Behandelter Abschnitt Mt 5,27-32
Ich aber sage euch. Mt 5,27-32.
Eben sahen wir, daß es unmöglich ist, mit Zorn im Herzen dem Altar zu nahen, um eine Opfergabe darzubringen. Ja noch mehr, daß solche aus dem Reiche ausgeschlossen werden müssen und wie der Schutt in die Gehenna gehören. Nun zeigt der Herr, daß es ebenso unmöglich ist, mit einem unreinen Herzen, mit Gedanken der Wollust vor Ihm zu bestehen. Auch in dieser weiteren Gesetzesauslegung trägt der Herr den Geist des Gebotes viel tiefer, als die Juden es taten. Wahre Reichssöhne haben neue Herzen empfangen und darin wird bei ihnen alles geregelt. Aus dem Herzen kommen die argen Gedanken. Selig sind, die reinen Herzens sind. Darüber zu wachen, daß sie rein bleiben, ist ihre besondere Pflicht.
I. Ihr habt gehört.
Das Gebot, du sollst nicht ehebrechen, war allen bekannt. Es wurde selbst von vielen außerhalb Israels beobachtet. Unzweideutig verbietet die Schrift jeglichen Ehebruch (2. Mose 20,13). Übertreter wurden auf göttliche Anordnung ernstlich gestraft (5. Mose 22,24). Unsere Literatur, Theater, Kinos, Mode dienen alle dem Ehebruch. Viele nun sind stolz wie jene Pharisäer und freuen sich, dieses Gebot nicht übertreten zu haben, weil sie keine groben Untreuen weder vor noch während der Ehe kennen. Aber beachten wir, was der König dazu sagt.
II. Ich aber sage euch.
Wie wichtig für uns, vom Gesetzgeber auch die Auslegung zu hören. Der Herr zeigt, daß das Gesetz nicht nur mit der Tat der Sünde gebrochen ist, sondern längst zuvor. Alles Böse hat im Herzen seinen Ursprung und kommt aus demselben. Im Herzen wird die Sünde geboren, die Glieder sind nur die ausführenden Instrumente. Wer ein Weib ansieht, ihr wollüstig nachschaut, wie einst David der Bathseba, der hat schon die Sünde des Ehebruchs begangen. Solche sind vor dem Gesetz Gottes Ehebrecher. Wahre Reichskinder aber haben wie Hiob mit ihren Augen einen Bund gemacht, und sie halten ihr Herz rein. Sie verurteilen das Böse sofort in seinen Regungen und tun Buße. Wir schämen uns tief über unsere Gedanken, weil sie der König sieht und sie Ihn betrüben (Joh 2,25; Heb 4,13).
III. Wer ein Weib ansieht.
Wir wissen, wie viele Sünden ihren Anfang im Ansehen, im Blick haben. Das war der Fall beim ersten Sündenfall. Eva sah die Frucht, nahm sie, aß, und gab ihrem Manne auch davon. Und siehe die Sünde war vollendet. Die Söhne Gottes sahen, daß die Töchter der Menschen schön waren und nahmen sie zu Weibern. So entstand der Zustand von 1. Mose 6. Lot blickte auf die Schätze Sodoms und geriet darum unter die Sodomiter (1. Mose 13,10). Achan sah den köstlichen babylonischen Mantel, das Silber und das Gold (Josua 7,21). Dieser Blick wurde ihm zum Verhängnis und Verderben. Nur zwei kurze Schritte waren es, vom "Sehen" zum "Nehmen" zur Tat und von dieser zur Todesstrafe. Wir müssen wie Josef die Sünde im Keim ersticken, wenn wir dabei auch das Gewand liegen lassen müssen. Wir müssen nicht nur um Bewahrung vor der Sünde bitten, sondern die Beziehungen zu ihr abbrechen. Das Gesetz ist nicht erst dann übertreten worden, wenn die Sünde zur Tat geworden ist, sondern als der sündliche Gedanke die innere Zustimmung des Herzens fand. Die Sünde bei Ananias und Saphira geschah nicht erst, als sie vor Petrus leugneten, sondern als sie sich eins geworden waren zu lügen (Apg 5).
IV. Ärgert dich Hand oder Auge.
Den ganzen Ernst zeigt der Rat, den der König gibt. Ärgert dich deine rechte Hand, dann haue sie ab, und ärgert dich dein rechtes Auge, dann reiß es aus. Sünde ist nach diesem Ausspruch schrecklich in Gottes Augen. Wenn der Verlust so wichtiger Glieder wie die Hand oder das Auge nichts sind im Vergleich zur Unreinheit, dann ersehen wir daraus, wie schrecklich sie vor Gott ist. Hand und Auge sind hier als Sinnbild jener Kräfte hingestellt, die den sündlichen Neigungen die Tür öffnen. Da gibt es nur eins, und das ist abschneiden. Manche haben diese Stelle schon wörtlich durchgeführt, aber das meint der Herr nicht. Es gibt viele Blinde oder Verstümmelte, aber diese Gebrechen schützen sie nicht vor der Sünde. Der Herr will sagen, daß wir Dinge, die so nötig sind wie diese Glieder, sofort aufgeben sollen, wenn sie uns zur Sünde führen. Vielleicht ist es eine Freundschaft oder eine Geschäftsverbindung? Manche Liebschaft sollte aufgegeben werden, weil sie die Seele befleckt. Wollen wir nicht dereinst wie Hurer oder Ehebrecher gerichtet und in die Hölle geworfen werden, dann gilt es sofort abzubrechen.
Heiligkeit ist der Wille Gottes bezüglich Seiner Kinder (
V. Wie gelange ich zum Sieg über die Sünde.
Eben hat es der Herr gesagt, nämlich durch Abschneiden, durch Fliehen vor der Sünde. "Fliehe die Lüste", schreibt Paulus dem Timotheus. Benütze das Auge nicht länger, um auf die Lust zu blicken, sondern richte es auf Jesus. Der Blick auf Ihn macht uns frei von der Schuld der Sünde. Derselbe Blick macht auch frei vom Hang zur Sünde. Wir sind der Sünde abgestorben und halten uns ihr gegenüber für tot. Wache, bete und fliehe!
Die Verse 31-32 werden noch im besonderen in Kap. 19 betrachtet werden, dort sagt der Herr noch mehr über diesen wichtigen Gegenstand.