Behandelter Abschnitt Mt 26,1-2
Der Herr hatte sein Zeugnis als der treue Zeuge sowohl in Taten als auch in Worten abgelegt. Er hatte alle Aussprüche vollendet, die Ihn als den Propheten ankündeten, der Mose gleicht, wie er es geweissagt hatte (5Mo 18,15), der aber unvergleichlich größer ist und auf den man von nun an – bei Gefahr des ewigen Verderbens – hören sollte. Und nun nahte die Stunde, die ernste Stunde seiner Leiden; und Jesus geht im Geist in sie hinein mit der ruhigen Würde, die Ihm allein eigen ist.
Die religiösen Führer waren entschlossen, Ihn zu töten. Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten waren alle einmütig in dieser Sache, versammelten sich im Palast des Hohenpriesters. Sie berieten sich, sie schmiedeten Pläne; aber schließlich erfüllten sie, als sie ihre Schandtaten vollendeten, unwissentlich eher die Worte Christi an seine Jünger als ihren eigenen Plan der Schlechtigkeit. Sie sagten zueinander: „Nicht an dem Fest, damit nicht ein Aufruhr unter dem Volk entsteht“ (V. 5).
Und es geschah, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: Ihr wisst, dass nach zwei Tagen das Passah ist, und der Sohn des Menschen wird überliefert, um gekreuzigt zu werden (26,1.2).
Wollten sie Ihn töten? Dann müssen sie es tun! Der Mensch hat seine Verdorbenheit, und Gott hat seinen Weg. Aber weder die Freunde noch die Feinde Jesu wussten, wie der bestimmte Ratschluss Gottes in die Tat umgesetzt werden sollte. Ein Verräter aus dem innersten Kreis, ein geeignetes Instrument für Satans intrigenhafte Bosheit, muss seine Ferse gegen den Heiland erheben. Satan ist der Führer jenes ehebrecherischen und nun abtrünnigen Geschlechts, das er in die Grube des Verderbens führt. Der Feind erniedrigt seine Opfer moralisch –das ist immer die Folge des Bösen –, und das schöne Opfer der Liebe (Frucht des Heiligen Geistes in ihr, die die sehr kostbare Salbe aus dem Alabasterfläschchen auf das Haupt Jesu goss) gab Anlass zu den niedersten Motiven in Judas und zum endgültigen Erfolg des Versuchers über eine Seele, die trotz des ständigen Sehens und Hörens Christi lange an geheime Schuld gewöhnt war (V. 6–16).
Ich bin durch die Umstände gezwungen, nur einen flüchtigen Blick auf diese letzten und ergreifenden Ereignisse zu werfen. Dennoch wollen wir nicht versäumen, zunächst zu unserer Warnung zu bemerken, wie leicht elf gute Menschen durch die schönen Vorspiegelungen eines schlechten Menschen, der von ihnen unbekannten bösen Gefühlen beeinflusst wurden, in die Irre geführt werden können. Ach, das Fleisch bleibt auch in den Wiedergeborenen immer dieselbe hasserfüllte Sache! Es gibt nichts Gutes für den Gläubigen, es sei denn, Christus ist der Gegenstand und beherrscht das Herz. Als Nächstes sehen wir zu unserer Freude, wie eindrucksvoll es ist, eine Liebe zu Christus zu finden, die Er wertschätzt und die der Geist in dem schwächsten Gefäß wirkt, trotz des Murrens derer, die immer so wichtig und stark scheinen! Drittens: Wenn eine Heilige ihre Wertschätzung Jesu – im Urteil des nur auf den Zweck gerichteten Unglaubens – so verschwenderisch zum Ausdruck brachte, was war dann sein Wert in den Augen der bestechlichen Priester und des Verräters? „Sie aber setzten ihm dreißig Silberstücke fest“ (V. 3). Der Preis eines Sklaven war genug für den verachteten Herrn, der über allem stand! (vgl. 2Mo 21,32; Sach 11; 12,13.)