Behandelter Abschnitt Apg 5,1-11
Ananias uns Saphira
Kapitel 5 beginnt mit einem „Aber“. Das deutet auf einen Gegensatz zum Vorhergesagten hin. Bis dahin durfte Lukas ein einzig schönes Bild von der Gemeinde in Jerusalem entwerfen. Nun aber versuchte Satan in sie einzudringen wie einst ins Paradies, um diesen neuen herrlichen Gottesgarten zu verderben. In Kapitel 4 versuchte der Feind durch Verfolgungen die Gemeinde zu zerstören. was indessen das Gegenteil bewirkte. Im vorliegenden Fall war aber sein Erfolg weit größer. weit er einzelne Glieder in die Sünde verstricken konnte.
Ein Schiff kann auf bewegtem Meer hin‑ und hergeworfen werden ohne Schaden zu nehmen. aber wehe, wenn das Wasser in das Schiff eindringt, dann ist es um dasselbe geschehen. Dieser erste Sündenfall in der Gemeinde hat große Ähnlichkeit mit der Sünde Achans in der Geschichte Israels (Josua 7). Sowohl bei Achan als auch bei Ananias und Saphirs war es die Geldliebe, jene schreckliche Wurzel alles Bösen, die sie zur Sünde verführte. Beide vergaßen die Gegenwart Gottes in der Gemeinde und dass unser Gott ein heiliger Gott ist und nie Sünde duldet. flöge die hier berichtete ernste Begebenheit auf uns dieselbe Wirkung haben wie auf ,jene Gläubigen damals.
Die Namen der beiden Ehegatten: Ananias und Saphira Die Bedeutung dieser Namen ist außerordentlich lieblich. Ananias heißt „Gnade Gottes“. In Kapitel 4 steht geschrieben, dass große Gnade auf allen war; aber dieses Ehepaar hatte keinen Gebrauch von ihr gemacht, es hatte sich vielmehr von der Liebe zum Gelde beherrschen lassen. Der Name Saphira ist vom leuchtenden Edelstein «Saphir» abgeleitet. Leider war Saphira nur ein unechter Edelstein. So schön wie ihre Namen waren, hätten auch ihre Taten sein sollen. Leider trugen beide nur die schönen Namen (Off 3,1), im übrigen waren sie innerlich tot.
Eine verhängnisvolle Gabe. In jenen Tagen verkauften viele ihre Güter und legten den Erlös zu den Füßen der Apostel (Kapitel 2, 4ö; 4. 34). Im vorhergehenden Kapitel wird die edle Tat des Barnabas und auch das Lob, das ihm der Heilige Geist spendet, hervorgehoben. Es ist anzunehmen, dass Ananias und Saphira auch so gerühmt sein wollten und aus diesem Beweggrund heraus ihre Güter verkauften. Der Herr sagt, dass in solchem Geben der Lohn dahin sei. Ansehen und Ehre sind leider nur zu oft die Triebkraft des Gebens. Dieses Ehepaar wollte nicht hinter andern zurückstehen, verkaufte seinen Besitz, brachte einen Teil des Erlöses den Aposteln und stellte sich so, als ob es alles gegeben hätte. Das war Heuchelei und wurde vom Herrn gestraft. Niemand verpflichtete sie, etwas zu geben: denn Geben ist und bleibt ein Vorrecht. Gott liebt freudige Geber.
Der Urheber der Sünde Es ist Satan. Petrus fragte: „Warum hat Satan euer Herz erfüll?“ Satan stickte sich immer Eingang ins Herz des Menschen zu verschaffen. Einst wollte er Simon sichten (Lk 22,31). Bei Ananias vermochte er das Herz zu erfüllen lind von Judas lesen wir, dass Satan in ihn fuhr (Joh 13,27). Vor ihm ist keiner sicher ('Eph 4,27: 6, 11). Aber vor dem, der ihm widersteht, flieht er (Jak 4,7). Das sündliche Fleisch ist immer rege, wenn es nicht durch den Glauben im Tode gehalten wird. Der Gläubige muss sich für mit Christo gestorben halten, sonst unterliegt er.
Plötzlich entdeckt. Oft gibt es im Leben der Gläubigen ein unerwartetes Entblößtwerden. So erging es einst Achan (Josua 7,19,11; 22,20), Gehasi (2Kön 5,20) und hier Ananias und Saphira. Petrus durchschaute die Gesinnung der Geber in ähnlicher Weise wie der Herr, als Er am Gotteskasten die Einlegenden beobachtete (Mk 12,41-43).
Bei Ananias und Saphira folgte eine Sünde der andern, Ehrsucht, Lüge, Geiz und Heuchelei. Die Sünde wächst. Ananias und sein Weib meinten nur Menschen zu belügen, betrogen aber in Wirklichkeit den Heiligen Geist. Alle Sünde ist gegen Gott, gegen den Heiligen Geist (1. Mose 39,9; Psalm 51,4; Lk 15,21). Und da diese beiden ihre Sünde nicht selbst richteten, musste der Heilige Geist es tun.
