Behandelter Abschnitt Ps 79,1-13
Hilf uns, Gott, und errette uns! Psalm 79
Dieser Psalm ist eng verbunden mit dem 74., da wir auf das Entsetzliche hingewiesen werden, was die Unbeschnittenen unter Antiochus am Tempel getan, ihn mit Beilen und Hämmern samt dem kostbaren Schnitzwerk zerschlagen haben.
Eine untröstliche Klage. Sie betrifft den Tempel, der zerstört darniederlag. Wir wissen, wie besorgt die Jünger waren, als Jesus ihnen kundtat, dass nicht ein Stein auf dem andern bleiben werde, denn das Heiligtum ging ihnen über alles. Es ist, als wollten sie sagen: „Herr, kann das nicht vermieden werden“ (Mt 24). Was hier Asaph sagt, bezieht sich auf die Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar. Der Tempel selbst lag in Trümmern, so wie die Paläste Salomos und die Mauern Jerusalems (2Chr 36,18.19). Hier konnte der fromme Jude, etwa wie Jeremia, auf den Ruinen sitzen und weinen, der aber dennoch seine Hoffnung nicht aufgab. Warum nicht? Weil er an der Verheißung, die Gott den Vätern gab, festhielt, und wusste, dass, wer an sie glaubt, nie zuschanden wird (Klgl 3,22-24). Das andauernde Ablehnen des Wortes Gottes durch Seine Propheten endet in dieser Katastrophe. Ja, Israel selbst verursachte diese Gerichte Gottes (2Chr 36,14-21).
Sie klagten über die verübten Grausamkeiten der Feinde, aber nicht über ihre Sünde. Die Leichen der Knechte gab man den Vögeln und Tieren zum Fraß, und ihr Blut wurde vergossen wie Wasser (2Chr 36,17). Andere wurden als Gefangene weggeführt, und die zahllosen Leichen blieben unbegraben auf den Straßen liegen.
Schwer lag die Schmach auf dem Volk. Nachbarländer verspotteten die übriggebliebenen Juden; sie wurden von Menschen verachtet und von Gott ihrer Sünde wegen dahingegeben. Ihre Vorwürfe richteten sich gegen sie selbst, die diese Gerichte verschuldet hatten. Am meisten betrübt war der kleine Überrest der treuen Männer wie Jeremia.
Eine ernste Bitte. Wie lange willst Du zürnen? Soll nun das auf immer fortdauern? Manche werden sich an den Bund Gottes mit den Erzvätern erinnert haben, andere an Psalmen wie den 2. und 110. Wieder andere mögen glaubend an das Gebet Salomos bei der Tempelweihe gedacht haben, dass Gott die Seinen von den entferntesten Orten der Erde zurückbringen werde, wenn sie Buße tun (1Kön 8,47.48). Rechne uns die Sünden unserer Vorfahren nicht zu. Komm mit uns vielmehr bis ins tausendste Glied mit Deinen Segnungen entgegen (5. Mose 5,10). Schau wie gering wir geworden sind. Sie mögen auch an das Wort, dass Gott die Sünden der Väter bis ins dritte und vierte Glied heimsucht, gedacht haben.
Ihr Gebet war um Vergebung. Du hast Deinem Volk so oft vergeben, erweise uns neu diese Gnade. Gedenke auch derer, die in Fesseln weggeführt worden sind. Da irgendwelche menschliche Hilfe, sie zu befreien, ausgeschlossen war, konnten sie nur an die Barmherzigkeit Gottes appellieren. Sie waren sich bewusst, dass Gottes Handeln gerecht war, denn oft drang Sein Wort durch die Propheten an taube Ohren. Aber lass doch Deine Barmherzigkeit eilends wiederkehren. Reinige uns von unseren Übertretungen. Gedenke daran, woher wir kommen, dass wir in Sünden empfangen worden sind (Ps 51,5), dass wir Fleisch sind.
Eine vertrauensvolle Bitte: Gedenke nicht unserer Ungerechtigkeiten, vielmehr an Dein Erbarmen und an Deinen Bund, der so groß ist. Hilf uns, Du Gott unseres Heils. Wir reden zu Dir wie unser Vater Jakob in 1. Mose 49,18. Wir harren auf Deine Rettung, auf Dein Heil. Lass uns Dein Heil widerfahren! Zähle auch die Tränen derer, die in Gefangenschaft schmachten! Sein Gebet enthält noch eine besondere Begründung: „Herr hilf uns um der Herrlichkeit Deines Namens und errette uns!“ Gottes Ohr hört besonders die Bitten derer, die sich darüber schämen, dass der Name des Herrn durch sie verunehrt worden ist. Greife ein wie in früheren Zeiten, damit die Lästerer zum Schweigen gebracht werden! Du hast Deinen Namen durch Mose ausrufen lassen, und es scheint, dass der Schreiber daran denkt. Das Gebet drehte sich also nicht nur um Hilfe für sie, sondern um die Ehre des Herrn (2. Mose 34,6).
Kindlicher Glaube. Gib doch unsern Nachbarn ihren Hohn, womit sie Dich, Herr, gehöhnt haben, siebenfach in ihren Busen zurück! So werden wir, Dein Volk, und die Herde Deiner Weide Dich preisen ewiglich. Diese zwei Verse sind sehr vielsagend.
Sie erinnern Gott daran, wer sie sind. „Die Schafe Deiner Weide.“ So beginnt auch der nächste Psalm: „Hirte Israels.“ Du bist unser Hirte und wir die Schafe Deiner Weide (Ps 100). Mit Jakob sagen wir alle gern: „Der Gott, der mich geweidet hat“ (1. Mose 48,15). Wir als Deine Schafe, haben Anspruch auf Deine Hirtentreue. 1. Mose 48,15. Ihre Ausschau war nach der Rettung Gottes und damit auf die Befreiung von ihren Widersachern.
Vergiss auch nicht das viele Blut Deiner Heiligen! Wie Du das Schreien des Blutes Deines treuen Zeugen Abels hörtest (1. Mose 3,4.10). Gedenke doch an alle, welche Du ebenso schreien hörtest.
Wir werden Dein Lob erzählen von Geschlecht zu Geschlecht. Alle, die Seine Gnade erfahren haben, beweisen es willig durch ihr Zeugnis in Wort und Wandel. Unsere Hoffnung in Dein Erbarmen, das wir reichlich erfahren haben, ist groß; das wollen wir allenthalben verkündigen, um andere für unseren erbarmenden Herrn zu gewinnen, dem jedermann willkommen ist.