Behandelter Abschnitt Ps 27,1-6
Sieben Segnungen des Heils Psalm 27,1-6
Dieser trostreiche Psalm zerfällt in zwei Teile. Die ersten Verse stellen einen Lobpreis Gottes dar. Die folgenden sind ein Klagelied. Freude und Leid wechseln schnell ab. David nennt sieben reiche Segnungen:
Licht. Jahve ist mein Licht. Er ist derselbe Gott, der das Licht schuf (1. Mose 1,3) und der sich selbst das Licht der Welt nennt (Joh 8,12). Nur das Licht ermöglicht das Leben. Eine Pflanze ohne Licht verkümmert, ebenso der innere Mensch ohne das Licht von oben. Als Israel in finsterer Nacht in Ägypten seine Häuser verließ, sah es die Feuersäule (2. Mose 13,21.22). Das erste, was Saulus bei seiner Bekehrung sah, war ein helles Licht, das ihn umstrahlte. Ein Licht erleuchtete die Zelle des Petrus, um aus ihr herauszukommen (Apg 12,7). Das Licht des Evangeliums hat auch in unsere finsteren Herzen hineingeleuchtet und uns aus der Finsternis in Sein Licht versetzt (2Kor 4,6). Wir werden hinfort Kinder des Tages genannt (l. Thess. 5, 5). David leuchtete so stark, dass man ihn die Leuchte Israels nannte (2Sam 21,17). Er erhellte seine Umgebung. Das ist unser aller Aufgabe (Mt 5,14).
Heil. Dem Lichte folgt das Heil, die Rettung. Bei David mag es zunächst in diesem Psalm seine äußere Rettung von so vielen Feinden bedeutet haben, die nach seinem Leben trachteten. David hatte aber auch klar das innere Heil erfasst, was er so schön in Psalm 32 mit den Worten „Glückselig der Mensch, dem die Sünde vergeben ist“ bekennt und dafür dankt (Ps 32,2).
Beachtenswert ist das persönliche Fürwort „mein“. Seine Zuflucht zu Gott war ganz persönlicher Art. In Ihm war er sicher und geborgen (Spr 18,10; 2Kor 12,2; Röm 8,31).
Stärke, Kraft. David war von vielen Feinden umgeben, die wie wilde Bestien nach seinem Blut dürsteten, um sein Fleisch zu fressen (Hiob 19,22; Zeph 3,3), etwa wie jener Löwe in Daniel 6,24. Davids Feinde rechneten schon mit seiner Niederlage. Aber nicht David, sondern sie selbst nahmen ein Ende mit Schrecken (1Sam 20,6). Wie Elisa fürchtete er die Heerscharen der Syrer nicht, weil er die Wagen Gottes sah, die den Berg umlagerten (2Kön 6,15).
Kraft und Stärke benötigt der Gläubige im täglichen Kampf. Gott ist uns nicht nur Licht und Heil, sondern unsere Kraft. Paulus bat den Herrn im Epheserbrief um Kraft für die Gläubigen (Eph 3,16; 6,10; 1Joh 5,4). Die auf den Herrn harren kriegen sie (Jes 40,29). Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2Kor 12,8.9).
David fragt: Vor wem sollte ich mich fürchten? Vor Gott niemals, denn Er ist sein Vater, der ihn liebt. Vor der Sünde auch nicht, denn Jesus ist Sieger über sie. Vor Satan, nein, den treten wir unter unsere Füße (Röm 16,20). Vor dem Gesetz auch nicht. Christus ist des Gesetzes Ende. Vor Verfolgung? Gott ist für uns, wer mag wider uns sein? Vor dem Tode? Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn. Vor dem Gericht? Niemals (Joh 3,18; Jes 53,5; 1Pet 2,24).
