Behandelter Abschnitt Ps 37,1-40
Sieben gute Ratschläge Davids Psalm 37,1-9
Dieser Psalm ist eine reichhaltige Predigt Davids. Er scheint ihn im Alter geschrieben zu haben. Er hält Rückblick und bereut mancherlei, wofür er durch diese Ermahnung und Unterweisung andere bewahren möchte. David spricht hier wie ein Vater zu seinen Kindern um sie vor allerlei Erregungen zu bewahren, die nur Leib und Seele schädigen. Wie lauten die einzelnen Punkte seiner Predigt:
Erzürne dich nicht. Rege dich nicht auf. Mensch ärgere dich nicht! Darin war die Hanna groß, sie wurde gekränkt, aber sie gab nicht zurück, vielmehr betete sie (1Sam 1,6.7. 12). Das Wort erzürnen wird dreimal genannt.
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Erzürne dich nicht über Übeltäter, über Menschen wie Simei, der sogar David mit Steinen bewarf. Nimm alles wie David aus Gottes Hand (2Sam 16,10).
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Erzürne dich nicht über Erfolgreiche, deren Weg gelingt (V. 1). Das tat Asaph (Ps 73,3), er sah der Gottlosen Wohlfahrt statt die Güte Gottes und geriet dadurch auf inneren Abweg. Er wäre fast gestrauchelt.
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Erzürne dich nicht zum Übeltun (V. 8). David mag an seinen Zornausbruch Nabal gegenüber gedacht haben, dessen Haus er ausrotten wollte, was aber der Herr verhinderte (1Sam 25). Ist es nicht Gnade, Briefe unbeantwortet zu lassen, die nur Schaden verursachen würden? Hierin hat Gott mich oft bewahrt. Wohin David blickte sah er Unrecht! Erhitzte er sich? Nein, er betete für die Ungerechten (Ps 35,12-14).
Beneide nicht! In diese Sünde verfielen Aaron und Miriam, und es gereichte ihnen zum Schaden (4. Mose 12). Darin machten sich die Brüder Josephs schuldig, die ihren Bruder beneideten wegen des Vorzugs, den er genoss. Gar gern hätte Jakob alle Söhne ausgezeichnet (1. Mose 37). Weit größer war die gleiche Sünde bei den Hohenpriestern und Ältesten, die den Herrn aus Neid umbrachten. Neide nicht wenn du zu kurz kommst! Vielmehr lies eher zweimal Matthäus 20,15. Beneide nicht den andern wegen seines Geldes. Wer vorausblickt und überlegt, was er bald sein wird und an das Erbe droben, der kann nicht neidisch sein (1Pet 1,4; Kol 1,12; Off 3,21). Betrachte bis dahin Jesus, und du hast den Sieg (Heb 3,12)!
Vertraue auf den Herrn, und tue Gutes! Wer mit den Augen des Glaubens auf Jesus blickt, hat weder Grund zum Zorn noch zum Neid. Er sieht seinen Herrn als den großen Wohltäter (Apg 10,38) und ahmt ihn nach. Das Gotteskind, das seine Berufung kennt und erfüllt, bleibt vor Zorn und Neid bewahrt (Eph 2,10; Gal 6,10; Tit 2,14). Schaue nicht auf den Reichtum anderer, sondern darauf, was deiner harrt und auf deinen reichen Vater.
Weide dich an Treue. „Bleibe im Lande und nähre dich redlich.“ Labe dich an Gottes Treue, die nie versagt! Gott ist getreu, Sein Herz, Sein Vaterherz verlässt die Seinen nie. Jakob sagte am Ende seines Lebens, dass Gott ihn geweidet habe (1Mo 48,15). Wer sich von Ihm weiden lässt sagt mit David: „Mir wird nichts mangeln.“
Ergötze dich, habe deine Lust an dem Herrn. Das ist die beste Beschäftigung. Wir ergötzen uns an einem bezaubernden Alpenglühn, an einer duftenden Blume, am schönen Gesang. Dabei schwinden üble Gedanken. Der Herr sagt: „Betrachtet die Lilien“, da sehen wir Schönes und Reinheit und nicht Neid. Aber der Herr ist der Schönste unter den Menschen, wahrlich viele Möglichkeiten um sich zu freuen! Mitten im harten Kampf sagen wir mit Nehemia: „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke.“ Wer sich am Herrn und Seinem Werk ergötzt, hat stets wie David die Harfe zur Hand und lobt seinen großen Namen. Ich komme nie aus dem Staunen heraus, wenn ich über Worte wie Epheser 1, Hebräer 1 oder Philipper 2,9 bis 11 sinne. Da muss ich ein „Sela“ setzen: stille stehen und anbeten. Überdenke ich dazu Offenbarung 1,5.6, wie Jesus tief gesunkene Sünder erhöht hat, dann muss ich ebenfalls niedersinken und Seinen Namen rühmen. Ergötze dich täglich an Ihm! Das befruchtet deine Umgebung (Ps 40,3).
