Behandelter Abschnitt Mt 8,5-13
Der Hauptmann zu Kapernaum. Mt 8,5-13.
So viele ihrer zum Herrn kamen, so vielseitig waren auch die Anliegen der Kommenden. Der Aussätzige kam seiner eigenen Heilung wegen, und der Hauptmann für die seines Knechtes. Aber alle mußten auf demselben Wege kommen, nämlich auf dem des Glaubens; denn wer zu Ihm kommen will, muß glauben, daß Er ist, und denen, die Ihn suchen, ein Belohner ist (Heb 11,6). Eben sahen wir die Glaubensgröße dieses Hauptmanns. Gott antwortet stets auf den Glauben und nicht etwa auf rein äußere religiöse Zugehörigkeit. So wurden in den Tagen des Elias keine Israeliten vom Aussatz geheilt, als nur ein weit entfernter Syrer. Warum das? Weil Naeman glaubte, Israel aber nicht (Lk 4,27). Auf kindlichen Glauben hin versetzt Gott noch heute Berge. Doch kommen wir nun zum Gegenstand selbst zurück.
I. Wer er war.
Ein Heide, ein Römer, einer, der fern von der Verheißung Israels war (Eph 2,12) und (wie das kananäische Weib) kein Anrecht hatte, weil der Herr zu den verlorenen Schafen Israels gekommen war. Dennoch kam er, denn der Glaube trieb ihn zu Jesus und rettete auch ihn aus seiner Not.
Er war ein Hauptmann, einer, der 100 Soldaten befahl.
Dazu war er ein guter Mensch. Viele kamen zu Jesus für ihre Kinder und Angehörigen, dieser aber für seinen Sklaven. Er war um einen Menschen ohne Geltung besorgt.
Er war einer, der den gehaßten Juden sogar eine Synagoge erbaut hatte (Lukas 7,4-5).
II. Wann er kam.
Er kam, als die frohe Botschaft den Heiden noch nicht verkündigt wurde. Der Heilige Geist hatte offenbar längst in ihm sein Werk, das nun zur Reife gelangte und Jesus verherrlichte. Der Glaube fragt nicht nach dem Zeitpunkt (Joh 3,2), er fragt auch nicht danach, ob er besonders willkommen sei (Lk 7,39), noch läßt er sich hindern (Mt 20,31), sondern geht unter allen Umständen zu Jesus, der der von Gott gegebene Gnadenstuhl für alle ist, die sich davor niederwerfen (Röm 3,25; Heb 4,16).
III. Was er wollte.
Der Hauptmann suchte Heilung für seinen Knecht (Sklaven). Er suchte also nichts für sich, sondern für andere. Wie herrlich, fürbittend zu Jesus zu kommen und gleichzeitig welche Ermunterung, also zu kommen. Der Herr weist keinen ab, Er kann uns prüfen, aber nicht leer fortschicken. Wir sollen Fürbitte für alle Menschen tun (1Tim 2,1).
Gleichzeitig sehen wir in diesem Heiden einen vorbildlichen Herrn, der um seinen Knecht besorgt ist. Hier können vor allem Gläubige ihre diesbezügliche Pflicht lernen.
IV. Wie er kam.
Dazu müssen wir den Bericht in Lukas 7 lesen. a) Bittend. Erst sandte er andere, weil er sich selbst nicht würdig hielt. Dann aber kam er persönlich, und zwar sehr ernst. Der Bittende empfängt. b) Demütig. Er sagt nicht, mein Knecht ist nicht würdig, sondern "ich bin nicht würdig, daß Du unter mein Dach kommst." Die Ehrfurcht vor Jesus hielt ihn sogar ehedem zurück, selbst zu kommen. Je größer die Demut, um so größer der Glaube (Lk 17,14-16). Den Demütigen gibt Gott Gnade. Als solche müssen wir kommen. c) Glaubensvoll. Der große Glaube des Hauptmanns ist der schönste Zug in dieser Geschichte. Er traute dem Herrn alles zu. "Auch ich bin ein Mensch unter Gewalt." Damit stellt er den Herrn hin, als einen mit großer Gewalt. Ich kann wohl Soldaten kommandieren, aber Du, Du kannst der Krankheit befehlen, daß sie weiche. Der Herr braucht nur zu gebieten (Vers 26). Deine Macht ist so groß, daß Du nur ein Wort reden mußt (Ps 107,20). Deine Reise zu mir ist also ganz unnötig. Hier liegt der Grund unserer eigenen Annahme, der Glaube (Eph 2,5 - 9,13). Der Sünder ist, wie dieser Kranke, hilflos, aber der Glaube rechnet mit Jesu Macht, Gnade und Liebe zu unwürdigen Menschen.
V. Was er erhielt.
Der Herr ehrte und lobte ihn (Vers 10). Seine Bitte wurde erhört (Vers 13) und sein Knecht wurde gesund. Welche Überraschung, als er heimkam und den gesunden Knecht sah, der ihm vielleicht schon entgegeneilte? Welch großer Tag muß das gewesen sein in seinem Hause! Dem Glaubenden ist alles möglich. Der Hauptmann wurde würdig erfunden, daß der Herr in sein Herz einzog. Welch ein Gegensatz zu Israels Führern, die Er so hart tadeln mußte.
VI. Was er tat.
Vieles! Aber vor allem eins, er erfreute den Herrn. Wenn der Herr sich verwunderte, so geschah das über zwei Dinge, über den Glauben des Hauptmanns und den Unglauben Israels. Der Herr ward hocherfreut über die Herzensstellung und den Glauben des Hauptmanns. Mit großem, kindlichen Glauben also erfreuen wir den Herrn. Warum vertrauen wir Ihm nicht alles an, das Innere und das Äußere, unsere Angehörigen und unsere Arbeit? Erfreuen auch wir unsern Herrn durch Glauben wie dieser Hauptmann?
Das erste Wunder im Neuen Testament ist die Heilung des Aussätzigen. Dieser ist ein Bild des unreinen Volkes. Wie der Aussätzige, hätte ganz Israel kommen sollen, aber Israel wollte keine Gnade und blieb fern. Das zweite Wunder ist das unseres Textes. Der Hauptmann kam in der rechten Herzensstellung. Er ist ein Hinweis auf das, was nach Pfingsten geschah. Im Blick auf den Hauptmann sieht Jesus jenen Moment voraus, da die Ausgestoßenen aus allen Richtungen kommen und begrüßt werden von den Erzvätern, die Berechtigten aber wegen ihres Unglaubens ausgestoßen werden. Des Hauptmanns Glaube schattet also das Kommen der Heiden ab.