Behandelter Abschnitt Apg 5,17-32
Ein neuer Angriff
Lukas gibt uns hier einen Bericht über die zweite Verfolgung der Gemeinde zu Jerusalem. Der erste feindliche Angriff lief verhältnismäßig milde ab, der zweite dagegen war wesentlich härter. So erzieht der Herr die Seinen, Trübsale zu ertragen. Beim ersten Eingriff des Hohen Rates verblieb es bei einer ernsten D r o h u n g (Kapitel 4, 21). Das zweite Mal aber warf man die Apostel ins G e f ä n g n i s und schlug sie. Die dritte Verfolgung führte sogar zum M ä r t y r e r t o d des Stephanus (Kapitel 7, 60). In dem Maße wie die Segnungen wuchsen, nahmen auch die Leiden zu.
Nur kurze Zeit war seit der vorangegangenen Festnahme der Apostel verflossen. Der Befehl des Hohen Rates, „nicht mehr von Jesus zu zeugen“, war von den Aposteln unbeachtet geblieben. ‑ Im Gegenteil, mit noch größerem Mut verkündigten sie, dass in keinem andern als in Jesus allein das Heil sei. Die reichen Segnungen, wie sie in den Versen 12-16 aufgezeichnet sind, konnten unmöglich verborgen bleiben. Wenn schon die Heilung des Lahmen in Kapitel 3 so großes Aufsehen erregte, wie viel mehr müssen die Wunder der Verse 15-16 die Menschen in Staunen versetzt haben. Als Folge davon warf man die Apostel in Gewahrsam.
Ein neuer Angriff. Die Ursache dieser Untat war N e i d. Der Rat erfuhr von den großen Wundern und zahlreichen Heilungen; auch dass das Volk sich den Aposteln zuwandte. Er fühlte sich dadurch benachteiligt und gedachte der Bewegung Halt zu gebieten. Nun gab es aber für den Rat und damit für Israel nur zwei Möglichkeiten, ‑entweder seine Mitschuld am grausamen Morde des Herrn zuzugeben, oder weiter dagegen auszuschlagen. Der Rat entschloss sich zu letzterem. Die Gemeinde hielt jedoch fester an ihrem Herrn als je. Eben hatte sie eine große List Satans nach innen überwunden (das Gericht über Ananias und Saphira), und anschließend siegte sie glänzend in den äußeren Schwierigkeiten.
Man sollte meinen, dass das eben stattgefundene Strafgericht über Ananias und Saphira, dazu die großen Zeichen und Wunder, die Feinde mit der Furcht hätte erfüllen müssen, dass Gott schließlich auch sie strafen könnte, aber nein, sie waren von Satan völlig verblendet. Sie verhärteten ihre Herzen immer mehr. So nahmen sie die Apostel, die sich widerstandslos ergaben, aufs neue gefangen, weil sie sich in Jesu Nähe, in Seinen Händen wussten. Der Rat mag gedacht haben, wenn er die Hirten schlage, werde die Herde sich bald zerstreuen; doch seine Berechnungen sollten absolut fehl gehen. Selbst bis in unsere Zeit hinein leiden Gottesknechte immer wieder des Neides wegen. Man kann es vielfach nicht ertragen, wenn sich Gott neue Werkzeuge erwählt, besudelt womöglich ihren Charakter und verdächtigt oft sichtbare Segnungen. Der Dichter sagt: „Bitter ist der Kelch der Leiden, wenn gereicht von Bruderhand.“ Aber gerade dann weiß der Herr zu ermuntern, Kraft zu schenken und die Gegner durch Segnungen am Unterdrückten zu beschämen.
Göttliches Eingreifen. Der Sieg des Hohen Rates schien absolut sicher zu sein und schon in aller Frühe versammelte er sich zur Gerichtssitzung. Eigentlich wäre die Verhandlung überflüssig gewesen, denn wie zuvor beim Herrn Jesus, kam der Rat auch hier mit dem fertigen Urteil in der Tasche ‑.