„Befiel dem Herrn deine Wege.“ Als Mose den Auftrag erhielt Israel nach Kanaan zu führen, wollte er nur dann gehen, wenn der Herr vor Israel herziehe. Wie kämen wir durch die Wüste und nach Kanaan, einem Lande voller Feinde, wenn Du nicht vor uns her gingst? Der Herr selbst nennt sich den Weg (Joh 14,6), und wer ihn geht ist seines Ausgangs sicher. David hat in Entscheidungen den Herrn befragt (1Sam 22,15; 30,7.8). Wer Ihn befragt, bekommt die rechte Antwort! Nur können viele nicht auf die Antwort warten. Sie handeln töricht wie Saul.
„Stehe ab vom Zorn.“ Er wirkt nur Schaden. Das musste Jakob an einigen seiner Söhne rügen (1. Mose 49,6-7). Kann Zorn helfen? Naemann zog im Zorn davon (2Kön 5,12), und hätte er nicht davon abgelassen, so wäre er aussätzig geblieben (Heb 3,12). „Der Herr blickte umher im Zorn“ (Mk 3,5), und zwar wegen der Ver-stocktheit der Schriftgelehrten. Lasst uns die Ungläubigen vor dem Zorn Gottes warnen (Joh 3,36), denn wer nicht glaubt, auf dem bleibt der Zorn Gottes. Jakobus ermahnt langsam zum Zorn zu sein, weil er nicht gut tut (Jak 1,19.20). Daher, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.
Der reiche Segen des Gerechten Psalm 37
Die Schrift kennt nur zwei Menschenklassen: den Gerechten und den Ungerechten oder Gottlosen. Das begann bereits bei Kain und Abel (1. Mose 4) und zieht sich bis zum Ende der Schrift hindurch. Der Mensch wünschte sich eine dritte Klasse, besonders der, der sich nicht zu den Gottlosen zählen möchte, aber auch nicht den Bekehrten angehören will. Vielleicht ist er ein Wohltäter und hofft sich damit den Himmel zu verdienen. Diese mittlere Klasse (Off 3,18) wird Jesus ausspeien aus Seinem Munde (Mt 7,21.22). Die nicht aus Gott geboren sind zählen zu den Gottlosen. Sie sind los von Gott und den, der allein der Weg zum Himmel ist, nehmen sie nicht an (Joh 14,6). In den Versen 10 bis 40 werden beide Klassen genannt. Da wir aber in Psalm 36,1-5 den Gottlosen beschrieben haben, wollen wir ihn hier nur kurz streifen. Er wird genannt ein Übeltäter, ein Böser (V. 9 und 10) und wird ausgerottet. Er bedroht den Gerechten und verspottet ihn. Er zieht das Schwert gegen den Frommen, aber es wird ihn selbst treffen (V. 12‑15). Köstliches dagegen wird über den Gerechten gesagt:
Gott segnet das Wenige, das er hat zum Überfluss! Der Herr vermag die fünf Brote so zu segnen, dass sie für Tausende ausreichen und noch zwölf volle Körbe übrig bleiben. Lege dein Weniges vertrauensvoll in Jesu Hände, und du wirst staunen über den Segen, der folgt. Wenn das schon beim Geben des Zehnten geschieht, was erst, wenn du Ihm alles zur Verfügung stellst (Mal 3,10).
