Behandelter Abschnitt Mt 3,1-4
Der Herold des Königs. Mt 3.
Wie die Könige der Erde ihre Herolde haben, so hatte auch der König, Jesus Christus, seinen Herold. Groß aber sind die Unterschiede zwischen weltlichen Königen und dem himmlischen König. So kommen auch die Herolde jener mit großem Pomp, der Herold des Herrn aber in größter Niedrigkeit, wie sein Herr. Schlicht tritt er plötzlich aus seiner Verborgenheit hervor, wie einst Elias. Matthäus berichtet nichts von den früheren Jahren des Johannes, etwa wie Lk 1,57-80, sondern stellt ihn plötzlich mit seiner Heroldsbotschaft vor.
I. In jenen Tagen (Vers 1).
In Kap. 2 sehen wir die große Ehrung der Weisen und ihre Anbetung, aber auch den glühenden Haß des Herodes, der in einen schrecklichen Kindermord ausartete. Nun führt uns Matthäus in Tage hinein, die sich etwa 30 Jahre später erfüllten. Es war in jenen Tagen, da der Herr seine 30 Jahre in Nazareth vollendete und die Schrift sich erfüllte: "Er soll Nazarener heißen". Das sind die Tage, die auch in Lk 3,1 ff beschrieben werden, da Gott, nachdem Er 400 Jahre geschwiegen hatte, wieder zu reden begann. Das letzte, was wir im Alten Testament lesen, ist die Verheißung, daß Elias komme, und die erste Begebenheit im Neuen Testament ist nun das Auftreten des Johannes und zwar im Geiste und in der Kraft des Elias. Das war in Tagen, da man sich, genau wie heute, mit bloßen Formen begnügte. Mann hielt fest am äußeren Schein, ohne die Kraft Gottes zu kennen. Gleichgültigkeit, bloße Formen, Zeremonien, Überlieferungen und Menschensatzungen kennzeichneten jene Zeit.
In jenen Tagen, da der König bald erscheinen sollte, forderte Johannes das Volk zur Buße auf. Groß ist die Ähnlichkeit unserer Tage mit jenen, weil auch wir am Vorabend des Kommenden stehen, wie einst Johannes, und die, die auf den Messias hofften. Möge uns heiliger Ernst durchdringen, damit wir noch Seelen zur Buße rufen, ehe der Herr Kommt.
II. Ein seltsamer Prediger.
Achten wir auf einiges, was uns von ihm gesagt wird.
1. Da ist zunächst sein rein Äußeres. Seine große Einfachheit in der Kleidung. Wir müssen unsere Mode aus der Bibel holen wie Johannes (2Kön 1,8; 1. Petrus 3,3-6). Ebenso einfach war auch seine Nahrung. Da war keinerlei Verweichlichung, keinerlei Ansprüche ans Leben. Johannes war ganz frei von jeglichem Trend der Welt. Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit, Zurückgezogenheit müssen unbedingt den Prediger des Wortes zieren, sonst ist er nur ein tönend Erz.
2. Seine Erziehung hat er in der Wüste gehabt. Daselbst blieb er bis zu seinem öffentlichen Auftreten und verbrachte seine Tage in Fasten und Beten. Hier legte sich die Bürde auf die Seele des Johannes, die sich durch seinen brennenden Bußruf Luft machte.
3. Hervorragend ist aber auch seine Demut. Ich bin nicht würdig, Seine Schuhriemen aufzulösen. Nicht des geringsten Sklavendienstes fühlte er sich würdig. Er kam sich vor, wie später ein Petrus gegenüber der Größe Jesu (Lk 5,8).
4. Schlicht und einfach wie seine Person war auch sein
Dienst. Er war nur eine Stimme, eine, die zur Buße und zur Bereitschaft des kommenden Königs rief (
III. Der von Gott Verheißene.
Johannes war der von Gott verheißene Elias, der dem Herrn den Weg bereiten sollte (Jes 40,3-5; Mal 4,5; Joh 3,27-28). Johannes war die Stimme des Rufenden, der zur Buße, zur Umkehr zu Gott, rief. Er ist der, der in vieler Hinsicht gleiches mit Elias hatte und plötzlich aus der Stille hervortrat. Mutig ist er in seinem Zeugnis gegen Herodes und Herodias, wie ein Elias gegen Ahab und Isabel aufgetreten. In der ganzen Kraft des verheißenen Boten steht er vor uns, ja sogar wie ein Prophet, wie Jesus sagt (Mt 11,9). Bei Johannes` Geburt war das Fragen stark um ihn, was wohl aus diesem Kindlein werden sollte (Lk 1,66) und so stand er in der Erwartung des frommen Überrestes jener Tage. Man lese nur den Lobgesang des Zacharias (Lk 1,68 ff), der mit seinem hohen Alter und mit seinem Stummsein das Tagesgespräch auf dem ganzen Gebirge war.
Noch einmal wird dieser Elias erscheinen, und zwar wieder in Verbindung mit dem Kommen des Königs in der Person eines jener zwei Zeugen in Off 11. Noch einmal wird es dann heißen, das Reich ist nahe herbeigekommen. Was in den Tagen Johannes des Täufers nicht geschah, nämlich die Aufrichtung des Königreiches Christi, das wird dann geschehen.
Der Ausdruck Reich der Himmel ist alttestamentlich. Es ist nicht der Himmel, noch die Gemeinde, sondern jenes in Dan 2,44; 7,14 verheißene Reich, da die Himmel regieren werden. Nicht allein Johannes, sondern der Herr und Seine Jünger verkündigten dieses Reich (Mt 4,17; 10,7). In Apg 3,19 redet Petrus zum letzten Male von dieser nationalen Hoffnung Israels und ruft sie zur Buße. Durch Israels Ablehnung wurden sie auf die Seite gestellt, bis zur Vollendung der Gemeinde, wenn aber diese entrückt sein wird, dann wird noch einmal der längst überhörte Ruf, "bereitet dem Herrn den Weg", erklingen. Die zwei Zeugen in Off 11, von denen einer der in Jes 40,3 verheißene ist, und die 144000 (Off 7), werden diese Botschaft verkündigen. Israel wird dann Buße tun (Sach 12) und den einst verworfenen König mit Freuden aufnehmen und endlich in das Reich eingehen.