Gegenwart. David will wohnen im Hause des Herrn (V. 4). Die Altäre Gottes waren sein Sehnen (Ps 84,4). Der Segensstrom Hesekiels entsprang unter dem Altar (Hes 47,1) und daraus begehrte David zu trinken. Alle Segnungen sind mit der Nähe Gottes verbunden. Höchster Genuss ist ruhen an Seiner Brust. Gottes Gegenwart ist das eine, worauf es ankommt. Eins habe ich mir von dem Herrn erbeten, sagt David: zu wohnen in Seinem Hause (Lk 10,42). Gottes Gegenwart ist ein Segen, den nur Beter erleben wie Elia, Daniel usw. Gottes Gegenwart ist ein kostbares Gut, das Gläubige dauernd genießen dürfen: „Zu wohnen in Deinem Hause immerdar“ (Lk 1,75; Ps 23,6). Gottes Gegenwart ist der Weg zu wachsender Erkenntnis um zu forschen, Einsicht zu bekommen (2Pet 3,18; Phil 3,10; Kol 1,9.10). In Gottes Nähe ist: Leitung auf unserem Wege. Er leitet mit Seinen Augen (Ps 32,8). Reiche Fürsorge, denn die so Ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Bewahrung (V. 5). Er redet von dreierlei Art der Geborgenheit:
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Er wird mich bergen in Seiner Hütte am Tage des Übels.
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Er wird mich verbergen in dem Verborgenen Seines Zeltes.
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Er wird mich auf einen Felsen erhöhen. David war sicher, dass ihm. niemand schaden könne. In Gottes Hütte wohnen genügt ebenso wie auf dem Felsen vor einer Flut. Wir haben eine ebenso starke Sicherheit. Wir sind vom Vater bewahrt (Joh 17,11), festgehalten in den Händen des Sohnes (Joh 10,28) und umgeben von Engeln wie Jakob auf der Himmelsleiter (1. Mose 28).
Sieg. Er wird mein Haupt erhöhen über meine Feinde, das war eine besondere Gebetserhörung. Man denke, wie David als Sieger über Goliath gefeiert wurde. Ebenso wegen seiner vielen Siege über die Philister, Jebusiter, Ammoniter usw. Auch uns ist der Sieg verheißen (1Kor 15,57). Bald wird der letzte Feind, der Tod, überwunden sein. In Ihm überwinden wir weit (Röm 8,37-39; Off 3,21).
Dank (V. 6). David will Opfer des Jubelschalles opfern. Er will Loblieder auf seiner Harfe spielen, in der Hütte Gottes. Er sagt auch, dass er dieses Lob dem Herrn bringen will. Das war die Note, die David oft anschlug (Ps 103). Auch wir werden aufgefordert, dem Herrn stets Opfer des Lobes zu bringen. Sie erfreuen Ihn und beweisen unsern Dank für alle Seine Wohltaten an den Seinen. Inmitten des ganzen Volkes (Heb 13,15).
Behandelter Abschnitt Ps 27,1.14
Suchet mein Angesicht Psalm 27,1.14
Ganz anders als die ersten Verse klingen die Verse 7 bis 14. David geht oft vom Jubel zum Klageton über. Licht und Schatten wechseln auch im Glaubensleben schnell. Eine Welle wie die bei Petrus brachte ihn zum Sinken (Mt 14,30). Fast während David lobte, ballen sich neue Gewitterwolken zusammen. Aus seinem Gebet spricht:
Tiefer Ernst. Es war ein Schreien um Hilfe. David führte oft das Schwert siegreich gegen seine Feind;, auch überwand er im Gebet wie ein Jakob die inneren Feinde (1. Mose 32). Seine Not muss besonders groß gewesen sein, denn er schrie wie der Sohn Davids: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen.“ David flehte zu Gott um Erbarmen, weil die Feinde keine Gnade kannten. David aber hatte
Glauben in Gottes Wort (V. 8). Du hast gesagt: „Suchet Mein Angesicht.“ Die Worte „Du hast gesagt“ sind eine gewisse Zusicherung, ein wertvolles Angebot, wovon er gern Gebrauch machte. Sein Herz. erfasste Gottes Zusage und stützte sich darauf. Ähnlich erinnerte Jakob den Herrn auf der Heimreise, als er vernahm, dass ihm der gefürchtete Esau entgegenkomme (1. Mose 32,9). Er berief sich auf Gottes Zusage (1. Mose 28,15) und erlebte ein Wunder. Wer sich kindlich auf die Verheißung stürzt, erfährt sie (Amos 5,4.5). Das leuchtende Angesicht Gottes beruhigt den Beter (Ps 16,3; Eph 1,6).
Gottes Zusagen an Gläubige sind sehr zahlreich. Die Schrift ist voll der größten und kostbarsten Verheißungen (2Pet 1,4). Die vielen göttlichen Zusagen „Ich will“ oder „Ich gehe vor euch her“, „Ich bin bei euch“ sind zuverlässiger als der sicherste Kurs (Phil 4,19). Das bestimmte Rechnen mit Gottes Wort gibt steten Sieg. Der Glaube weiß: Gott kann nicht lügen!
