Behandelter Abschnitt Ps 78,54-72
Ein neues Eingreifen Gottes Psalm 78,54-72
Da erwachte der Herr gleich einem Schlafenden, gleich einem Helden, der vom Wein jauchzt. Gott sah all das Böse, was die Feinde Seinem Volk angetan hatten und griff ein. Noch jubelten die Philister über ihren großen Sieg, besonders darüber, dass sie die Lade, Israels Kraftquelle, genommen hatten. Ihr Siegesgesang währte nicht lange. Gott beschämte sie; nicht nur dass Er sie militärisch, sondern mit Beulen schlug (1Sam 6,5; 7,13.14). Für kurze Zeit waren die Philister Gottes Zuchtrute an Israel, nun aber, da Israel zurückgekehrt war (1Sam 7,6), nahm sich Gott Seines Volkes neu an und strafte die Philister. Gott hatte Sein Volk nicht immer den Feinden überlassen, aber wie kam die Hilfe? Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch ein zartes Milchlamm, dessen Blut für Israel Sühnung tat (1Sam 7,9) und der Herr antwortete durch schwere Naturgewalten und schlug die Philister mit Donner, Hagel und Blitz. Der Hüter Israels schlief also nicht.
Gott verwirft Sein Volk nie, aber Er zog sich mit Seiner Macht zurück und ließ die Feinde über sie herrschen. So verwarf Er das bevorzugte Erbteil, das Land, aus dem der mächtige Sieger Josua kam. Gott kann uns unserer Vorrechte berauben, aber nicht der Zugehörigkeit zu Seinem Volk. Selbst mancher Diener Gottes hat sich wegen Sünde seines schönen Dienstes beraubt, sein gutes Zeugnis und Vertrauen verloren, aber die Kindschaft bleibt ihm. Wen erwählte Gott? Den Stamm Juda (V. 67. 68); er wird schon durch Jakob in 1. Mose 49,8-10 genannt. Ruben wurde als der Erstgeborene seines Führervorrechtes wegen schwerer Sünde beraubt, und es ging über an Juda und den Berg Zion, den Er geliebt hat. Wer denkt nicht dabei an Römer 11,12 da das Versagen Israels zum Wohle der Gemeinde gereichte! Aber Israel selbst ist nicht verworfen. David wird genannt, den Gott von der Herde nahm; nach Vers 71 bestimmte Er ihn, um Sein Volk zu weiden und Israel, Sein Erbteil zu bewahren. Gott erwählte nicht David wegen seiner Gestalt oder Schöne, sondern wegen seines kindlichen Glaubens. So nahm Gott auch Mose von der Herde und berief ihn, Sein Volk zu weiden und zu führen. Beide, Mose und David waren Männer des Glaubens (Heb 11,24.25). David war kein Mietling, sondern ein Hirte nach Gottes Gedanken, er konnte unter Gefahr seines Lebens dem Löwen das Schaf entreißen und es retten. Er ist ein wunderbares Vorbild auf unseren guten Hirten, der Sein Leben ließ für Seine Schafe.
Fragen wir uns, was ist uns die Herde Christi? Gott hat Seinen Plan mit einem jeden der Seinen. Etliche mögen zu besonderen Diensten berufen sein (Eph 4,11-13), aber alle ohne Ausnahme, haben Gaben des Dienstes empfangen; alle dürfen Hirtendienste an Brüdern tun, ja mehr, das Leben für sie lassen (Röm 16,34). Wir alle dürfen irrenden Menschen wie ein Hirte dienen und sie zur Herde Christi zurückbringen. Wer einem Sünder zurechtgeholfen hat, hat eine Seele vom Tode gerettet (Jak 5,20).
Wir sahen Israels Verharren in der Sünde, zugleich aber auch die große Güte Gottes, beides in Seiner reichen Gnade als auch in der Zucht, die deshalb folgte, um sie zu Gott zurückzubringen, denn Gott ist ein heiliger und gerechter Vater. Er erzieht seine Kinder, damit jedermann an uns merke, wer unser Vater ist.
Ein neuer Gnadenakt Gottes. Er brachte Sein Volk bis an die Grenze Kanaans, es war jenes Land, das Er den Erzvätern zugeschworen hatte. Kanaan war von sieben starken Nationen bewohnt, mächtiger als Israel. Hier begann ein neuer, gewaltiger Siegeszug durch den treuen Knecht Josua. Aber wie gelangte er dazu? Der Herr hatte es ihm in Jos 1,8 zugesichert, und Gott gab ihm den verheißenen Erfolg. Ein Volk nach dem andern wurde durch Josua geschlagen und ihr Land als Erbe an Israel ausgeteilt. Große Erlebnisse wie diese hätte Israel zu einem Gott ergebenen Volke machen sollen. Was sagt uns das reiche, kostbare Wort an Josua 1,8? Wie beantwortete Israel die reichen Segnungen? Israel versuchte Gott, den Höchsten und war widerspenstig gegen Seine Befehle. Und was war die Folge? Nach Jeremias 7, 60 verließ Gott die Wohnung zu Silo, d. h. die Bundeslade (Jer 7,12). Als sie damals in Silo einzog, erstellte David für sie ein Zelt. Aber bald danach verfiel das Volk wiederum in Götzendienst und verließ den Gott, der sie errettet hatte. Das Buch der Richter gibt uns eine trübe Einsicht in jene Zeit mit den vielen Niederlagen. Gott hatte Israel erwählt, um es über alle Völker zu erheben und ihm die Weltherrschaft zu geben. Aber es verscherzte seine Vorrechte, wie noch viele von uns (Eph 1,4; Röm 8,29). Die Bundeslade bezeugte Gottes Gegenwart. In ihr wohnte Er; von hier aus redete Er zum Volk (2. Mose 29,42), bei ihr befragte man Gott (1Sam 22,13). Sie war Israels Stärke und von den Feinden gefürchtet (1Sam 4,5-8). Israel setzte sein Vertrauen nur noch in bloße Formen (2Tim 3,5). Den Gott aber, den sie versinnbildlichte, hatten sie verlassen. So gab Gott auch die Lade in die Hände der Feinde. Israel erlitt eine schwere Niederlage; dreißigtausend Mann lagen am Boden. Israel sagte, als sie genommen ward: „Ikabod“, d. h. die Herrlichkeit ist dahin (1Sam 4,21). Furchtbares sagen die Verse in Psalm 78,63.64. Und warum geben heute viele den Herrn auf? Weil sie Ihn nie erkannt haben, dem Betrug der Sünde folgen, und damit ist die Herrlichkeit bei ihnen dahin, wie einst bei Israel. Aber wer zurückkehrt, den stößt Er nicht hinaus. Vielmehr ruft Er allen zu: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).