Ihr seid das Salz der Erde. Mt 5,13.
In den Seligpreisungen zeigt der Herr unsern hohen Besitz, den Charakter; hier aber weist Er darauf hin, was wir sind, nämlich das Salz der Erde. Die Schrift gibt den Gläubigen verschiedene Namen in bezug auf ihre Aufgabe in der Welt. So nennt der Herr die Seinen "Reben an Ihm" um Frucht zu bringen (Joh 15). Ein andermal nennt Er sie "Seine Zeugen" (Apg 1,8). Gleich anschließend an unsern Vers nennt sie der Herr "das Licht der Welt". Paulus nennt die Gläubigen "Briefe Jesu Christi, gelesen von jedermann" (2Kor 3). Das alles sind Bilder, die für bestimmte Wahrheiten in bezug auf ihr verschiedenseitiges Zeugnis geschrieben sind. Obiges Wort zeigt also klar, daß diese Worte des Herrn nicht die Volksmenge, sondern Seine Jünger angehen. In der Volksmenge sah gerade der Herr die starke Fäulnis ausgewirkt durch den schlechten Einfluß, des Sauerteiges der Pharisäer und Sadduzäer, und deshalb die große Notwendigkeit, Seine Jünger zur Gegenwirkung heranzuziehen.
Beim Nachschlagen einer Konkordanz sehen wir, wie oft in der Schrift die Rede vom Salz ist. Das Salz durfte bei keinem Opfer fehlen (3. Mose 2,13; Hes 43,24; Mk 9,49). Salz war sehr wichtig im Tempeldienst (Esra 6,9; 7,22). Im Tempel war sogar eine Salzkammer und da auch Gläubige "Tempel" genannt werden sollen sie allezeit Salz bei sich haben (Mk 9,50). Schauen wir den Gegenstand näher an.
I. Die hohe Aufgabe der Gläubigen.
Wir alle wissen, welch große Bedeutung das Salz hat. In jedem Haushalt finden wir es und fast in jeder Speise. Vieles können wir entbehren, aber nicht das Salz, und empfindlich wäre der Mangel, wenn wir plötzlich keins mehr hätten. Was das Salz im gewöhnlichen Leben ist, das darf und muß der Gläubige auf Erden sein. Unter dem Ausdruck "Salz" soll der stille, verborgene Einfluß dargestellt sein. Das Salz dringt in die Speisen hinein und geht darin auf. Verzehrt sich also selbst zum Genuß anderer. Das aber vermögen wir nur, wenn wir in unserm Leben das Wesen Christi angezogen haben. Gleich anschließend nennt der Herr die Seinen das Licht der Welt, aber ehe sie sichtbar nach außen hin wirken, sollen sie erst unsichtbar durch heiligen Wandel und durch ein heiliges Beispiel Gott verherrlichen. Alles Reden und Wirken muß von Oben durchwürzt sein. Dieses Wort zeigt nicht, was Gläubige in der Lehre, sondern was sie im Leben, im Charakter sind. So ist der Eltern Einfluß auf die Kinder nicht in dem, was sie ihnen sagen, sondern was sie selbst im Charakter sind. Wir können nur dann andere reich machen, wenn wir es selbst sind. Unsere Aufgabe ist also, wie die des Salzes, sich für andere zu verzehren. Salz ist weiß, rein, manchmal grob und manchmal fein, aber ob so oder so, es durchdringt und salzt alles. So sind die verschiedensten Gläubigen aller Stände und Berufe dazu da, Fäulnis und Verderben Einhalt zu gebieten. Wir stehen in dieser Welt dem Verderben gegenüber da, wie einst ein Noah und wie ein Damm halten wir die Flut des Verderbens, der Sünde, auf, bis Gottes Tag gekommen sein wird, die Welt zu richten.
II. Der tiefe Zustand der Welt.
Wir sahen bereits, wie Salz die Fäulnis aufhält. Der Herr zeigt damit, wie faul die Erde ist und daß, wenn sie nicht ganz verderben soll, Salz darein muß, das sind in diesem Falle die Kinder des Reiches. Die Welt ist tot, sie liegt im Argen, und bald würde ihre Fäulnis nicht auszuhaltenden Gestank verbreiten, wenn kein Salz in ihr wäre. Und wie geschieht dieses Salzen? Nicht im Sichzurückziehen wie Mönche in Klöster, sondern indem wir in der Welt stehen. Die Geschäfte sind ehrlicher, wenn Gläubige in ihnen sind, und mancher unreine Witz verstummt durch ihre Gegenwart. Sodom wäre nicht gerichtet worden, wenn nur 10 Gerechte darin gewesen wären (1. Mose 18,32). Und Israel blieb vor dem Gericht verschont, weil noch 7000 waren, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt hatten (1Kön 19,18). Ganz genau so ist es auch heute. Solange die Gemeinde da ist, kann sich das Geheimnis der Bosheit noch nicht völlig entfalten, nach ihrer Entrückung aber wird die Fäulnis überhand nehmen (2Thes 2,6-8).
III. Kraftloses Salz.
Ach, das war Israel in jenen Tagen. Sie, die ein Königreich von Priestern sein sollten! Der Herr hat es weggeworfen und es wird zertreten unter den Füßen der Völker. Ganz ähnlich wird es bald der Christenheit ergehen, denn sie ist salzlos geworden, und auch über ihr steht jenes "Ikabod" ("Die Herrlichkeit Gottes ist hinweg aus Israel" 1Sam 4,21). Fragen wir uns alle, ob wir etwa gar auch kraftlos geworden sind?
IV. Eine schlimme Folge.
Das kraftlose Salz wird hinausgeworfen und zertreten. Gläubige ohne Zeugnis sind nutzlos, ja schädlich. So wurde Jerusalem zertreten und Sodom gleichgemacht. Das gleiche wird nach Off 17 die Namenchristenheit erleben. Kraftloses Salz taugt nicht einmal als Dünger, es ist also vollkommen nutzlos.
V. Der Ausweg.
Muß nicht mancher Gläubige bekennen, daß er kraftlos und würzlos geworden ist. Wer nicht die Welt salzt, wird von ihr verdorben. Das hat Simson erfahren (Ri 16,20), er hat aber durch Glauben diese Salzkraft zurückerlangt. Wo sind jene Gemeinden in Off 2-3, die Johannes zur Buße rief? Ihre Leuchter wurden weggestoßen, weil sie nicht Buße taten. Umkehr ist auch heute noch der einzige Ausweg, um wieder zu einem lebendigen Zeugnis zu gelangen. Kehren wir deshalb zurück zu Gott, zur Stille, zum Wort, zum Gebet, denn zu warten heißt noch mehr verlieren.