David blickt in die Vergangenheit zurück und sagt (V. 9): „Du bist meine Hilfe gewesen“ (Heb 13. 8). Der Rückblick war ihm eine große Ermunterung. Das war selbst beim Herrn am Grabe von Lazarus der Fall (Joh 11,41.42). Zugleich aber anerkennt David seine Verfehlungen. Zorn weist auf Verfehlung hin. Bei allem dürfen wir mit Georg Müller sagen: „Niemals enttäuscht.“
Kindliches Vertrauen. Ein Kind glaubt. dass es von den Eltern nie verlassen wird. David aber weiß, dass Gott treuer ist als die besten Eltern; dass Gott ihn nie verlassen werde. Die Verheißung Gottes, die Seinen nie zu verlassen, kommt in der Schrift fünfmal vor (1. Mose 28,15; 5. Mose 31,6; Jos 1,5; 1Chr 28,20; Jes 41,17; Heb 13,5.6). Verwirf mich nicht wie meinen Vorgänger Saul. In Prüfungen und Nöten ist Satan stets bereit unsere Verfehlungen ans Licht zu rücken und flüstert den Menschen ein, dass Gott ihn nicht höre (2Tim 2,13).
David hatte in jeder Not Vertrauen in seinen Gott (V. 10). Während seiner langen Verfolgungen durch Saul, brachte er seine Eltern zum König von Moab (1Sam 22,3-5). Er musste sich von ihnen trennen, die ihm die Liebsten waren.
David weiß, dass Gott die Seinen nie verlässt (1. Mose 28,15), selbst dann nicht, wenn es wie bei Mose oder Ismael hoffnungslos scheint (l. Mose 21; 2. Mose 2,6-9; Ps 88,19). Der Vater bleibt bei Seinen Kindern, wenn die Liebsten versagen oder sich gar zu den Feinden schlagen (Ps 55,1-13; Jes 49,15). Wir dürfen uns dem Herrn in größter Not anvertrauen (Ps 143; 2Tim 10-18). Er ist die sicherste Zufluchtsstätte (Joh 20,4). David bittet um göttliche Leitung (V. 12). Er hat sie sichtlich erfahren (Ps 32,8). Unser Weg ist oft steil, wie bei Josua in Kanaan; aber der Herr geht voran (Jos 3,3.4). Dass Gott mitgehe und leite, war auch die Bitte Moses (2. Mose 33,14-15).
Davids Bitte um Bewahrung (V. 12). Die tiefste Schmach und Rohheit wird oft denen zuteil, die ihren Feinden hilflos ausgeliefert sind. An unserem Herrn fanden Spott und Qualen keine Grenzen. Ihn spieen sie an, Ihm schlugen sie ins Gesicht, geißelten Ihn, nagelten Ihn ans Kreuz. Was hätte Saul David getan, wenn er in seine Hände geraten wäre? Und denken wir an die Leiden des Petrus (Apg 12 des Paulus; 2Kor 11) oder des Stephanus (Apg 7,56), an die Gräueltaten an den Heiligen des Herrn. David wusste warum er bat: „Lass mich in Deine Hände fallen und nicht in die der Menschen“ (2Sam 24,14).
Davids Selbstermunterung (V. 13. 14). David blickt vor allem hin zu Gott wie Asaph (Ps 73,23-28). Harre auf Gott, warte, bis Er antwortet, bis die Hilfe aus Zion kommt und Befreiung bringt (2Sam 5,24). Sei stark, sei mutig, getrost und unverzagt (Jos 1,9). Dein Herz fasse Mut (1Sam 30,6).
Das Haus Gottes (V. 4). Um zu schauen die schönen Gottesdienste (V. 4); um zu genießen die reichen Güter Seines Hauses (Ps 36,9); um den Herrn zu loben in Seinem Hause (Ps 135,1.2). Es ist der Ort vertrautester Gemeinschaft (Ps 55,14); der Ort, Opfer darzubringen (Ps 51,21; 66,13; 116,18). Es ist der Ort des Wachstums (Ps 92,13); der Ort der Heiligkeit Gottes (Ps 93,5); der Ort, um von Gottes Güte zu zeugen (Ps 116,18.19); der Ort um glückselig zu sein (Ps 84,5).