Eine zeitgemäße Bitte Psalm 85,6
Wie lautet sie? Willst Du uns nicht wiederbeleben, dass Dein Volk sich in Dir freue? Lass uns Herr Deine Güte sehen! Das Gebet war um Neubelebung und ist zugleich ein Bekenntnis eines niedrigen Zustandes. Sie ist ein Rückblick auf frühere Segenszeiten und ein Zugeständnis gegenwärtiger innerer Armut. Der Psalmist zieht einen Vergleich zwischen einst und jetzt. Er mag im Geiste zurückgegangen sein auf die früheren Geschehen, anfangend beim Wunder am Roten Meer und dem damit verbundenen Untergang der Ägypter. Gewiss dachte er dabei an die Siegesgesänge mit Pauken und Tamburinen (2. Mose 15). Ebenso wird er der Siege in der Wüste über Sihon und Og gedacht haben. Wiederum an das Wunder der täglichen Versorgung durch das Manna, Brot vom Himmel. Die Teilung des Jordans, die alle Völker erschütterte und in Staunen versetzte ob dieses mächtigen Gottes Israels. Die großen Siege unter Josua waren wiederum ein Beweis der Gegenwart des Allmächtigen unter Israel (Jos 2,10.11). Die Bücher Josua und das der Richter reden noch von vielen Großtaten Gottes an Seinem Volk. Sie klangen aus in Lobgesängen, z. B. dem von Debora (Recht. 5). Gott selbst gedachte an Zeiten der Treue Israels in Jeremia 2,2; Hesekiel 16,8, da Er von inniger Zuneigung redet, wie die der Braut zum Bräutigam. Wie aber sprachen die Propheten über dasselbe Israel später? Hesekiel und Hosea müssen es mit einer Hure vergleichen. Ephraim ist zur Hure geworden, und Israel ist unrein.
Wie ist es heute in der Christenheit! Fangen wir beim einzelnen an. Du und ich sollten einen Rückblick halten. Wie war es, als wir fröhlich sangen, Balle, alle meine Sünden hat Sein Blut hinweggetan.? Da floss das Herz über von Lob und Dank. Groß war unser Verlangen und unsere Bemühungen, andere zum Herrn zu führen. Denken wir an Zeiten, da wir viele Stunden beteten und um das Heil der Seelen rangen. Der Versammlungsbesuch war uns ein großes Bedürfnis, und heute finden wir viele Entschuldigungen; das Fernsehen steht im Vordergrund. Der Sonntag war uns ein Festtag, und heute? Wozu dient er? Zum persönlichen Genuss. Um der Mission zu dienen, legten wir uns gern Entbehrungen auf. Heute muss aller erdenkliche Komfort sein, und was bleibt noch für den Herrn übrig? Vergessen wir nie, dass dem Herrn das erste gehört! Wir trauern nicht über Unfruchtbarkeit und dass in den Gemeinden keine Bekehrungen stattfinden! Wo bleibt die Fürbitte für die Diener Gottes, um die schon Paulus die Gläubigen bat (Eph 6,18)?
Die Bitte um Neubelebung. Wie heißt der erste Schritt? Beiße! Gedenke nun. wovon du gefallen bist und tue Buße, und tue die ersten Werke (Off 2,5; Ri 2,4; Esra 10,1). Die Sehnsucht und das Bemühen Gottes für unsere Rückkehr ist bei Ihm größer als bei uns (Hos 11,8; Jes 49,15; Jer 31,23). Diese tiefe Sehnsucht des Herrn nach den Seinen spricht Er noch für den Himmel aus (Joh 17,24). Schon die Tatsache, dass Er hingegangen ist, uns Stätten zu bereiten, beweist es (Joh 14).
Wie fangen Neubelebungen an? Beim einzelnen. Das sehen wir schon im Alten Testament. Juda erlebte unter vier Königen, unter Asa, Josaphat, Hiskia und Josia Erweckungen. Wo fingen sie an? Bei den Führern. Als Beispiel soll uns die letzte unter Josia dienen, der aus gottloser Familie kam (2Chr 34). Er studierte das Leben des Königs David, d. h. das Wort, was in ihm das Sehnen erweckte, auch ein frommer Monarch zu sein, und er wurde es. Beim Reparieren des Tempels fand man das Buch des Gesetzes (2Chr 34). Er ließ es sich vorlesen, was bei ihm zu einem totalen inneren Zusammenbruch führte ob seines früheren Lebens. Er weinte, fastete, demütigte sich vor Gott und zerriss seine Kleider. Kurz, seiner und seines Volkes Übertretungen wegen lag er wie eine Scherbe am Boden. Der Tiefstand im Volk war so groß, dass kein Prophet im Lande war, als nur die Prophetin Hulda, bei der er Rat in seiner Angst und Trostlosigkeit suchte (Vers 22). Beruhigung und Frieden war ihre Antwort (Vers 27, 28). Blieb er dabei stehen? Nein, er versuchte, sein Volk zur gleichen Sündenerkenntnis zu bringen.
Was folgte nun? Er rief die Ältesten zur Buße zusammen. Reiniget euch, die ihr des Herrn Geräte tragt (Jes 52,11). Die Umkehr, Neubelebung muss bei den Führern beginnen. Das sehen wir in den Sendschreiben, die alle an die Führer gerichtet sind (Off 2 und 3). Und was folgte?
Den Bund, den Israel gebrochen hatte, erneuert es. Mit Zauberei und Götzendienst wurde gänzlich aufgeräumt. Nicht nur die Ältesten, Priester und Leviten wurden zur Buße gerufen, sondern groß und klein erschienen im Tempel zur Buße. Alle kehrten von ganzem Herzen zum Herrn um, feierten das Passah und beteten an. Und wie fangen Erweckungen heute an? Genau wie damals. Wo begann die große Reformation? Bei einem einfachen Mönch, bei Martin Luther. Und neuere unter Whitfield, Wesley, Finney und anderen. Lesen wir die Schrift zu unserem eigenen Herzen wie jene Männer etwa die Bergpredigt? Lassen wir sie uns überführen? Dann werden wir uns bald der Bitte des Sängers anschließen:
Beleb Dein Werk, o Herr, zeig Deinen starken Arm,
Weck durch Dein Wort die Toten auf, der deinem Herz macht warm.
Beleb Dein Werk, o Herr, vertreib den Schlaf geschwind.
Den glimmend Docht fach an zur Flamm durch Deines Geistes Wind.
Beleb Dein Werk, o Herr, gib neuen Gnadenschein,
Der wird dafür dann Preis und Ehr und uns der Segen sein.