Sehnsucht nach dem Hause Gottes Psalm 27,4
Öfters tritt bei David die Sehnsucht nach Gott und Seinem Hause hervor (Ps 26,8; 65,4; 84,10). In Psalm 42 vergleicht er sie mit dem Lechzen des dürstenden Hirsches. Das Haus Gottes war in Davids Tagen Zion. In unserer Zeit besteht es nicht in einem materiellen Bau wie der Tempel, darin sie sich versammelten, sondern aus Kindern Gottes, die der Apostel lebendige Steine nennt (1Pet 2,5; Matthäus 18,20). David liebte das Haus Gottes in seinen Tagen über alles. Darin zu wohnen war sein einziges Sehnen (Ps 84). In Apostelgeschichte 2,42 bis 47 sehen wir ein Beispiel. Im Namen Jesu versammelten sich die Gläubigen irgendwo und beteten Gott an.
Des Psalmisten Sehnsucht. Ihm lag bestimmt vieles auf dem Herzen, aber das eine überwog alles andere: zu wohnen im Hause Seines Gottes. In einem Hause wohnen heißt: darin sein Daheim gefunden zu haben. Davids Wohnstätte war das Haus Gottes. Wo ist unser Heim (Mt 6,33)? Gott befahl Israel die Stiftshütte zu bauen, um unter Israel zu wohnen (2Mo 25). Hier wollte David sein. Der einzige Wunsch Marias war bei Jesus zu sein (Lk 10,41.42). Nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes, nach Christo Jesu zu streben war das eine, wonach Paulus sich sehnte (Phil 3,14). Allem zu entsagen und in die Nachfolge Jesu zu treten war aber, was dem reichen Jüngling fehlte (Mk 10,21).
Der Grund seiner Sehnsucht. Er ist der schönste und edelste Ort, den man sich nur denken kann: „ zu wohnen im Hause des Herrn.“ Kann es Schöneres geben als Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne zu pflegen (l. Joh 1,3). Alle Reichtümer bedeuteten David nichts; die gab er willig für den Bau des Tempels (1Chr 29,1-9). Diesem Hause wünschte David Wohlfahrt (Ps 122,6). In unseren Tagen haben viele Kinder Gottes die Ermahnung in Hebräer 10,25 vergessen.
Er war im Hause Gottes alle Tage seines Lebens. Ein Tag darin war ihm lieber als 1000 andere. Hier fand der Sänger Asaph Erleichterung von seiner schweren Last, neue Freude und Ermunterung (Ps 73).
Seine Sehnsucht war eine doppelte:
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Anzuschauen die Lieblichkeiten des Herrn. Dort stand der eherne Altar, wo Sünder durch das Blut des Lammes Vergebung finden; dort stand der goldene Altar, vor dem der Hohepriester für Israel eintrat. Dort offenbarte Gott Seine Gnade und Liebe, dort war Trost, Fülle und wahre Sicherheit.
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Zu erforschen und zu verstehen die Wege Gottes, denn Sein Weg ist im Heiligtum (Ps 77,13; Röm 12,2). „Auf dass ihr prüfen möget die Gedanken, die Gott mit der Gemeinde, mit dem Volk Israel und den Nationen hat“ (Röm 9,11).
Davids fester Entschluss. Er wollte darin wohnen. „Danach trachtete ich“. Saul, der Vorgänger Davids, trachtete nach Ehre, Ruhm und Ansehen vor den Menschen, setzte sich selbst ein Denkmal (1Sam 15,12) und endete schmählich, mit ihm alle gleichen Sinnes. David hingegen trachtete allein nach dem Reiche Gottes (Mt 6,33). Ähnlich ermahnt Paulus in Kolosser 3,2.
David ein leuchtendes Vorbild. Er ist es in mancher Hinsicht. Hier bezüglich des fleißigen Besuches der Gottesdienste. Wo erhalten wir Kraft für unser Zeugnis, Kraft anderen zu helfen und zu dienen? Wo anders als im Heiligtum, am Gnadenthron. Dort ist auch der Ort zur Wiederherstellung nach Fehltritten (2Sam 12,13; 24,17), wie bei Jakob in Bethel (l. Mose 28 und 36). Im Heiligtum finden wir durch Reue und Buße den Weg zurück zur ersten Liebe (Off 2,4.5). Völlige Rückkehr zum Hause Gottes hat unbeschreibliche Segnungen zur Folge (Off 3,19-27).
Das Wohnen im Hause des Herrn ist nicht etwas Äußerliches, etwa wie der Namenchrist nur formell zum Abendmahl geht, sondern es ist ein Stehen und Wandeln vor Gott (Ps 134,1; 1Mo 17,1) in einem Lichte (l. Joh 1,7). Die Kinder Kohras preisen die glückselig, welche im Hause des Herrn wohnen (Ps 84). Hier ist wahre Glückseligkeit. Hast du sie verloren? Dann suche sie mit allem Fleiß, wie die Sulamithin den Bräutigam. Denken wir an die Berufung in die Gemeinschaft Seines Sohnes. Die Pflege Seines Hauses sollte uns über alles gehen (1Kor 1,9; Kol 3,1.2). Wir werden sogar Hausgenossen Gottes genannt, Mitbürger und Heilige (Eph 2,19). Daraus ergeben sich für uns unvergleichliche Vorrechte.
Das freimütige Hinzutreten zum Thron der Gnade (Heb 4,16; 10,19; Eph 2,18).
1. Um Barmherzigkeit zu empfangen, Gnade und Hilfe zur Zeit, da sie uns Not tut (Joh 14,13). 2. Um Anbetung, Lob und Preis darzubringen (1Tim 1,17; Eph 3,21; Heb 13,15; Psalm 50,23). 3. Das Sitzen am Tisch des Herrn. Da leidet niemand Mangel; der Herr schenkt voll ein (Ps 23,5;1Kor 10,21). Er füllt die Wasserkrüge, bis oben an (Joh 2). Dieses Vorrecht des Bleibens im Hause des Herrn findet der Gläubige in Johannes 15, da der Herr den Wunsch äußert: „Bleibet in mir.“ Er hat daran sieben köstliche Verheißungen geknüpft.
Dieses Hinzutreten finden wir im Krüppel Mephiboseth, dem Sohne Jonathans, den David in sein Haus aufnahm, ihm alles Verlorene zurückgab und der beständig am Tische des Königs saß (2Sam 9,10). Auch Jojakin wurde aus dem Gefängnis befreit und aß nun beständig am Tisch des Königs von Babel (Jer 52,31-34). Ein gleiches Beispiel finden wir in der Rückkehr des verlorenen Sohnes (Lk 15).