Behandelter Abschnitt Joh 7,37-38
Jesu Einladung an Dürstende (Joh 7,37.38)
Der letzte Tag des Festes war angebrochen. Jesus sah, daß selbst die eindrucksvollsten Zeremonien die Menschen leer ließen. Sollten sie unbefriedigt heimkehren? Nein, Er rief sie nochmals zu Sich. Der Sabbat bildete den Abschluß und Höhepunkt des Festes, begleitet von einem Feueropfer. In goldenen Bechern schöpften sie Wasser aus dem Teich Siloah. Etwas davon tranken sie, das übrige gossen sie unter Jubel am Altar aus (Jes 12). Dieses Fest wies auf die Ausgießung des Heiligen Geistes hin (Joel 2). Jesus, die lebendige Quelle und Erfüllung des Festes, lud die Teilnehmer zu Sich ein, denn nur Er vermochte den Durst ihrer Seelen zu stillen.
Der Festredner. Der war Jesus, der allein Ströme gibt, mit Heiligem Geist tauft. Er sprach so zu Herzen gehend, daß selbst Seine Gegner gebannt wurden (V. 46). Beachte:
Seine Würde. Ehemals sprach Gott durch Propheten wie Mose, Samuel, Elia, hier aber durch den Sohn (Heb 1,1). Johannes fühlte sich unwürdig, Seine Schuhriemen aufzulösen. Propheten und Könige begehrten Ihn zu sehen (Lk 10,24).
Seine Rede. Sie war nicht ein Vortrag, sondern Worte der Gnade, der Holdseligkeit (Lk 4,22; Ps 45,3). Zerbrochener Herzen nahm Er sich an und erlöschende Dochte fachte Er an (Mt 12,20). Ja, Seine Einladung galt allen, selbst Seinen Verächtern wie jenen unter dem Kreuz (Lk 23,34). Er sprach so einfach, daß selbst Kinder Ihn verstanden. Nicht Feste stillen den Durst der Seele, sondern nur Er, der Ströme lebendigen Wassers gibt. Kommt, nehmet umsonst (Jes 55,1).
Zugleich sprach Jesus sehr ernst. Er leitete Seine Rede mit dem bekannten „Wahrlich, Wahrlich“ ein. Er ermunterte die Tiefgesunkenen (8, 11; Mk 16,9; Lk 18,13.14), aber widerstand den Hochmütigen (Mt 23). Sein Dienst an Dürstenden war Ihm wichtiger als Speise (4, 32). Der Eifer um Sein Haus verzehrte Ihn (2, 17). Den ganzen Tag diente Er mit ernsten Worten und Taten allen, die kamen, und des Nachts betete Er.
Die Hörer. Die Eingeladenen. Das waren zunächst alle Festteilnehmer, dann aber auch alle Dürstenden. Durst nach Gott erfüllt aller Menschen Herz (Ps 42,4; 63,2; 143,6). Und Jesus dürstet nach uns (19, 28). Um die Sehnsucht des Menschen nach Gott zu erklären, brauchte Jesus lebensnotwendige Vergleiche wie Essen, Trinken. So spricht Er von Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit (Mt 5,6). Durst ist quälend. Man denke an das dürstende Volk in der Wüste, das drei Tage kein Wasser fand, und andere (2. Mose 15,22; 1. Mose 21,16.19; 2Kön 3,9.16.17). Wird der Durst nicht gestillt, so verschmachtet der Mensch. Mit unerträglichem Durst beschreibt Jesus den Zustand der Verlorenen (Lk 16,24).
Plötzlich stand Jesus auf. Er rief laut, was von Seinem großen Ernst
zeugt. Sollen sie wirklich dürstend heimkehren? Niemals vermochte das
Wasser von Siloah ihren Durst zu stillen (Jes 44,3; 55,1;
Jesus allein ist die von Gott bestimmte Lebensquelle. Er ist es, der
mit Heiligem Geist tauft (Mt 3,11; Joh 1,33; Apg 2,33). Es gefiel
Gott, daß in Ihm die ganze Fülle wohne (Kol 1,19). Alle, die Ihn
aufnahmen, bekannten, daß sie aus Seiner Fülle genommen hatten (
Dieser Lebensquell war offen und erreichbar für alle. Jesus stand in
ihrer Mitte, war also allen nahe und uns nicht weniger (Mt 18,20). Er
ist nicht ferne von einem jeden (Apg 17,27). Allen ruft Er noch jetzt
vom Himmel zu: „Wen da dürstet, der komme zu Mir und trinke" (
Genug und im Überfluß. Schon der Samariterin versicherte Jesus, daß, wer von dem Wasser trinkt, das Er gibt, nie mehr dürsten werde (4, 14). Sie glaubte, trank, und bald flossen Ströme von Ihr auf ganz Sichar. So kam z. B. auch der Zöllner Levi zu Jesus. Bald flossen Ströme auf seine Umgebung (Mk 2,14.15), und das bis heute durch sein Matthäusevangelium. Der Lebensstrom gleicht auch einem erquickenden Bad, er ist tief zum Schwimmen (Hes 47). Die Apostel tranken so reichlich, daß ebenfalls Ströme von ihnen flossen. Und was ist mit uns? Tröpfelt es nur, ist etwa der Kanal durch Sünde verstopft? Soll es immer so trocken um uns her bleiben? Der Heilige Geist ist für dich und mich (Apg 2,38; Eph 5,18), und nötig zum Empfang ist der Glaube, wie Jesus es in V. 38; 16, 7 sagt.
Das Ergebnis der Einladung. Das war sehr verschieden:
Einige erkannten Jesus als den Propheten (V. 40; 5. Mose 18,15). Andere glaubten an Ihn als den Messias (V. 41).
Wieder andere versuchten Jesus umzubringen. Sie sandten Diener, Ihn zu greifen, aber in V. 46 hören wir ihr ergreifendes Zeugnis: Nie hat ein Mensch also geredet, sie glaubten an Ihn.
Einer wagte es. Nikodemus trat offen für Jesus ein (50). Ähnliches erlebte Paulus in Athen (Apg 17,32). Dieses Für und Wider gab es zu allen Zeiten bis heute.
Nach dem Fest zerstreute sich die Menge. Jeder ging in das Seine, der Herr aber ging auf den Ölberg. Wir ahnen wozu: um den ausgestreuten Samen durch Gebet zu begießen.