Behandelter Abschnitt Mt 9,12-13
Der große Arzt. Mt 9,12.
Eben hatte der Herr einen sündenkranken Menschen, den Matthäus, geheilt. Darüber war der Patient selbst sehr glücklich und froh, die Pharisäer aber sehr unzufrieden und beklagten sich darüber bei den Jüngern. Aus Dankbarkeit hatte der Geheilte ein großes Mahl bereitet, zu dem er den Herrn und Seine Jünger einlud. Das mißfiel den Pharisäern! Sie fragten: "Warum ißt euer Meister mit Zöllnern und Sündern?" Der Herr, der das bald merkte, blieb die Antwort nicht schuldig und sagte ihnen, daß gerade das Seine Mission sei und daß, wen sie selbst lernen wollten, was die Schrift sagt, ganz gleich handeln würden (Hos 6,6). Sie, die sich beklagten, mußten nun einen wohlverdienten Vorwurf bekommen. Doch lassen wir den Abschnitt als solchen und beschäftigen wir uns mit diesem großen Arzt, Seiner Liebe und Hilfsbereitschaft für den Kranken.
I. Der große Arzt.
Er heißt Jesus Christus. Er übertrifft in jeder Weise alle andern Ärzte.
1. Er ist von Gott dafür ausgerüstet, und um zu heilen in die Welt gesandt (Ps 147,3; Jes 61,1; Apg 10,38).
2. Er hat stets Sprechstunde (Joh 6,37). Mitten am Tage (Joh 4,6) und auch des Nachts (Joh 3,2; Mk 1,32).
3. Er ist der beste Diagnostiker. Dieser Arzt kennt jede Krankheit auf den ersten Blick. Er bedarf weder einer Untersuchung, sei es durch Augendiagnose oder Röntgenapparate, ja er braucht nicht einmal den Patienten zu fragen (Joh 2,25). Er weiß alles um die Krankheit, ihre Ursache, Fortschritte, ihren Sitz usw. Nur eine Frage hat Er: "Willst du gesund werden?" Und hat der Kranke die bejahende Antwort gegeben, so heilt Er ihn sofort von jedem Übel.
4. Die Untersuchung. Wir hörten, daß es keiner Untersuchung bedarf, und doch hat Er es gern, wenn Ihm der Kranke sein Leid sagt. Er wünscht, daß sie es alle machen wie jenes kranke Weib, die dem Arzt die ganze Wahrheit sagte (Mk 5,33). Voll Erbarmen fühlt Er mit den Kranken, ist innerlich bewegt über ihre Not und ihr Elend. Nicht nur akute Krankheiten, sondern alte, chronische Übel heilt Er sofort. Da schwindet jahrealter Groll plötzlich, und Liebe kehrt dafür ein. Kalte Herzen schlagen plötzlich wieder warm. Grobe, auffällige Verfolger (wie Saul) werden Prediger. Einstige Huren werden treueste Gottesdienerinnen (Lk 7). Gehe auch du zu Ihm, sage Ihm die ganze Wahrheit, und du wirst sofort gesund sein und dich des Lebens freuen.
II. Der Patient.
Wer ist der Patient? Die Pharisäer betrachteten sich nicht krank, weil sie, wie sie meinten, keine offenen Wunden, wie die Zöllner, hatten (Joh 9,40-41). Alle Menschen sind krank (Röm 3,22-23). Nur diese Pharisäer und Schriftgelehrten meinten, sie seien es nicht. Bei all ihrer scheinbaren Gelehrsamkeit waren sie sehr unwissend und dachten nicht an Ps 14. Aber gerade denen, die sich für gesund hielten, mußte der Herr ihre schlimmen Krankheiten ganz öffentlich sagen (Mt 23,13 ff; Lk 11,37 ff). Hast auch du, lieber Leser, schon deine schwere Krankheit erkannt, und bist du schon zum Arzt gekommen?
III. Die Krankheit.
Sie ist ein sehr altes, erbliches Übel, das auf zirka 6000 Jahre zurückgeht. Dagegen schützt uns gar nichts, wir haben sie ererbt von unsern Vätern. Selbst in den Garten Eden fand sie Eingang, und seither ist sie zu allen Menschen hindurchgedrungen (Röm 5,12). Die Krankheiten sind sehr verschiedener Art. Da sind:
1. Offene Krankheiten. Jedermann sieht sie sofort. Da sind die offenen, stinkenden Wunden der Fleischeslust, der Trunksucht, des Hasses und des Geizes. Und trotzdem die Menschen so offensichtlich krank sind, kommen sie nicht zum Arzt. Der Feind der Seelen läßt sie den Ernst ihrer Krankheit nicht erkennen, ja, er betrügt sie vielmehr, gaukelt ihnen allerlei Ablenkung vor, dabei lauert der Tod dahinter!
2. Geheime Krankheiten. Solche beziehen sich meistens auf innere Organe wie Herz, Nieren, Nerven usw. Das Herz ist krank (Jes 1,6), das Gemüt verfinstert und der Geist umnachtet. Solchen zeigt der Feind, was Hoffnungs- und Hilflosigkeit ist. Ach, und auch sie bleiben dem Arzt fern.
3. Erbliche, ständig zunehmende Krankheiten. Die Ererbung der sündlichen Natur, und das ständige Anhäufen neuer Sünden richten den Patienten furchtbar zu. Aber sein Zustand ist nicht hoffnungslos.
IV. Die Medizin.
Viele Kranke sind bitter enttäuscht, wenn sie mal keine Medizin bekommen, weil sie darauf alle ihre Hoffnung setzten. Unser großer Arzt hat nur dreierlei Sorten Medizin, diese heilen alle Gebrechen. Wie heißen diese?
1. Das Blut Jesu Christi (1Joh 1,9). Nehmet, "das ist mein Blut", sagt dieser Arzt. Welch wunderbares und erprobtes Heilmittel. Also bitte zugreifen, nehmen und trinken. Der Erfolg der Heilung tritt sofort ein.
2. Das "Wort Gottes". Er sandte ihnen Sein Wort und machte sie gesund. Seine Worte sind Geist und sind Leben. Jeder Nehmende erhält also neues Leben durch dieses Wort.
3. Sein Geist. Dieser ist das lindernde Öl, das dem Sündenkranken die volle Gewißheit der Sündenvergebung gibt (Röm 8,16; Heb 10,22).
V. Die ärztliche Rechnung.
Die meisten Patienten scheuen sie. Lukas, der Arzt, und Markus
erzählen, daß manchmal der Arzt am besten abschneidet (Lk 8,43;