Behandelter Abschnitt Ps 85,1-13
Sieben gottwohlgefällige Bitten Psalm 85
Die Gebete dieses Psalmes sind meistens Danksagungen für die Befreiung Israels aus der Gefangenschaft, und wer von uns hätte nicht auch Ursache zu loben. Nach Lukas 4,18 ist der Herr in die Welt gekommen, die Gefangenen zu befreien. Juda befreite Er aus der babylonischen Gefangenschaft, was große Freude auslöste. Uns aber hat Er aus weit größerer Knechtschaft befreit, aus der Satans und der Sünde. Dafür sollte täglich Lobgesang zu Ihm emporsteigen. Beachten wir die Bitten.
Führe uns zurück, Gott unseres Heils. Diese Bitte zeigt, dass sie zur Erkenntnis ihres Irrweges gekommen waren. Buße ist ein Gnadengeschenk. Die Juden hatten sich den sündigen Neigungen ihres Herzens zugewandt, nun flehen sie, dass Er sie zurückführe. Zurück zu Gott ist ein alter Ruf, den Gott schon zu Jakob sprach (1. Mose 35) und der später sehr oft von den Propheten gebraucht wurde. Hier aber ist es das Volk selbst, das Gott anruft, sich wiederum zu ihm zu wenden. Das sahen wir auch im Psalm 51. Wir sehen es im Gleichnis des verlorenen Sohnes. Ich will mich aufmachen. Die Besinnung zur Umkehr hat Gott selbst gewirkt (Phil 2,13). Oft erfolgt sie zwar aus materieller Not wie bei dem verlorenen Sohn, besser aber ist die des Zöllners, den seine Schuld zum Herrn trieb. Der Psalmist, der hier für sein Volk spricht, bittet den Herrn, sich zu ihm zu wenden.
Wende Deinen Zorn. Das will sagen, lass uns wieder Dein freundliches Angesicht sehen? Israel fühlte die Rute. Wohl haben wir die Züchtigung verdient, aber höre auf und erbarme Dich unser. Du willst gewiss nicht ewiglich über uns zürnen! Denke an uns, wir sind dennoch Dein Volk. Ähnlich schreien bis heute viele Kinder Gottes, sie fragen: Warum hast Du mich verlassen? Ich bin Dein Kind, erweise mir wiederum Deine Güte? Höre, was Gott durch Hosea sagt: „Wie sollte ich dich hingeben?“ (Hosea 11,8.9). Mein Herz hat sich in mir umgewendet. Ich will nicht ausführen die Glut meines Zornes, usw.
Willst Du uns nicht wieder erquicken? Israel kommt sich vor, wie im kalten Winter, da alles um sie her tot ist. Willst Du nicht einen Frühling in unser Herz senden, uns beleben, wie die Sonne die Natur, die alles ändert? Gib uns einen Herzensfrühling! Das Verlangen nach Neubelebung soll die Bitte des einzelnen sein. David bat nach seinem Fall um Wiederbelebung: „Lass mir wiederkehren die Freude des Heils“ Psalm 51. Lass mich zurückkehren zur ersten Liebe, von der ich gefallen bin. Jeremia erinnert Israel an seinen Brautstand (Jer 2,2.). Es ist die heiße Sehnsucht nach dem Bräutigam. Herr, schenke ihn uns wieder! Schenke uns die Gnade, das Verlorene zu suchen und zu finden wie die Frau in Lukas 15 den verlorenen Groschen.
Die Folge der Wiederbelebung. Sie führt zu neuer Freude. Dass Dein Volk sich freue, aber Gott selbst kann nur der Quell der Freude sein. Die Freude am Herrn ist unsere Stärke, auch in schwerster Lage wie bei Nehemia, der unter härtesten Umständen dem Herrn diente. Freude fließt aus der Erkenntnis dessen, was der Vater an Seinen Kindern getan hat. Und sie fingen an, fröhlich zu sein, aber das war nur der Anfang, es war eine bleibende Freude.
Erzeig uns Deine Gnade. Der Psalmist weiß, dass es nur Gnade sein kann, denn unsere Sünden haben Gott zum Zorn veranlasst. Oft singen wir: „Ich hatte nichts als Zorn verdient“; würden wir das nur mehr im Lichte des Wortes erkennen, dann rühmten wir den Erneuerer über alles. Aus Gnade sind wir errettet worden, und sie ist jeden Morgen neu. Paulus sagt: „Durch die Gnade bin ich, was ich bin, und sie war nicht vergeblich an mir.“ Denken wir nur an die Unmenge von Versuchungen, die uns drohen, aber der Herr tritt für die Seinen ein wie einst für Petrus (Lk 22,32).
Gedenke an unsere Versorgung. Unser täglich Brot gib uns heute. Er reicht dar für alle Bedürfnisse und gibt neue Kraft.
Die Bitte um Gehör. Er hat gefleht und erwartet die Erhörung. Er wird stille, um zu hören. Er macht sich Vorwürfe, dass er nicht früher gehört hat und darum in diese Friedlosigkeit gelangt ist. Herr, dass ich wieder Deine Stimme höre und was Du einst zu Deinen Jüngern sagtest: „Friede sei mit euch“, was große Freude zur Folge hatte (Joh 20,19).
Auch die Bitte um Bewahrung ist wichtig, auf dass sie nicht zur Torheit zurückkehren: Halte uns fest an Deiner Hand.
Dass Deine Herrlichkeit im Lande wohne. Die Herrlichkeit Seiner Nähe wie einst beim Auszug aus Ägypten und während der Wüstenwanderung, dass wiederum die Umgebung zitterte wie einst durch die Zeichen und Wunder, die Du tatest (Jos 2,9-11; 2. Mose 15,15; 5. Mose 28,10), als sie sahen die Fülle Deiner Segnungen, wie das einst die Feinde Isaaks bestätigten (l. Mose 26, 26 -30) oder wie die Königin von Saba über die Segnungen in Israel staunte; bitte, Herr, wiederhole sie in unseren Tagen!
Und was ist der Segen als Antwort auf Seine Gnade? Dass Güte und Treue einander begegnen! Dass Gerechtigkeit und Friede einander küssen! Dass auch uns der Herr fernerhin Gutes tue, uns versorge. Die Antwort derer, die erhört wurden. Was war sie? Hingabe, Weihe. Frieden seinem Volk. Ehrfurcht derer, die sich fürchten. Gehorsam zu Gott, dass sich Gerechtigkeit und Frieden mehren. Das ist das Heil, nach dem wir ausschauen!