Die schwere Strafe. Auf die Frage des Apostels: „Warum hat Satan euer Herz erfüllt?“ fand Ananias keine Antwort. Es folgte keinerlei Bekenntnis der Sünde, kein Flehen um Gnade. So richtete ihn Gott, indem er tot zusammenbrach.
Drei Stunden später erschien Saphira. Sie wird angesichts der großen Gabe, die sie den Aposteln brachte, mit einem begeisterten Empfang durch ihre Glaubensgenossen gerechnet haben. Aber sie fand alles so ganz anders. Da war ein heiliges Schweigen und ein tiefer Ernst lag auf allen Angesichtern. Sie ahnte nicht, was geschehen war. Als Petrus sie erblickte, trat er mit derselben Frage an sie heran, wie zuvor an ihren Mann. Dadurch gab ihr Petrus Gelegenheit, in letzter Stunde noch ihre Sünde zu bekennen, aber anstatt dessen leugnete auch sie. Wer seine Missetat leugnet, dem wird es nicht gelingen. Sünde zudecken heißt die Schuld vermehren. Alsbald musste Petrus auch ihr dasselbe ernste Gericht ankündigen wie zuvor ihrem Manne. Auch sie brach tot zusammen. Jünglinge kamen, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihrem Manne. Welch ein ernstes Gericht?
Die Wirkung dieses Gerichtes. Große Furcht fiel auf
alle (Jes 26,9). Alle spürten die Heiligkeit Gottes und waren Zeuge
davon, wie Er die Sünde straft (3. Mose 10,1-3; 4. Mose 16,35).
Gericht bei den einen, kann Gnade bei den andern bedeuten (
Eine wichtige Frage. Es mag jemand die berechtigte Frage stellen, warum die Sünde von Ananias und Saphira so schwer gerichtet wurde, während noch gröbere Sünden, die später vorkamen und heute noch vorkommen, scheinbar unbeachtet bleiben. Man denke an Simon den Zauberer und dessen gräuliche Sünde (Kapitel 8), oder später an jenen groben Vorfall in Korinth, den Paulus so ernsthaft rügte (1Kor 5). Für Simon den Zauberer tat Petrus nicht einmal auf dessen Wunsch hin Fürbitte. Petrus merkte offenbar, dass es Sünde zum Tode war, darum übte er keine Fürbitte. Es gibt Sünde zum Tode, für die man nicht bitten soll (l. Joh 5,16). Warum macht Gott so große Unterschiede? Wir glauben, dass der Grund folgender ist: Schon bei der Betrachtung von Kapitel 1, 6 und 3, 19-20 hörten wir, dass die Apostel die baldige Königsherrschaft Jesu Christi auf Erden erwarteten, also das Tausendjährige Reich, und darum predigten sie auch Israel Buße. Und wäre Israel in jenen Tagen zum Herrn umgekehrt, so wäre das Reich zu der Zeit aufgerichtet worden. Im Königreich Jesu Christi wird jedoch der Sünder mit dem Tode bestraft (Jes 65,20). Der Herr, der inmitten Seines Volkes sein wird, kann unmöglich Sünde dulden.
Aber auch heute muss die Sünde in der Gemeinde Jesu Christi gerichtet werden. Heiligkeit ist die Zierde Seines Hauses. Der Apostel sagt: „So sich jemand Bruder nennen lässt und er ist ein Hurer oder Habsüchtiger oder Ehebrecher, habt keine Gemeinschaft mit ihm.“ Denken wir an jenen ernsten Fall in 1. Korinther 5, wo Paulus befahl, einen solchen aus der Gemeinde der Gläubigen hinauszutun und dem Satan zur Züchtigung des Fleisches zu übergeben. Doch derselbe Apostel befahl auch, nachdem dieser tiefgefallene Bruder Buße getan hatte, ihn wieder aufzunehmen. Wie wenig wird in unseren Tagen der Zerrissenheit der Gemeinde dieser Grundsatz beachtet. So kann ein Gläubiger an einem Ort schwer fehlen und ausgeschlossen werden müssen, wenn er nicht Buße tut; und am andern Ort nimmt man ihn auf und kümmert sich nicht um die vollzogene Zucht. Das ist bestimmt Sünde und belastet die Gemeinde. In 2Joh 9-11 und 2Thes 3,6 wird außerdem den Gläubigen befohlen, die Gemeinschaft mit denen abzubrechen, die sich gläubig nennen, jedoch unbiblischen Lehren huldigen und unordentlich wandeln.
Möge der Herr uns Gnade schenken, in solchen Fällen allein die Schrift reden zu lassen und nicht weichliche, falsche Liebe.