Behandelter Abschnitt Mt 5,10-12
Glückselig sind die Verfolgten. Mt 5,10-12.
Sehr verschieden ist das Denken der Menschen von dem des Herrn. Er sagt das "Glückselig" wo wir "Bedauern" aussprechen. Die am meisten bedauerte Klasse ist die verfolgte. Wir schrecken zurück vor dem Worte "Verfolgung", sei es, daß wir Geschichten aus Neros Tagen, aus der Inquistitionszeit, von der Bartholomäusnacht hören, oder von den gegenwärtigen Leiden der Gläubigen lesen. Unbestritten aber liegt doch große Seligkeit darin, wie der Herr sagt. Auch unsere Erfahrung lehrt es, denn wie glücklich sind wir nach einem treuen Bekenntnis, obgleich wir Hohn und Spott ernten. Dazu wissen wir aus der Märtyrergeschichte, daß viele singend in den Tod gingen.
I. Die letzte Seligpreisung.
Die Seligpreisungen zeigen uns die innere Gesinnung der Glieder des Reiches, d. h. den wahren Charakter. Als die Ärmsten, als die Armen im Geiste, die über ihre innere Armut trauern und sanftmütig dahingehen wie Schlachtschafe, stellt der Herr sie vor unsere Augen. Wir sehen sie hungern nach Gerechtigkeit und nach Gleichgestaltung und wie barmherzige Samariter einhergehen. Die Sehnsucht nach Reinheit des Herzens, sowie Frieden zu stiften, ist ihre besondere Besorgnis. Zuletzt nennt Er die Verfolgten, und damit die grausame Stellung der Welt denen gegenüber, die Jesus glückselig erklärt. Diese Stellung nahm die Welt stets zu den Gläubigen ein, und sie wird sich am Ende in der großen Trübsal zur Unerträglichkeit steigern (Mt 24,21-22). Aber so wie die Tage, so ist die Kraft der Gläubigen (5. Mose 33,25; 2Kor 12,9).
II. Eine alte Geschichte.
Die Heiligen wurden zu allen Zeiten verfolgt. Von Abel an finden wir
eine lange Liste von Gläubigen, die um der Gerechtigkeit willen litten.
Der erste Mensch, welcher starb, war Abel, und es ist auffallend, daß
gerade der Erste um der Gerechtigkeit wegen ermordet wurde. Seine Werke
waren gerecht und die seines Bruders böse. Der erste Totschlag der
Geschichte hatte seinen religiösen Hintergrund. Dieser schreckliche rote
Faden zieht sich dann durch die ganze Schrift hin bis zu den Endkämpfern
in den Tagen des Tieres (und Gogs und Magogs), das sich sogar aufmachen
wird, gegen den Gerechten und seine Begleiter zu kämpfen (
III. Jesu Beispiel.
Wir fanden in allen Seligpreisungen Jesu Beispiel, besonders aber tritt es in dieser letzten hervor. Wer litt so wie Er, der vom Kripplein bis zum Kreuz gelitten hat? Ihm begegnete überall Feindschaft, in der eigenen Familie, unter Seinen Jüngern (Judas), bei den religiösen Führern (Schriftgelehrten und Pharisäern) und bei der groben Welt (Herodes, Pilatus und die Kriegsknechte). Er wurde verachtet, verkauft, verspottet, verhöhnt und angespien. Niemand konnte Ihn einer Sünde anklagen. Herodes fand keine Schuld an Ihm, Pilatus auch nicht, und doch wurde Er gehaßt und gekreuzigt.
IV. Verfolgungen und die Verfolgten.
Verfolgungen gab es zu allen Zeiten und zwar sehr verschieden. Die
Verfolgten gingen durch Feuer, Schwert, Hunger, Kälte, Obdachlosigkeit,
Gefängnisse und durch die furchtbarsten Folter (Heb 11,36-38). Heute
bekommen wir mehr das Schwert der scharfen Zunge, also Hohn, Spott,
Verachtung und Geringschätzung zu fühlen. Wir gehen nicht durch
Gefängnisse und Löwengraben oder Feuer, dennoch müssen alle, die
gottselig leben wollen, Verfolgung erdulden (Apg 14,22;
Sehr verschieden sind die Verfolgungen. Wir bekommen sie zu fühlen in der Familie, wie ein Abel oder Josef, und von unsern Mitarbeitern, wie ein Daniel und seine drei Freunde. Sie treten öffentlich an uns heran wie an einen Stephanus oder Paulus.
V. Um Meines Namens willen.
Alle Verfolgungen sind Seinetwegen. Wehe dem, der seiner eigenen Schuld oder Sonderlichkeiten wegen leidet. Solchen winkt keine Glückseligkeit! Wehe aber auch denen, die gleichgültig sind, die nicht bekennen und sich der Welt gleichstellen, auch sie werden Lohn haben, jedoch einen schrecklichen. Wahre Gläubige aber dulden um Jesu willen. Er war mit Dornen gekrönt, und so erwarten wir keine Lorbeeren. Und wenn wir Sein Feingold sind, so haben wir den Schmelztiegel zu erwarten. Alle Verfolgungen richten die Widersacher gegen Ihn selbst, darum sagt der Herr: "Saul, Saul, was verfolgst du mich", und "wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an". Der wahre Christ ist der Welt eine ständige Anklage durch sein Zeugnis und seinen Wandel. Ein gerechtes Leben wird nie populär. Die Finsternis haßt das Licht. Die Welt wehrt sich gegen das anklagende Gewissen, wovon die Gläubigen die Ursache sind, darum haßt und verfolgt sie sie.
VI. Der große Lohn.
Der Lohn ist wirklich groß und vielseitig:
a) Sie werden das Reich ererben. Die erste und letzte Seligpreisung hat das Reich als Lohn. Weil sie duldeten, so regieren sie mit Ihm in Seinem Reich.
b) Sie sind glückselig. Freuet euch,
frohlocket, sagt Jesus. Oft kommt diese Freude zum Ausdruck. Paulus und
Silas lobsangen im Gefängnis trotz ihres blutenden Rückens. Dazu
erlebten sie noch die weitere Freude, daß sie dadurch andere zu Christo
führten. Stephanus` Angesicht leuchtet wie das eines Engels und er
zündete dadurch ein Feuer in Saulus an. Andere freuten sich, obwohl sie
den Raub der Güter erduldeten. Die Verfolgten werden den Propheten
gleichgestellt. Auch das gehört zu ihrem Lohn (Apg 6,15;
c) Dazu redet noch der Herr vom Lohn im Himmel (Off 7,14-15; 15,2-3). Dieser Lohn ist unvorstellbar und sicher (Heb 10,35; 11,26). Sie werden die Krone des Lebens davontragen (Off 2,10).
Ist Jesu Ideal der Seligpreisungen das unsere, dann sind auch wir glückselig und stehen recht im Glaubensleben.