Behandelter Abschnitt 5,1-2
Die Bergpredigt. Mt 5,1.
Die Kap. 5-7 bilden ein besonderes Stück in dem Evg. Matthäus. Nur Lukas bringt 4 Seligpreisungen. Markus und Johannes berühren sie gar nicht. Das hängt mit der besonderen Aufgabe dieses Evangeliums, Jesus als König darzustellen, zusammen. Es trägt vor allem dem Messianischen Gedanken Rechnung. Wie das Evangelium Lukas, so berichtet es die Geburt, die Lehre, die Taten, den Tod und die Auferstehung Jesu, aber nicht Seine Himmelfahrt. Es läßt Ihn nur in ein fernes Land ziehen und wieder von dort zurückkommen (Mt 25,14). Sein Blick aber reicht bis zum Millennium. Das soll aber keineswegs heißen, daß die Kap. 5-7 erst dann Gültigkeit haben; denn die sittlichen Grundsätze der Königsherrschaft (Kap. 5-7) finden auch im Reiche Gottes in uns volle Anwendung und Gültigkeit.
I. Wer ist der Prediger?
Jesus Christus! Er steigt auf den Berg (Vers 1), nachdem Er zuvor hinabgestiegen war ins Grab der Fluten des Jordan, um wiederum aus demselben emporzusteigen (Kap. 3) und nachdem Er den Versucher überwunden Hatte (Kap. 4, 1-11).
Er lehrte sie (die Jünger), nachdem Er zuvor mit dem Hl. Geist gesalbt worden war (Kap. 4). Der Redende ist also der Gesalbte. Beachtenswert ist auch die Gegenüberstellung der beiden Berge, der eine in Kap. 4, 8 und der andere in Kap. 5, 1. Dort lehrt der Vater der Lüge; hier der, der die Wahrheit ist. Jener spricht von den Reichen dieser Welt, dieser vom Reich der Himmel.
II. Die Zuhörer.
Eine große Volksmenge umgab Ihn auch hier; denn sie fühlten sich von Ihm angezogen. Er war so ganz anders als die Pharisäer. Diese bürdeten den Leuten nur schwere Lasten auf, Er aber nahm sie ihnen ab. Obwohl die Volksmenge den Herrn umgab, so galten Seine Worte in erster Linie den Jüngern. Die Volksmenge, die einer Herde ohne Hirten glich, hätte Ihn gar nicht verstanden. Wie hätte Er eine solche irrende Herde das Salz und das Licht der Welt nennen können, wohl aber Seine Jünger, die Seinen Ruf vernommen, alles verlassen und Ihm nachgefolgt waren.
III. Seine Kanzel.
Der Herr hatte bald ein Schifflein (Lk 5,3), bald die Stufen des Tempels als Kanzel (Joh 7,37). Hier diente Ihm ein Berg dazu. Das hängt mit der zu erlassenden Botschaft zusammen. Auf dem Sinai stand der Diener des Hauses Gottes, hier jedoch der Sohn Seines Hauses. Im Evgl. Matthäus werden 4 Berge genannt, die mit ihren Begebenheiten eng zusammenhängen.
1. Der Berg der Versuchung, da Jesus Satan überwand (Mt 4).
2. Der Berg der Seligpreisungen mit seiner Botschaft (Mt 5).
3. Der Berg der Verklärung in
4. Der Berg in Mt 28,16, von dem Er Seine Herolde in alle Welt entsandte.
IV. Der Inhalt der Bergpredigt.
Die Bergpredigt ist eigentlich eine Botschaft des Königs an Sein Volk, eine Proklamation der Grundsätze Seines Reiches, also keine Bußpredigt. Diese Grundsätze sind so ganz anders als diejenigen der Reiche dieser Welt, und diejenigen der Schriftgelehrten und Pharisäer. In denen der Bergpredigt sehen wir die Gesinnung Christi, in den andern aber diejenige der Menschen.
Die Botschaft, die sich auf 3 Kap. verteilt, zerfällt in drei Teile, deren Stichwort am Anfang jedes Kapitels steht.
1. "Glückselig" (Kap. 5, 3). Wen aber preist der König "glückselig"? Die Armen im Geiste, die Trauernden, die Sanftmütigen usw. Dieser König liebt die Niedrigkeit, die Seiner Gesinnung entspricht (Phil 2,5). Er selbst hat sie in die Tat umgewandelt, indem Er sich selbst erniedrigte (Phil 2,6, 7). In dieser Welt ist es anders, da ist der Hochmut tonangebend. Darum aber kennt sie auch keine "Glückseligkeit".
2. "Habt acht" (Kap. 6, 1). Die Psalmen, die im Geiste Christi gedichtet worden sind, in denen eigentlich der redet, der hier auf dem Berg spricht, zeigen, mit welch einer Achtsamkeit Er durch diese Welt ging, besonders Ps 119. "Habe acht"
a) auf dich selbst, um andern keinen Anstoß zu geben (1Tim 4,16).
b) auf die Lehre, um nicht den Weg zu verfehlen (1Tim 4,16).
c) auf die Herde, damit sie nicht umkommt (Apg 20,28). Gerade letzteres unterließen die Pharisäer.
3. "Richtet nicht". Es ist sicher nicht unsere Sache zu richten. Das tat nicht einmal der Herr, aber das besorgt Moses (Joh 5,45). Hingegen hatten sich die Schriftgelehrten auf Moses` Stuhl gesetzt und spielten die Richter. Es ist besser, Barmherzigkeit zu üben und das Richten dem Richter der Lebendigen und der Toten zu überlassen, sowie der Obrigkeit, welcher Er die Befugnis dazu gibt (Röm 13,1-7). Sollten wir dennoch genötigt sein zu urteilen, dann wollen wir es recht barmherzig tun, damit wir nicht auch gerichtet werden (Kap. 7, 1). Im Sinne und Geiste von Gal 6,1.
Dereinst aber am Tage Seiner Macht wird der König Jesus den Stuhl
Seiner Herrlichkeit aufrichten, und den ganzen Erdkreis richten (
Die Bergpredigt ist also nicht für die Gemeinde; denn deren Belehrung finden wir in den Briefen. Die Gemeinde wird erst in Kap. 16 genannt. Der Herr selbst wird erst nach der Himmelfahrt Haupt über die Gemeinde genannt (Eph 1,20-23). Doch dabei ist eins sicher, daß uns die Bergpredigt viel angeht. Kaum greift eine Botschaft so tief in das praktische Leben ein, wie diese. Der Herr selbst erfüllte sie in jedem Falle und wir sollen Seinen Fußstapfen nachwandeln.