Behandelter Abschnitt Mt 7,7-10
Vers 7—11 handeln nun vom Gebet. „Bittet, so wird euch gegeben...." Wir werden schon im gewöhnlichen Leben andere, die bei uns anklopfen, nicht ohne weiteres abweisen, wenn wir hierzu nicht einen bestimmten Grund haben, sondern wir werden, wenn möglich, einem Bittenden mit irgendeiner Handreichung entsprechen. Wieviel mehr wird unser Vater im Himmel dem Bittenden geben — vielleicht nicht gerade das, worum er bittet, aber doch jedenfalls sein tägliches Brot; denn das liegt schon im Vaterunser. Zuweilen wird er ihm gerade dadurch zu Hilfe kommen, dass er ihn etwas warten lässt, oder er gibt ihm Wichtigeres als das, worum er gebeten hat.
Gott kennt uns ja und tut über Bitten und Verstehen. Soviel ist aber gewiss, dass er niemand ohne weiteres abweist. Jeder Bittende empfängt, jeder Suchende findet. Er muss nur hie und da zuerst auf die Probe gestellt werden, ob ihm daran liegt, um jeden Preis erhört zu werden, oder ob die Bitten nur flüchtiger Art sind, so dass man bald nachlässt. Jedem Anklopfenden wird aufgetan. Schriebe man das über ein reiches Haus, einen Palast oder dergleichen, so kämen da wohl beständig Anklopfende, Bittende, Suchende an die Türe; aber wie bald wären die Vorräte auch des reichsten Herrn der Welt erschöpft, wenn er jedermann geben wollte!
Gottes Schätze sind unerschöpflich, und wenn er mir noch so viel gibt, ist sein Vermögen, allen zu helfen, in keiner Weise angetastet. Da ist unergründlicher Reichtum von Gnade, Heil, Hilfe und Rettung. Es ist daher wohl der Mühe wert, dass wir vor solchen Worten stehen bleiben und uns freuen, einen so grossen Gott und Vater zu haben. Schon ein irdischer Vater gibt seinem Sohne Brot, solange er Brot hat, und gibt ihm nicht etwa eine Schlange. Er gibt ihm, was er nötig hat, und würde eher selber Hunger leiden, als dass er seinen Sohn hungern liesse, ohne ihm Handreichung zu tun.