Behandelter Abschnitt Mt 3,1-4
Unser Kapitel redet von der Taufe der Busse durch Johannes. Busse heisst Sinnesänderung — Änderung der Sinnesrichtung, indem man seinen Sinn auf eine ganz andere Welt richtet, und wenn man das eine loslassen will, muss man anderes vor Augen haben. Die ganze Tätigkeit des Johannes war, wie aus den beiden verlesenen Abschnitten hervorgeht, eine göttliche Schöpfung, das Morgenrot eines neuen Tages. Der Geist Gottes ruhte auf diesem Kinde von seiner Geburt an, und er führte, scheint cS, schon als Junge — wie weit das zurückgeht, weiss man nicht — ein anderes Leben, wie seine Altersgenossen. Er war ein Einsiedler und lebte in der Wüste bis zum Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit, bis er gereift war für seine Ausgabe — auch hierin war er ein zweiter Elias —, bis der Herr ihn herausrief.
In der Wüste hat er Ausrüstung bekommen, seinem Gott vertrauen gelernt und die Tiefe des Abfalls seines Volks erkannt. Wen Gott brauchen soll, um auf andere einzuwirken, der muss so mit Gott abgeschlossen sein, dass seine Umgebung keinen Druck mehr auf ihn ausüben kann — er muss lernen, sich in Gott zurückzuziehen gegen die Kälte der einen und die Schmeichelei der andern. Nur Wüstensöhne können tief eingreifend auf ihr Geschlecht einwirken, und so war auch das Mönchtum trotz aller seiner Abweichungen im Mittelalter ein grosser Segen für ein Geschlecht, das in tiefe Nacht versunken war. In Klöstern konnte man noch eine Bibel finden. In einem Kloster war Luther abgeschlossen mit seinem Gott, bis er eine Bibel fand und Gott ihn dann zu seinem speziellen Dienst rufen konnte.