Behandelter Abschnitt Mt 7,13-14
Die große Entscheidung. Mt 7,13-14.
Beide, der Herr und Johannes der Täufer, hatten mit Macht auf das kommende Reich hingewiesen und die Buße zu Gott, als unumgängliche Pforte in dasselbe, hingestellt. Nachdem der Herr Seine wunderbaren Worte vollendet hatte, legte Er jetzt den Hörern eine ernste Verantwortung auf. Es ist als sage Er: nun gehet ein, beschreitet diesen Weg, den Anfang desselben wisset ihr ja. Der Herr begann Seine Rede mit: "Glückselig sind die Armen im Geiste" (Mt 5,3). Also nur als arm im Geiste kann man da hineingehen. Eingang und Ziel werden allen klar vor Augen gestellt, und die Forderung einzugehen ergeht an sie. Der Herr zeigt im folgenden vielseitigen Bilde:
I. Zwei Pforten.
Die enge und die breite Pforte.
1. Die enge Pforte. Sie erscheint darum vielen so eng, weil sie so mancherlei mit hindurch nehmen möchten, z. B. ihre eigene Gerechtigkeit. Sollen auf einmal alle religiösen Tugenden nichts gelten? Der Herr sagt bestimmt: "Ich bin die Tür, und nur wer durch mich eingeht, wird selig werden" (Joh 10,9). Die enge Pforte ist die Bekehrung, die Wiedergeburt (Joh 3,3). Ihr Eingang ist jenes Arm-geworden-sein im Geiste, die Erkenntnis der Unzulänglichkeit aller religiösen Werke. Ein Trauern über die Vergangenheit, über die Vernachlässigung des wahren geistlichen Lebens. Mit Wucht legt sich die Notwendigkeit des Eingehens, des Durchdringens auf den vor der Pforte stehenden Menschen.
2. Die breite Pforte. Anmutend lockt sie mit ihren tausend Versprechungen und Freuden den Herantretenden. Auge und Herz werden von der freundlichen Einladung zum Eintritt, wie von der Schlange hypnotisiert. Begierig schaut vor allem die Jugend die vielversprechende Reklame im hellsten Lichterglanz an, und meint nun, das Begehrenswerte gefunden zu haben. Aber sie vergißt aufs Ende zu schauen.
II. Zwei Wege.
Hinter den zwei Pforten führen zwei Wege zu sehr verschiedenen Zielen.
1. Der schmale Weg. Eben hörten wir, daß der Herr die Tür
ist (Joh 10,9). Jetzt lernen wir, daß Er auch der Weg ist (
2. Der Breite Weg. Dieser entspricht ganz dem natürlichen Menschen, er findet darauf, was sein Herz begehrt, aber - er ist a) ein Abwärtsweg! Er geht nicht steil hinauf, wie der schmale Weg, sondern hinab, wie der jenes Wanderers nach Jericho, der unter die Mörder fiel (Lk 10,30 ff). b) Er ist ein Weg in das Verderben. Das Ende des Weges ist nun ganz anders, wie der verlockende Anfang schien. Die genossenen Lüste haben einen bitteren Nachgeschmack und die Freude ist in Herzeleid, ja, in Heulen und Zähneknirschen verwandelt (Mt 8,12). Dem süßen Lächeln folgen bittere Tränen, ja mehr, Heulen und Zähneknirschen.
III. Zwei Reisegesellschaften.
Wir sahen zwei Pforten, zwei Wege und nun zwei Reisegesellschaften.
1. Auf dem schmalen Wege. Da sind nur wenige, es ist die kleine Herde, aber sie ist nicht allein. Den 2 Emmausjüngern nahte sich ein Dritter, der sich auch uns noch heute naht (Mt 28,20) und brennende Herzen schenkt (Lk 24,32).
2. Auf dem breiten Wege. Viele sind die darauf wandeln. Daß Viele denselben Weg gehen, besagt keineswegs, daß er recht sei. Viele wollen nur mit der Menge laufen und sehen vor lauter Getümmel nicht den gähnenden Abgrund.
IV. Zwei Ziele.
Der Herr weist aufs Ende beider Wege hin.
1. Der schmale Weg führt zum Leben. Dieser sieht oft wie ein zickzackartiger Gebirgsweg aus, der steil über Felsen und Klüfte führt, jedoch in herrlichster Höhe endet. Wir wissen, daß dem letzten dunklen Tale das Vaterhaus folgt. Wir werden dann allezeit bei dem Herrn sein, und Er wird abwischen jede Träne von unsern Augen.
2. Der breite Weg führt zum Verderben. Ach, so haben sich`s die Wähler dieses Weges nicht vorgestellt. Schon auf dem Wege selbst fanden sie mehr Verdruß, Enttäuschungen und Schmerz, als wir auf dem schmalen Wege, dem folgt aber noch das entsetzliche Ende, das Verderben, die ewige Pein.
V. Die Aufforderung des Herrn.
Gehet ein! Entscheidet euch! Entscheidungen gibt es im Leben viele. Wer z. B. sein Auge auf einen gewissen Beruf richtet, muß entschlossen sein, Geduld, Ausdauer, Hingabe, Fleiß etc. anzuwenden. Macht es so im Blick auf das weit Größere, auf die Ewigkeit (Jer 21,8). Die Freuden des breiten Weges sind von kurzer Dauer (Lk 16,23). Wir alle müssen wie Moses die Wahl treffen (Heb 11,24-27) und uns entscheiden wie ein Josua (Kap. 24, 15). Wähle recht ! (Lk 13,24.)