Seine missbrauchte Gewalt sollte jedoch noch durch ein weiteres Wunder Gottes gebrochen werden, indem ein Engel Gottes die Apostel gleichsam in letzter Stunde aus dem Gefängnis befreite.
Die Apostel saßen gewiss nicht müßig im Kerker, vielmehr werden sie die Zeit im Gebet verbracht haben. Ebenso ist bestimmt anzunehmen, dass die Gemeinde, heiße Fürbitte für sie tat (ähnlich wie später in Kapitel 12, 5) und sie sollte nicht enttäuscht werden. Gott sandte Seinen Engel, die Türen zu öffnen, und er führte die Apostel heraus. Aber wohin sollten sie sich nun wenden? Wo sich verbergen, wie das meistens von entflohenen Sträflingen geschieht? Sie sollten wieder in den Tempel gehen und allen die Worte des Lebens verkündigen. Wie immer, gehorchten die Apostel, gingen in den Tempel unter das Volk und verkündigten ihnen das Heil in Jesu. Gebet und Fürbitte wurden also reichlich erhört. Das darf auch uns als Ermunterung in schwierigen Lagen dienen.
Verlegene Richter. Indessen war der Hohe Rat zur Gerichtsverhandlung zusammengekommen. Alles war bereit, die Gefangenen zu verurteilen. Man befahl, die Apostel herbeizuholen, doch siehe, sie waren nicht mehr im Gefängnis. Die Beauftragten kehrten zurück mit der Botschaft: „Wir fanden das Gefängnis mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wachen an den Türen stehen; als wir aber aufgemacht hatten, fanden wir niemanden darin.“ Der Rat musste merken, dass es sich hier nicht um wilde Ausreißer handeln konnte, sondern wohl oder übel musste er ein göttliches Eingreifen erkennen. Gott selbst hatte eine Dosis Wermut in ihren Taumelkelch gegossen. Wie werden sie erst gestaunt haben, als sie die Nachricht vernahmen, dass sich die Apostel im Tempel befänden und ungeachtet des Verbotes das Volk lehrten! Und obwohl sie Gottes Eingreifen unzweideutig erkennen mussten, lernten sie doch nichts. Sie fuhren fort, wider Gott zu streiten und nahmen die Apostel abermals gefangen.
Die Gerichtssitzung. Dass der Rat vollzählig erschienen war und sogar große Herren wie Gamaliel in seiner Mitte hatte, weist auf die Wichtigkeit der Sitzung hin. Die Anklage lautete: a) Auf fortgesetztes Übertreten des früheren Redeverbotes. b) Ganz Jerusalem mit der Lehre von Jesu Auferstehung erfüllt zu haben. (Das war nebenbei gesagt eine ungewollte Anerkennung ihres fruchtbaren Dienstes.)
Die Verteidigung. Freudig, bestimmt und klar ergriff Petrus das Wort und widerlegte nicht nur die Anklage, sondern fügte sogar noch mehr hinzu. Betreffs des Verbotes in den Versen 28-29 erinnert er sie an früher Gesagtes (Apg 4,19). So blieben Petrus und die andern Apostel selbst unter den sehr schweren Drohungen dem anvertrauten Zeugnis treu und fürchteten sich nicht vor denen, die nur den Leib töten können. Erneut machten sie den Ratsherren klar, dass s i e Jesus an das Kreuz schlagen ließen -Gott Ihn aber auferweckt habe. Ferner bezeugten sie dem Rat, dass dieser Jesus zur Rechten Gottes erhoben wurde, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben und dass dieser von Gott erhöhte Jesus von Nazareth den Heiligen Geist denen gibt, die Ihm gehorchen. Dieser Heilige Geist war Israel durch die Propheten verheißen, doch konnte es Denselben unmöglich empfangen, weil es Gott gegenüber im Ungehorsam verharrte, indem es Seinen Sohn ablehnte.
Das Zeugnis der Apostel ist höchst ermunternd für alle, die um Jesu willen verfolgt werden.