Gleichnis nichts mit Gemeindezucht zu tun hat (Mt 13).
Einmütigkeit (Vers 12). „Sie waren ein Herz und eine Seele.“ Dass sie es waren in Segenszeiten, verwundert niemanden, dass sie es aber auch in Gerichtsstunden waren, beweist ihr inneres Verständnis für Gottes Handeln in der Gemeinde. Keiner tadelte Petrus, der Gottes Gerichtsvollstrecker war, dass er etwa zu hart gewesen sei. Kein Glied zog sich beleidigt zurück, noch fand man den Fall lieblos. Alle merkten: der Herr reinigt Seinen Tempel, Er hat die Geißel ergriffen, eine fruchtlose Rebe entfernt (Joh 15,2). Alle waren sich neu bewusst, dass nur eine reine Gemeinde Gottes Segensträgerin sein könne, dass Sünde jeden Segen ausschließt.
Ehrfurcht (Vers 13). Von den übrigen getraute sich niemand den Gläubigen anzuschließen. Die Fernstehenden sahen, wie ein heiliger Gott alle Unlauterkeit richtet. Das Richten der Heuchelei von Ananias und Saphira bewahrte viele vor bloßem äußerlichem Mitmachen. Die Gütergemeinschaft der Gemeinde hätte leicht Unaufrichtige und Geizige verlocken können, sich ihr des Nutzens wegen anzuschließen. Nach solch schwerem Gericht wagte es aber niemand. Alle waren mit Furcht erfüllt.
Wachstum (Vers 14). Wenn Gottes Volk den Bann der Sünde entfernt, öffnet Gott aufs neue die Fenster des Himmels und gibt Segen die Fülle. Diese Tatsache finden wir schon im Fall Achans deutlich bewiesen. Nach der Steinigung Achans schritt Israel von Sieg zu Sieg. Die Segenshindernisse waren beseitigt, Gott konnte sich neu in der Mitte der Seinen offenbaren. Wer Gott in Seiner Kraftfülle erleben will, muss Ihn ungehindert in Seiner Heiligkeit wirken lassen.
Das ernste Gottesgericht an den beiden untreuen Gläubigen beeinflusste selbst die Apostel stark. Ihre Predigt wurde offenbar noch viel ernster und die Jüngerzahl vermehrte sich täglich. Die Predigt des Wortes bewirkte vermehrten Glauben und größeres Wachstum. Sie erlebten die Wahrheit der Verheißung: dass der Heilige Geist die Menschen von ihrer Sünde überführt und sie Buße tun werden. Und wenn es keine Frucht, keine Bekehrungen gibt, so sollte jeder einzelne Gläubige sich ernstlich vor Gott prüfen, ob etwa er das Segenshindernis in der Gemeinde sei. Der Geist Gottes offenbart die Ursachen der Unfruchtbarkeit.
Werke. Es wurden viele Kranke geheilt, ja, sogar durch den Schatten des Apostels, der auf sie fiel, wurden sie gesund. Es geschahen große Zeichen und Wunder. Je stärker die Hassausbrüche des Synedriums wurden, desto mächtiger rüstete Gott Seine Knechte aus. Mächtigere Wunder als bisher legitimierten den Dienst der Apostel; selbst Besessene wurden von Dämonen befreit. Diese auffallenden Kraftwirkungen des Evangeliums musste das Synedrium anerkennen, aber ihre Herzen waren zu verhärtet und so fanden sie nicht Gnade zur Umkehr, eilten vielmehr dem verheißenen Gericht mit Riesenschritten entgegen.
Heute lebt die Gemeinde nicht in einer Zeit der Zeichen und Wunder, doch darf uns das nicht erlahmen lassen, das uns anvertraute Zeugnis in aller Treue auszuüben. Gott erhört unser Flehen und wirkt auch heute noch durch denselben Heiligen Geist, der in der Gemeinde wohnt.