Behandelter Abschnitt Mt 26,1-13
Die Salbung in Bethanien! Mt 26,1-13.
Der König hatte die großen Reden über die Endzeit vollendet. Nun schickt Er sich an, zu erfüllen, was Moses und die Propheten über Ihn geweissagt haben. Vers 1 u. 2 bringen des Herrn letzte Leidensverkündigung, deren genaue Zeit Er noch mit den Worten "nach 2 Tagen" hinzufügt. Er wußte, was kommen werde, und es bangte Ihm vor dieser Stunde. Jedoch da gab es hierin kein Zurückgehen für Ihn.
I. Zwei große Gegensätze.
Die Verse 3-5 zeigen den teuflischen Haß der Obersten, die wie Tiger nach Seinem Blute dürsteten. Gar nichts konnte ihren grenzenlosen Haß dämpfen, als Jesu Tod. Sie wollten Ihn mit List greifen, das aber war nicht nötig, weil der Herr Sein Leben freiwillig hergab. Diesem Haß gegenüber sehen wir Maria von Bethanien und ihr Werk der Liebe am Herrn. Als schlichtes einfaches Weib kam sie in der Glut innigster Herzensliebe, um den Herrn zu salben. Während der Herr den Haß der Obersten, den Verrat des Judas und das Versagen der Jünger voraussah, kam sie und erquickte Ihn inmitten der Fülle Seiner Trübsale und Leiden. Wie wichtig ist es, die guten Werke im rechten Moment zu tun. So empfing Paulus zur rechten Zeit die Gabe der Philipper (Phil 4,10).
II. Der Beweggrund der Salbung.
Matthäus stellt den Herrn als König dar; Könige aber wurden gesalbt. Bald sollte der Herr die Dornenkrone tragen; dem kam Maria zuvor und ehrte Ihn mit ihrer Salbung. Dabei tritt hervor:
a) Ihre Liebe. Gleich wie Simon aus Dankbarkeit den Herrn zu einem Mahl einlud, so vollbrachte Maria diese Tat aus demselben Grunde. Schon in Lk 10,42 saß sie zu Jesu Füßen. Die stille Gemeinschaft mit Ihm war die Quelle, aus der diese Tat floß. So köstlich dem Herrn wahre Liebe ist, so schmerzlich empfindet Er es, wenn sie Ihm entzogen wird.
b) Ihr Glaube. Maria war diejenige, die des Herrn Gedanken am tiefsten erfaßt hatte. Sie salbte Ihn auf den Tag Seines Begräbnisses. Im Glauben sah sie Ihn schon als für sie gekreuzigt. Ihr Glaube war größer als der der Jünger, die nichts von Seinem Sterben wissen wollten. Maria wußte, daß der Tempel Seines Leibes bald gebrochen werde, und so zerbrach auch sie ihre Flasche, um das Innere ihres Herzens zu offenbaren.
III. Die Wirkung der Salbung.
Daß eine große Tat sehr verschieden beurteilt wird, zeigt diese Geschichte.
1. Die Wirkung auf den Herrn.
Die Salbung galt dem Herrn allein, und darum bewegte sie Ihn so tief.
"Sie hat es mir getan", und das fühlte Er sehr. Marias Werk war
keine Nachahmung, sondern in ihrem Herzen allein entstanden. Sinnen wir
auch darüber nach, wie wir den Herrn erfreuen können? Sie hatte ein
gutes Werk getan. Vom Herrn anerkannte gute Werke sind rar. Gute Werke
sind ein Teil der göttlichen Berufung (Eph 2,10). Solche zu
vollbringen, sollte jedes Gläubigen vornehmste Aufgabe sein (
2. Die Wirkung auf die Jünger.
Da wird zunächst Judas genannt, weil er zuerst Kritik an der Salbung übte (Joh 12,5). Dieser Mammonsknecht konnte nicht ertragen, was am Herrn getan wurde. Indem Judas sagte, daß man die Salbe um mehr als 300 Denare hätte verkaufen können, verrät er ihren hohen Wert, und diesen hätte er gern im Beutel gehabt. Das war ja mehr als der Jahreslohn eines Arbeiters (Mt 20,2). Diese boshafte Kritik und Habsucht des Judas blieben nicht wirkungslos. In Joh 12 steht, daß "Judas" bösartig kritisierte, und in Mk 14 heißt es, daß "etliche" murrten, und in Mt 26,8 lesen wir, daß "alle" unwillig waren. Einer, etliche, alle! - Ist das nicht auch heute noch so? Einer fängt zu richten an und steckt einige andere an, und diese verunreinigen den Rest. Wie furchtbar! Wie hart auch alle Maria verurteilen mochten, beim Herrn fand sie Schutz. "Was machet ihr dem Weibe Mühe?" Der Herr nahm Maria öffentlich in Schutz und lobte sie.
3. Die Wirkung auf die Zukunft.
Wo immer das Evangelium verkündigt werden wird, da wird man dessen gedenken, was dieses Weib getan hat. Das Evangelium ist mit der Tat der Maria verknüpft; denn ihr Liebeswerk ist mit dem größten Opfer, dem "Tode des Herrn", verbunden. Wahrhaft gute Werke sind unvergänglich (Heb 6,10). Große Reiche sind untergegangen, nicht aber diese Tat. So setzt der Herr der Maria ein ewiges Denkmal.
4. Die Wirkung auf uns.
Wie beeinflußt uns die Tat der Maria? Fließt auch bei uns die Liebe zum Herrn in so vollem Maße über? Sie war mit des Herrn Opfer beschäftigt, mit Seinem Tode. Sind wir es auch? Verkündigen wir Seinen Tod? Wenn ja, dann ist es sicher, daß auch aus unserem Leben Werke der Liebe Ihm entgegenfließen werden. Das ganze Haus wurde von Marias Salbe erfüllt, wohl galt die Narde dem Herrn (Hld 1,12), aber wahre Liebeswerke haben einen reichen Einfluß auf die ganze Umgebung. Gehen auch wir hin und folgen dem heiligen inneren Triebe, nämlich, den Herrn zu erfreuen.