Stille Psalm 37,7
Oft fahre ich durch ein Dorf, das den schönen Namen «Stille» trägt. Ich fragte mich: wer mag darin wohnen, der die rechte Stille kennt, von der der Herr sagt: „Ich will euch Ruhe geben“ (Mt 11,28.29)? Die Welt ist das Gegenteil: alles hastet und jagt. Herzensstille kann jemand am unruhigsten Ort genießen. Ich besuchte zwei Schwestern in einer Weberei und hörte den Lärm der Maschinen und fragte sie: wie könnt ihr das aushalten? Man gab mir zur Antwort: Hier dürfen wir ungestört Loblieder singen. In der Welt ist nur Unruhe. Politik, Handel und Gewerbe kennen keine Stille oder Ruhe. Der Christ darf überall innere Stille genießen. Auch in belebten Straßen danke ich oft für die Ruhe in Ihm. Was bedeutet die Stille?
Stille führt zu Wandlungen im Leben. Das war bei Mose in der Stille der Wüste der Fall. Dort sah er den brennenden Busch, der beständig brannte und nicht verzehrt wurde. Vor Staunen nahte er sich ihm, hörte auf eine Stimme, und er wurde ein anderer Mensch (2. Mose 3). Die Stille führt zu Gott. Das erlebte ein Kämmerer in der Stille der Wüste, der den Propheten Jesaja las (Jes 53). In jener öden Stille wurde ihm das Wort erklärt; er glaubte und wurde ein neuer Mensch. Auch Jakob hörte in der Stille der Nacht die Stimme Gottes, und er übergab sich Ihm (1. Mose 28,20-22).
Stille gibt Offenbarungen. Das erlebte der Apostel Johannes auf der Insel Patmos, auf die er des Wortes Gottes wegen verbannt ward. Er nannte sich einen Mitgenossen der Trübsal. Doch was darf er sagen: „Ich war im Geiste und hörte hinter mir eine große Stimme wie die einer Posaune.“ Was er alles hörte und sah beschreibt er in den folgenden Kapiteln der Offenbarung. In der Stille erlebte auch Paulus so Wunderbares, das er unmöglich mit Worten beschreiben konnte (2Kor 12,4). Die Propheten hatten Gesichte in der Stille der Nacht, vor allem Daniel (Dan 7,1.2) aber auch Hesekiel am Flusse Chebar (Hes 1,1) und andere Propheten.
Stille pflegen heißt Aufträge erhalten. Das sehen wir bei unserem Herrn. Nach Jesaja 50,4 begann er jeden Tag in der Stille um zuerst Gemeinschaft mit dem Vater zu pflegen, aber auch um Aufträge zu erhalten. Der Herr verbrachte Nächte in der Stille, in Wüsten, auch im Garten Gethsemane. Vor der Apostelwahl verbrachte Er die Nacht im Gebet, um die rechte Wahl zu treffen. Einen Judas zu wählen ward Ihm nicht leicht und erforderte viel Geduld; aber die Schrift musste erfüllt werden (Ps 41,10; 55,13-15; Joh 13,18). Wir wollen vom Herrn lernen den Bösen zu tragen, wie Er den Judas trug. Der Herr verharrte in der Stille für neue Aufträge (Mk 1,35). Das tat der Herr auch vor Seinen Leiden (Mt 26,39). In der Stille erhielt Paulus den Ruf nach Mazedonien zu reisen, um dort das Evangelium zu verkündigen (Apg 19,9).
In der Stille gibt Gott die Salbung. Samuel sagte zu Saul: „Du aber stehe still, dass ich dich das Wort Gottes hören lasse“ (1Sam 9,30). Saul stand still und erhielt die Salbung (1Sam 10,1). Die Folgen waren überaus reich. In der Stille am Jordan erhielt der Herr die Salbung zum Dienst (Mt 3,16). Auf dem Obersaal, da die Gläubigen in der Stille im Gebet verharrten, wurden alle mit dem Heiligen Geist getauft (Apg 2,4) und wurden mächtige Zeugen des Herrn. Tausende erhielten durch den Glauben an ihr Zeugnis die gleiche Gabe. Nach 1. Johannes 2,27 empfingen auch wir die Salbung und sind sogar versiegelt mit demselben Geist auf den Tag unserer Erlösung (Eph 1,13).
Still auf den Herrn harren gibt neue Kraft und Sieg. Das erlebte Israel bei seinem Auszug aus Ägypten; es fürchtete sich nicht vor den Ägyptern, im Gegenteil, es erhielt noch reiche Geschenke von ihnen. „Der Herr wird für euch streiten, ihr aber werdet stille sein“ (2. Mose 14,14) glaubten sie und erlebten Wunder. Sie hasteten und jagten nicht wie unsere Generation. Sie blieben ruhig und erlangten Sieg auf Sieg. Gott selbst schlug die Verfolger. David musste stille warten bis er das Rauschen in den Maulbeerbäumen hörte, ehe er die Feinde angriff, d. h. bis die himmlischen Heerscharen eingriffen und die Feinde schlugen (2Sam 5,24). In der Stille warten ist für uns unruhige Menschen schwer. Doch „durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein“ (Jes 30,15; 40,31). Das erlebte auch David, als ihm seine eigenen Männer mit der Steinigung drohten: er wurde still, stärkte sich in Jahve und errang einen gewaltigen Sieg über die Amalekiter (1Sam 30,6f). Erstaunlich bewahrte er die Ruhe, während er im hinteren Teil der Höhle lag und Saul im vorderen (1Sam 24,4f).
Die Stille ist der Ort um zu lernen. Das sehen wir bei Maria in Lukas 10,39. Sie lernte mehr als die Jünger, die weder an Seinen Tod noch an Seine Auferstehung glauben wollten. Maria aber salbte Ihn im voraus auf den Tag Seines Begräbnisses (Mk 14,8). Lasst uns vor dem Herrn in der Stille weilen, damit Er Sein Wort in uns brennend mache (Lk 24,32; Ps 1,2; 119,97).
Lerne! In der Stille gibt es Umgestaltung (1Sam 9,27b; 10,6). In der Stille wird das Kind Gottes stark (Jes 36,15). Jesus schwieg stille unter falscher Anklage, lerne das von Matthäus 26,63. In der Stille gibt es Sieg (2. Mose 14,14). Trachte nach Stille (1Thes 4,11).