Behandelter Abschnitt Mt 5,14-16
Ihr seid das Licht der Welt. Mt 5,14-16.
Der vorhergehende Abschnitt zeigte bereits, daß sich die Schrift der verschiedensten Bilder bedient, um dadurch die Aufgabe des Christen in jeder Lebenslage darzustellen. Diese Benennungen könnten noch sehr erweitert werden. So nennt Paulus allein in 2Tim 2 die Gläubigen mit sieben verschiedenen Namen, z. B. Kind, Kriegsmann, Athlet, Ackerbauer, Arbeiter, Gefäß und Knecht. Jeder dieser Namen entspricht einer andern Tätigkeit oder Stellung. Das zeigen auch deutlich die Verse 13-16, in denen die Gläubigen Salz und Licht genannt werden. Salz und Licht weisen mehr auf den verborgenen und öffentlichen Einfluß hin, auf den Charakter. Salz schützt vor Fäulnis, und Licht verscheucht die Finsternis.
I. Unser einstiger Zustand.
Wir waren in der Finsternis. Und so glichen wir nutzlos herumstehenden Lampen ohne Licht. Das erste, was von der Erde gesagt wird, ist, daß sie Finsternis war, und genau so ist es auch mit ihren Bewohnern. Dunkel bedeckte die Erde und Finsternis die Völker. Wir sind in die Finsternis hinein geboren und von ihr umgeben und verfinstert am Verstande.
II. Es werde Licht.
So lautete das erste gebieterische Schöpferwort, vor dem sich die Finsternis beugen und weichen mußte. Aber auch ebenso hat Gott bei der Neuschöpfung (der Wiedergeburt des Menschen) ein Licht in sein Herz leuchten lassen (2Kor 4,6). Erleuchtung ist also der erste Akt Gottes im Glaubensleben. Jesus kam, damit Er alle erleuchte (Joh 1,9). Als der Herr geboren wurde, erhellte Licht die dunkle Nacht von Bethlehem. Das ist ein symbolisches Zeichen dessen, was Er ist und brachte. Beachten wir nun folgendes:
1. Das Licht muß angezündet werden. Die Pharisäer glichen wohl schönen, aber dennoch unangezündeten Leuchtern, und darum waren sie nutzlos, ja, noch mehr, sie waren eine Gefahr. So wenig wie eine Kerze sich von selbst entzündet, ebensowenig werden wir Licht aus uns selbst hervorbringen können. Wir müssen von Gott angezündet werden.
2. Licht scheidet die Finsternis. Licht wirkt verschieden - richtend, strafend, aber auch erleuchtend, erwärmend und erquickend. Wir werden also Licht genannt und haben nichts mehr zu tun mit den Finsterniswerken (Eph 5,11). Die Korinther mußten daran erinnert werden, daß Licht nichts mehr mit der Finsternis gemeinsam hat (2Kor 6,14).
3. Licht muß auch unterhalten werden. Der goldene Leuchter im Heiligtum mußte täglich zugerichtet werden. So muß auch das Innenleben täglich neu reguliert werden. Die Lampe, das Herz, und die Beziehungen zu Christus müssen täglich gepflegt werden Lampen müssen gereinigt, neu gefüllt, und ihr Docht muß geebnet werden.
III. Unser Leuchtort.
Die Welt ist unser Leuchtort (Phil 2,14-16). Wir tragen dieses Licht überall hin, in die Herzen, in die Häuser, in die Heidenwelt. Gott stellte oft an die dunkelsten Orte die hellsten Lichter. Denken wir an einen Josef in Ägypten oder an Daniel und seine drei Freunde in Babylon. Wir leuchten inmitten eines bösen Geschlechtes, aber nur dann, wenn wir ohne Tadel dastehen. Einst sollte Israel dieses Licht sein, aber es versagte (5. Mose 26,19; 28,1) und wurde zum Irrlicht und darum beiseite gesetzt. Redet nicht der Herr zur Gemeinde von Ephesus vom Wegstoßen des Leuchters (Off 2,5)?
Dazu wissen wir, daß Lampen nur in der Nacht von Wert sind. Die größten Bogenlampen übersehen wir bei Tage, dagegen beachten wir die kleinsten Lichter bei Nacht und sie sind uns Wegweiser. So bringen wir durch unser Leuchten Menschen aus ihrer Dunkelheit heraus.
IV. Das Ausstrahlen.
Viele wollen wie die Pharisäer vor Menschen scheinen. Wir aber strahlen vor Gott. Das Licht im Heiligtum war für Gott. Wir scheinen durch unsern vorbildlichen Wandel, durch gute Werke und durch ein klares Zeugnis. Der Herr sagte: "Ich bin das Licht der Welt" und als solches sehen wir Ihn in jeder Lage, vor Freunden und Feinden. Unser Scheinen besteht in Tatsachen: Im stillen Tragen des Unrechtes, im Schweigen bei Anklagen, in der Treue im Kleinen, in der wahren Bruderliebe, in der Feindesliebe etc. Brennen, ausstrahlen heißt aber auch erwärmen. Da sind wir das Gegenteil von Laodizäa, über das der Herr, der Lauheit wegen, so bitter klagen mußte. Wir leuchten und wärmen zugleich, wir strahlen die Liebe Christi wider, denn sie ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Hl. Geist.
V. Der Zweck solchen Leuchtens.
Das ist die Verherrlichung des Vaters. Die Welt merkt gar bald, daß dieses Leuchten keine Naturgabe, sondern eine göttliche ist. Schon David erkannte in Ps 40,3, daß es viele sehen werden. Der eigentliche Zweck unseres Leuchtens ist Gottesverherrlichung wie beim Herrn selbst, und nicht nur das Wohl der Mitmenschen (Eph 5,1; Joh 17). Gott ehren, Seinen Namen groß machen, das ist das Vorrecht des Gotteskindes in dieser Welt.
VI. Verdunkelung.
Das ist heute ein ganz modernes Wort. Da wird das Licht verhüllt, damit kein Strahl hinausgeht. Bei vielen ist es so im Glaubensleben. Das Licht steht unter einem Scheffel. Es ist zugedeckt mit Sorgen, - Reichtum, - Trägheit, - Weltlust etc. All diese Dinge und vieles andere verhindern das Scheinen. Solche verlieren dadurch den beabsichtigten göttlichen Einfluß und werden also unfruchtbar. Wir aber wollen unser Licht leuchten lassen und damit den Vater verherrlichen. Die das tun, erfüllen ihre Aufgabe in dieser Welt.