Behandelter Abschnitt Mt 7,7-12
Eine dreifache Schnur reißt nicht.
So schreibt der weise Salomo, und eine solche dreifache Schnur haben wir in den drei Worten „bittet, suchet, klopfet“. In Kp. 6 hat der Herr schon viel vom Beten geredet, hier weist Er nun nochmals darauf hin, und zeigt damit die große Wichtigkeit des Betens. Wir leben in einer gebetslosen Zeit und darum die große innere Dürre. Groß ist der Verlust, der dadurch entsteht. Nachlässigkeit im Gebet untergräbt die Gemeinschaft mit Gott, aus welcher alle Segnungen fließen, beraubt der inneren Kraft, lähmt unser Zeugnis und schwächt den Widerstand gegen Sünde, Satan, Welt und Fleisch.
Eine dreifache Tätigkeit.
Bittet, suchet, klopfet! So redet der Herr in befehlender Form zu Seinen Jüngern.
Bittet. Bitten heißt betteln. Man sagt, daß Betteln ein sehr armseliges Geschäft sei. Aber nicht bei Gott! Durch Bitten erhalten wir mehr als durch Wirken. Wie wichtig das Bitten ist, zeigt die Tatsache, daß der Herr 5 mal das Wort „bittet“ braucht (Vers 7, 8, 9, 10, 11). Alles dreht sich ums Bitten. Wir fühlen die schreienden Bedürfnisse. In Lk 11,13, da der Herr denselben Ausdruck braucht, fügt Er hinzu, wievielmehr wird der Vater den Hl. Geist geben denen, die Ihn darum bitten. Wir fühlen die Notwendigkeit der Neubelebung in uns selbst und in der Gemeinde Gottes, und auch da gilt das Wort: „Bittet!“ Bist du müde geworden? Bitte! Lauern dir besondere Gefahren? Bitte! Ringe wie Jakob am Jabbok: „Ich lassen dich nicht, du segnest mich denn“ (1. Mose 32,11-12). Bitte, wie der Hungrige um Brot.
2. Suchet. Alle drei Worte bedeuten dasselbe, und doch liegt eine Steigerung darin. Bitten gleicht demütigem Kommen und Niederfallen. Suchen will sagen, sich aufmachen und allen Fleiß anwenden. Beim Seelengewinner ist es ein Suchen wie bei jenem Weibe, die Lampe und Besen benützte, um den Groschen zu finden. Oder wie bei dem Hirten, der ringt und sucht, um unter allen Umständen dem Wolf zuvor zu kommen, und das Schaf zu retten. Beim Gleichgültiggewordenen ist es ein Suchen wie bei jener Sulamith, um den verlorenen Bräutigam wiederzufinden (Hld 5). Viele haben dieses liebliche Gemeinschaftsverhältnis (wie Braut und Bräutigam) verloren – aber suche es wieder, und du wirst es finden.
3. Klopfet. Klopfe wie einer, der zum Hause gehört, freimütig, bestimmt. Klopfe, bis man den Riegel schiebt und die Tür aufgeht. Laß dich nicht länger durch Mauern von der reichen Vorratskammer trennen, klopfe! Hier gibt es genug für dich und andere. Hinter dieser Tür ist die ganze Fülle verborgen, da kannst du reich werden und viele reich machen. Der, bei dem wir anklopfen, besitzt die ganze Fülle der Gottheit und öffnet gern allen Klopfenden.
II. Eine reiche Verheißung.
Der Herr ermuntert nicht nur zum Gebet, sondern gibt zugleich eine reiche Verheißung wie manchmal zuvor (Joh 15,16; 16,24). Er gibt mehr als wir zu bitten vermögen (Eph 3,20). Er versichert, daß:
Der Bittende empfängt. Oft erhört Er sogar längst vergessene Gebete. Zacharias hat kaum noch die Geburt eines Sohnes wegen des hohen Alters erwartet, und wird das Beten aufgegeben haben, aber Gott dachte daran und erhörte ihn (Lk 1). Die Apostelgeschichte zeigt, daß die Jünger des Herrn diese Verheißung reichlich benützten.
2. Der Suchende findet. Wer Ausdauer hat und in Ihm bleibt, der hat das Erbetene (1Joh 5,14-15). Wie jene Witwe und ihre Söhne gehen wir nicht umsonst hinter verschlossene Türen (2Kön 4). Nicht alle Gebete finden Erhörung. Kinder, denen alle Wünsche erfüllt werden, arten meistens schlecht aus. Gebete aber, die aus der Gemeinschaft mit Gott kommen, werden erhört.
3. Dem Anklopfenden aufgetan wird. Wir können bitten und suchen, vermögen aber nicht die Tür zu öffnen. Diese Tür zeugt von Eingang, von etwas Wichtigem dahinter und das ist der Vater, zu dem wir im Namen Jesu kommen. Hier öffnet sich ein reiches Schatzhaus. Der Eintritt dazu ist frei und durch das Blut Christi zugesichert (Heb 10,19). Hier klopfen wir, bis sich die Tür öffnet (Heb 11,6).
III. Ein ermunterndes Beispiel (Vers 11).
Der Herr fragt, welcher Vater unter euch gäbe einem um Brot bittenden Kinde einen Stein, oder einem nach Fisch verlangenden eine Schlange? Wohl keiner! Rechte Väter geben ihren Kindern nur Gutes. In der Bergpredigt ist viel die Rede vom Vater. Gott ist uns Vater, sollte dieser hinter menschlichen Vätern zurückstehen? Welch ein Vorrecht zu Ihm zu beten, wenn die Erhörung so sicher ist, und besonders, weil die Liebe des Vaters zu uns, seinen Kindern, jede irdische Liebe übersteigt und uns mit Seinem Sohne alles schenkt (Röm 8,32).
IV. Vernachlässigtes Klopfen.
Sehr viele kommen nie zu Jesus, der Tür, um anzuklopfen und einzugehen (Joh 10,9). Wohl hat der Herr oft bei ihnen angeklopft, sie aber haben nie aufgetan (Off 3,20). Der Tag aber wird kommen, da solche, wie jene törichten Jungfrauen (Mt 25,11) oder wie jene in Lk 13,25 vergeblich anklopfen werden. Sie, die sich einbildeten, die Vertrautesten zu sein, muß Er draußen stehen lassen, weil Er sie nicht kennt. Möchten doch noch viele der Aufforderung des Herrn, zu bitten, zu suchen und anzuklopfen, Folge leisten. Ihn noch heute um Vergebung bitten, Ihn suchen so lange es heute heißt, bei Ihm anklopfen und durch die Tür zum Leben eingehen. Bei Ihm finden alle reichen Eingang und Sicherheit. Darum bitte, suche und klopfe an!