Behandelter Abschnitt Ps 56,1-13
Vertrauen anstatt Furcht Psalm 56
Der Nachdenkliche kommt beim Lesen wegen der menschlichen Bosheit kaum aus dem Staunen heraus. Gott selbst trauerte ihretwegen, als Er sah, dass des Menschen Bosheit auf Erden so groß war (1Mo 6,5). Das Herz ist bis heute so geblieben (Mt 15,19; Jer 17,9). Der Psalm bezieht sich laut Überschrift auf 1. Samuel 21,10, da David nach Gath floh und dort in seiner Not bei den Philistern Zuflucht suchte und zuschanden wurde. Bei Feinden des Volkes Gottes kann der Gläubige unmöglich Ruhe finden, denn sie haben selbst keine Ruhe.
Davids Klage und ernstes Gebet. Er flehte um Gnade. Menschen schnaubten oder schnappten nach ihm wie der Vogel nach dem Wurm. Sie drängten hart auf ihn ein. Sie waren zahlreich: „Viele streiten wider mich“ Das erlebt der Gläubige im Kampf gegen die Mächte der Bosheit (Eph 6,12). Sie taten es pausenlos, die Feinde ruhen nie. Sie handelten unehrlich. Sie verdrehten seine Worte, sie legten die Wahrheit als Lüge aus. Sie handelten gemein, machten Front gegen David. Kein Fürsprecher stand ihm bei: „Ich bin allein in meiner Not“ (Mt 26,56). Sie ratschlagten im Versteck. Sie lauerten wie der Löwe im Busch auf seine Beute. Sie kamen wie Satan als Engel des Lichtes, um ihn zu erwischen. Sie handelten fälschlich, suchten nach Mitteln und Wegen, um seine Seele zu erhaschen. Aber David betet um Gnade.
„Gott sei mir gnädig.“ Menschen kennen keine Gnade. David aber rechnet mit dem Erbarmen Gottes; denn bei Menschen findet er kein Mitleid. Keiner, der in den Tagen Jesu zu ihm kam mit der Bitte „Erbarme Dich meiner“, wurde abgewiesen. Im Gegenteil: wir lesen, dass Er stets innerlich bewegt war.
David wendet sich zugleich an Gottes Gerechtigkeit. Sollten sie in ihrer Bosheit entrinnen? „Handle Du für mich, ich bin Dein Gesalbter.“ Um Gnade und Erbarmen dürfen wir immer bitten, besonders dann, wenn wir unter Selbstanklage stehen.
Unerschütterlicher Glaube. Groß ist Davids Vertrauen in Gottes Güte (V. 3). Als Wandschmuck habe ich diesen Vers in meinem Zimmer aufgemacht: „An dem Tage, da ich mich fürchtete, vertraute ich auf Dich“ (nach Elberfelder Übers). Sein Gebet enthält Unterwerfung unter Gottes Willen. „Dir habe ich mein Anliegen vorgelegt; nimm es in Deine Hand.“ Wer sein Anliegen auf den Herrn wirft, auf Sein Eingreifen wartet und Ihn handeln lässt, macht die schönsten Erlebnisse. Am Tage, da er sich fürchtete, legte David dem Herrn sein Anliegen vor. Das dürfen auch wir, wenn Sünde uns drückt, wie David nach Psalm 51, oder dass wir an schweren
Orten wohnen müssen wie Joseph im Hause Potiphars (1. Mose 39). Wenn wir uns in persönlichen Nöten befinden, in Krankheiten oder Familiensorgen, legt Er Seine durchgrabene Hand auf die Wunde und heilt sie.
Das segensreiche Ergebnis. Wie antwortet der Psalmist? „In Gott werde ich mich rühmen.“ Er weiß um alles, auch um mein Umherirren. Er bittet: „Zähle die Tage meiner Flucht und beende sie.“ „Du zählst meine Tränen. Lege sie in einen Krug oder Schlauch.“ Das bedeutet dass es viele waren. Gott sah die Tränen Josias (2Chr 34,27) und die des Paulus (Apg 20,19.31), er kannte auch die des Timotheus (2Tim 1,4). Aber wer denkt dabei nicht an die zahllosen Tränen, die unser Herr vergossen hat (Heb 5,7)? Ihrer sind mehr als ein Schlauch zu fassen vermöchte. Der Herr kennt auch die unsern und trocknet sie zu seiner Zeit (Off 7,17). David rühmt sich in dem was Gott für ihn getan hatte. So wusste er, dass Gott auch mit den Feinden fertig wird. Er wusste, dass Gott für ihn war. Das ist der köstlichste Trost eines jeden Gotteskindes (Röm 8,31). David kann sagen: „Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht; was können mir Menschen tun?“ Er rühmt das Wort. Es ist das Licht auf seinem dunklen Wege. Es ist ihm, was die Wolkensäule dem Volke Israel. „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen.“ Die Verheißungen sind Ja und Amen in Ihm (2Kor 1,20).
Ein notwendiges Erinnern. David denkt an seine Gelübde. „Ich habe Gott gelobt.“ In Psalm 116,14 sagt er: „Ich will meine Gelübde dem Herrn bezahlen vor all Seinem Volk.“ Gott erwartet nicht bloße Worte, sondern Taten aus hingegebenen Herzen. So erinnerte der Herr den Jakob an sein Gelübde (1. Mose 31,13). „Bezahle dem Höchsten deine Gelübde“ (Ps 50,14). Es gehen ihnen Gebetserhörungen wie „Rufe mich an in der Not“ voraus (V. 15). Hier sollte man fast ein „Sela“ setzen können. Denke nach! Wie steht es mit unseren Gelübden? Sind sie vor dem heiligen Gott gesprochen? Manche haben Ihm ihr Leben geweiht; ist es dabei geblieben? Andere gelobten Gott den Zehnten wie Jakob; aber sie erfüllten das Gelübde nicht.
David will dem Herrn Dank opfern. Er sagt: „Denn Du hast meine Seele vom Tode errettet.“ Machen das nicht alle Gläubigen in der Freude des erlebten Heils, nach einer besonderen Bewahrung oder nach Segenszeiten? Sind sie in der ersten Liebe geblieben? Gilt nicht auch uns die Ermahnung an Jakob: „Kehre zurück!“ (1. Mose 31,13; Off 2,5.)
Sein Vorhaben. Er will vor Gottes Angesicht wandeln (1. Mose 17,1). Der Wandel vor Gott ist zugleich das sichtbare Bekenntnis vor Menschen und Engeln (1Kor 4,9; 1. Mose 26,27-29).