Der Herr hält den Gerechten (V. 17). „Niemand kann ihn aus des Herrn Hand reißen“ (Joh 10,29.30). Die eigene Kraft reicht nicht aus; aber Er gibt den Müden Kraft. Er bewahrt die Seinen und tritt für sie ein, besonders in der Stunde der Versuchung (Lk 22,32). Er legt sie dem Vater zur Bewahrung hin (Joh 17,15; Heb 7,25). Die Schrift ermahnt dich und mich für unsere Mitgläubigen im Gebet einzustehen (2Tim 2,1), besonders für die Knechte Gottes (Eph 6,18.19).
Gott ist ihm gnädig. Weil den Gerechten Gnade zuteil geworden ist, deshalb ist er es andern gegenüber schuldig. Er ist ein Wohltäter, nicht wie der Gottlose, der nicht einmal erstattet was er geliehen hat. Der Gerechte aber gleicht einem Sämann, der täglich guten Samen ausstreut und dereinst eine reiche Ernte einbringen wird (1Pet 1,4). „Des Gerechten Besitz ist ewig“ (V. 18). Er erlangt ein schönes Erbteil (Ps 16,6). Er ist oft arm auf Erden, aber er hat einen reichen Eingang droben im Vaterhaus. Seiner warten ewige Freuden und wird wie der arme Mann in Lukas 16 getröstet. «Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; das Lamm wird sie weiden und leiten
zu den lebendigen Wasserbrunnen und wird abwischen alle Tränen von ihren Augen» (Off 7,16.17).
Der Gerechte gibt. Er ist das Gegenteil vom Gottlosen, der leiht, aber nicht zurückgibt. Der Gerechte hilft gern, er ist barmherzig. Leider sind nicht alle Gläubigen, die Schulden gemacht haben, so. Werden sie gemahnt, sind sie beleidigt. Der Bibelchrist aber ist gerecht und hilft die Not lindern. Gott ehrt auch die kleinste Mithilfe (Mk 12,42). „Umsonst habt ihr empfangen und gebt dem, der Not leidet.“
Der Gerechte ist nie verlassen (V. 25). David blickt in seinem Alter zurück auf all das Schwere seines Lebens, aber er darf sagen, dass er nie nach Brot fragen musste. Der Herr gab es ihm reichlich, einmal durch Abigail (1Sam 25), ein anderes Mal sogar heiliges Brot (1Sam 21,5). Gott braucht meist Mitmenschen, um den Armen zu helfen. Der Gerechte ist barmherzig und gibt. Des Herrn Zusicherung: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen“, gilt allen zu allen Zeiten. Das hat Gott schon dem Jakob zugesichert (l. Mose 28, 15). Wer sich des Armen erbarmt, leiht dem Herrn, und Er wird ihm seine Wohltat vergelten (Spr 19,17; Heb 6,10).
Der Gerechte ist mit Weisheit erfüllt (V. 30‑32). Mangelt sie ihm, dann darf er darum bitten (Jak 1,5). Wie weise David war ersehen wir oft aus seinem Verhalten. Der Herr gibt Weisheit in allen Lagen. Wir haben den Geist der Weisheit erhalten. Er ist es, der durch uns reden und handeln will. Wir sehen das noch besonders bei David, dem Gott die Pläne zum Tempelbau anvertraute, die später sein Sohn Salomo ausführte.
Der Gerechte wird erhöht (V. 39. 40). Wer denkt dabei nicht an den verheißenen Ausgang Davids? Wir sind durch den Glauben gerecht geworden und damit Kinder Gottes, Erben Gottes und Miterben Christi. Wir wissen: wenn unser irdisches Haus zerfällt, erhalten wir einen Bau von Gott bereitet (2Kor 5,1). Der Herr sehnt sich nach unserem Einzug droben (Joh 17,24). Bis dahin bleiben wir in Ihm, wie das unser Vers sagt, und wirken, bis daß Er kommt.
Dem Gerechten ist Hilfe zugesichert (V. 39). In Hebräer 13,5 sagt der Schreiber: „Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten, was sollte mir ein Mensch tun?“ Der Psalmist bezeugt oft, wie der Herr ihm geholfen hat. „Aus allen meinen Beängstigungen hat Er mich errettet“ (Ps 34,4). David stärkte sich in seinem Gott während er in größter Bedrängnis war, und Gott rettete ihn (1Sam 30,6). Das haben auch die Erzväter erfahren. Davon zeugt die lange Liste in Hebräer 11.