Behandelter Abschnitt Ps 6,1-10
Ein Bußpsalm Psalm 6
Dieser Psalm ist seinem Ton nach ein Bußpsalm und der erste dieser Art. Die Psalm 4 und 5 reden hauptsächlich von Davids Leiden durch seine Feinde. Dieser aber spricht von Leiden, eigenen Verschuldungen, die David anerkannte und bekannte (Spr 28,13). Der Psalm ist ein Klagelied in das Herz Dessen gesprochen, Der groß ist an Erbarmungen. Er schreit zu dem, der selbst in den Tagen Seines Fleisches geschrieen hat, aber nicht, wie David wegen eigener Sünden, sondern der unsrigen. Wir wollen den Psalm in drei Teile zerlegen.
Verse 1 bis 3 reden von verschuldeter Züchtigung. Sie zeigen einen Mann, der seiner Sünde wegen am Boden liegt. Er bittet: Strafe mich nicht in Deinem Zorn. Obwohl er weiß, dass er sie verdient hat. Auch hier lag die Hand des Herrn Tag und Nacht auf ihm, wie in Psalm 32,4. Die Verse lehren sein tiefes Erkennen der Sünde vor einem dreimal heiligen Gott. Sünde beginnt scheinbar mit Freuden oder Genuss, aber bald folgt ihr bitterer Schmerz, ja der Tod (Jak 1,15). Das sehen wir schon bei Eva, der Satan große Versprechen machte, die aber sie und uns mit ins tiefste Elend stürzte (1. Mose 3,1-7). David fragt in seiner Not:
Wie lange. Trübsale scheinen uns oft lange. David vergaß, dass der treue Joseph dreizehn Jahre im Gefängnis schmachtete, nicht wegen eigener Schuld, sondern durch Verleumdung (Ps 105,18). Er dachte auch nicht an Israel, das über 400 Jahre in Ägypten litt, oder an Juda, das 70 Jahre an den Wassern Babylons weinte (Ps 137). „Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest und rächst Du nicht unser Blut“ (Off 6,10). David vergaß, dass Gott selbst am Schmelztiegel sitzt und das Silber läutert. Er lässt die Glut kein Grad höher steigen, als dass es nötig ist (Mal 3,9).
Vergessen wir nicht, wie lange der Herr unserer Sünde wegen litt. Sein Leiden währte Sein ganzes Leben, bis zum Kreuz (Mt 2,13; Joh 19,30). An Seinen Leiden dürfen wir uns aufrichten.
Die Leiden enden meist, wie bei Hiob, in reichen Segnungen (Hiob 42; Jer 46,28; Heb 12,11), vor allem aber in der Herrlichkeit droben (Off 7,17).
Die Verse 4 bis 7 beginnen mit: „Kehre um!“ Diesen Zuruf hören wir oft von Seiten Gottes dem Sünder gegenüber, hier aber bittet der Sünder Gott von Seinem Zorn umzukehren. Er möge einhalten mit Seinem Grimm. Alle, die Gott der Sünde wegen heimsuchen muss, finden die Zucht zu lange. Davids Seele war bestürzt.
Denken wir hier an den Herrn, der sagte: „Meine Seele ist betrübt bis in den Tod“ (Mt 26,38). Sein Schweiß war wie große Blutstropfen unserer Sünde wegen. Er bat nicht um Erleichterung sondern trank willig den Kelch, den Ihm Sein Vater gegeben hatte. Jesus fragte nicht: „Wie lange?“
David lag wie zerbrochene Scherben am Boden. Aber gerade solcher Scherben nimmt sich Gott an (Ps 51,17; Jes 57,15; 66,2). Wie Gott sich Niedergeschlagener annimmt, sehen wir auch bei dem entmutigten Elia und wie ihm der Herr gnädig zurechthalf (1Kön 19).
Meine Tränen sind mir zur Speise geworden. Es ist nicht üblich, dass Könige weinen. David benetzte sein Bett mit Tränen, aber keiner hat so viel geweint, als unser König (Heb 5,7). Wir lesen in Psalm 69: „Ich bin müde von meinem Schreien, entzündet ist meine Kehle, meine Augen schwinden.“
In all diesen Stellen weist der Heilige Geist auf Den hin, welcher der Mann der Schmerzen genannt wird. Seine Leiden waren eine schmerzliche Vergeltung auf Seine Liebe und Wohltaten. Er konnte mit Jeremia fragen: „Ist wohl ein Schmerz, wie mein Schmerz, der mich getroffen hat“ (Klagelieder 1,12). Wer nicht in den Psalmen den Herrn sieht, geht an ihrem kostbaren Kern vorbei.
Die Verse 8 bis 10 geben uns die Antwort auf Davids Gebet. Er erlebte viele Gebetserhörungen, besonders während den Verfolgungen durch Saul und Absalom. Wie viel mehr unser Herr, der in den Tagen Seines Fleisches viel gebetet hat und erhört wurde.
Davids Tränen wurden getrocknet: „Der Herr sah mein Weinen.“ Der Herr Jesus wischt sie vielen ab. Er ist der Gott alles Trostes. Er stillte diejenigen einer Witwe zu Nain und trocknete die der Maria und Martha, ja mehr, er ließ sie die Herrlichkeit Gottes sehen (Joh 11). Er fragte Maria Magdalena: „Weib, was weinest du?“ Und als sie Ihn erkannte, fiel sie zu Seinen Füßen. Wie der Herr besonders Tränen der Buße schätzt, lesen wir in Lukas 7,44; 2. Chronika 34,27. Noch im Himmel stillt Er sie (Off 4,5).
Die Feinde Davids wurden bestürzt. Sie beugten sich tief, als der König wieder in Jerusalem einzog. Vor dem König Jesu aber wird sich jedes Knie beugen (Phil 2,9). Und was wird es sein, wenn er als König der Könige von Israel erkannt werden wird, dann wird Israel wehklagen (Off 1,7). Oft wurden Pharisäer und Schriftgelehrte beschämt, als sie dem Herrn Fallen stellten, in die sie aber selbst fielen. Seine Feinde wurden zuschanden, besonders bei Jesu Auferstehung. Weder der große Stein vor des Grabes Tür, noch die starke Wache konnte Seine Auferstehung verhindern. Die Hüter erschraken, fielen nieder vor Furcht und flohen. Da half weder Bestechung noch Lüge.
Das Ende der Feinde. Sie wurden zuschanden (V. 10). Zudem folgt der schreckliche Tag, da ihnen der Richter ihren endgültigen Platz anweisen wird, den Feuersee.