Behandelter Abschnitt 1Mo 13,1-4
1Mo 13,1-4 - Hinauf nach Bethel
Abrams Weg hinab nach Ägypten bildet ein sehr trübes Kapitel in seiner sonst so hell leuchtenden Geschichte. Der Hinabweg ist stets gefährlich für Gotteskinder. Auf diesem Wege lauert der Mörder von Anfang wie bei jenem Manne im Gleichnis, der von Jerusalem hinab nach Jericho ging (Lk 10,30), der unterwegs furchtbar geschlagen wurde und halbtot liegenblieb. Abrams eigener Weg ist uns zur Warnung geschrieben. Der Hinabweg ist stets der leichtere, aber unser Weg soll wie der Weg des Herrn hinaufgehen: „Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem.“ Der Weg hinauf ist oft steil und dornig, aber er führt zum ersehnten Ziele. Unser Abschnitt hier zeigt uns den Weg hinauf, in diesem Falle zurück nach Bethel, dem Hause Gottes, zu dem Altar. Nur hier fühlt sich das Kind Gottes wohl. Der Eigenweg Abrams führte in Leiden und Not, in Familienelend, der Weg zurück zum Altar aber zur Freude und Anbetung. Der Herr wacht über Seinen Kindern.
Treu ist des, der euch gerufen hat` (1Thes 5,24). Das hat Abram reichlich erfahren, und das haben gewiß auch wir in mannigfaltiger Weise erlebt. über seinem wie über unser aller Leben leuchtet das herrliche Wort in 1Kor 1,8, „welcher auch euch befestigen wird bis ans Ende, daß ihr untadelig seid an dem Tage unseres Herrn Jesu Christi“. Ein Blick in unser eigenes Leben wird uns bestätigen, daß trotz unserer mannigfaltigen Zickzackund Irrwege Gott in Seiner Treue und Liebe und Weisheit so eingreift, daß wir wie Abram in Ägypten immer noch verhältnismäßig gelinde davongekommen sind und allen Grund haben, dankend am Altar in Anbetung niederzusinken. Wie Abram nicht von sich aus Haran verlassen konnte, sondern nur durch das Handeln Gottes, indem Er den Zögerer Tharah wegnahm, ebensowenig hätte er aus eigener Kraft den Weg zurück nach Bethel gefunden. Müssen wir nicht alle demütig bekennen, daß wir gewiß tief in Welt und Sünde verstrickt wären, wenn uns nicht der Herr von manchen Irrwegen zurückgebracht hätte? Bei Abram erscheint Gottes Handeln geradezu verwunderlich für den, der die Dinge nur oberflächlich betrachtet.
Abram hatte versucht, sich mit der Unwahrheit zu helfen, aber Gott sucht, um ihn und Sarai zu bewahren, Pharao und sein Haus mit Plagen heim. Wer es in ungeistlicher Weise wagen wollte, Gottes Handeln mit Pharao anzutasten, dem sei gesagt, daß Gott selbst bei den treuesten Seiner Kinder Ursache zum Richten und Strafen hätte. Also auch bei dem heidnischen Pharao, der im Blick auf die schöne Sarai dem Plan
Gottes entgegenstand. Durch das Gericht über Pharao führte Gott Abram aus Ägypten herauf. Vierhundertdreißig Jahre später suchte Gott wiederum einen Pharao mit zehn schweren Plagen heim, damit Sein Volk, der Same Abrams, befreit würde und in das Land der Verheißung zurückkehren könnte (2. Mose 7-14). Zum dritten Male wird Gott am Ende dieses Zeitalters die letzte und größte Befreiungstat an Israel wiederholen, wenn Er Sein bedrängtes Volk Israel aus der Gewalt eines weit Mächtigeren als Pharao, des kommenden Antichristen, retten wird. Der Herr selbst wird dann, um Sein bedrängtes Volk zu retten, als König der Könige erscheinen. Er wird auf dem Throne der Herrlichkeit sitzen (Mt 25,31) und alle Völker um sich versammeln. Dann werden es aber nicht nur Plagen sein wie einst an den beiden Pharaonen in Ägypten, sondern dann wird sich das erschütternde Wort in Mt 25,41 erfüllen: „Gehet von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer.“
Wie Pharao durch Gerichte lernen mußte, daß Sarah nicht sein, sondern Abrams Weib war, so wird die Welt in Bälde durch schwere Gerichte erfahren müssen, daß Gott Sein Volk liebt und es als Sein Eigentum schützt (Sach 2,12).
Wieder am Altar! Den Altar zu verlassen ist viel leichter, als ihn wiederzufinden. Es ist leichter, die erste Liebe zu verlassen, als in diesen beseligenden Stand zurückzukehren (Off 2,4). Ein schönes Beispiel dafür bietet uns das Hohelied. Dieses „zurück an den Altar" geht stets durch ernste Selbstgerichte. Wer vermag Abrams frohe Gefühle zu beschreiben, als er mit den Seinen wieder das Land der Verheißung betreten durfte, das er irdischer Vorteile wegen verlassen hatte. Hier begegnen ihm die Erinnerungen an Gottes reichen Segen, den er hier erfuhr. Gewiß erging es ihm ähnlich wie später seinem Enkel Jakob, als dieser nach langer Irrfahrt zurückkam nach Bethel und Gott wiederum einen Altar baute (1. Mose 31,35; 35,1-7). Das hat Abram hier erfahren! Die Kluft wurde geschlossen, die ihn von seinem Gott getrennt hatte. Die gleiche Erfahrung dürfen heute noch alle diejenigen machen, die eigene Wege gegangen sind, die sie von Gott trennten. Kehren wir nur zurück zum Altar, d. h. ergreifen wir die dargebotene Hand Gottes, dann kehrt Sein Friede in unser Herz zurück (Röm 5,1). Auch der König Assa erneuerte den Altar (2Chr 15,8). Dann singen und rühmen wir neu die Gnade Gottes. Dann erkennen wir, wie nichtig alle Schätze Ägyptens sind gegenüber der Liebe, die Gott uns in Seinem geliebten Sohne entgegenbringt. Mit David bekennen wir dann: „Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein“ (Ps 34,2).
Unliebsame Reiseandenken. Andenken sind für Reisende etwas Kostbares. Abram brate auch allerlei Reiseandenken aus Ägypten, die ihm aber viel Schmerzen bereiteten. Um was handelt es sich hier?
Zunächst war es der böse Einfluß Ägyptens. In Ägypten hat er offenbar seinen Zeugendienst, den er sonst vor dem Altar geleistet hatte, vernachässigt; jetzt in der Heimat predigt er wieder den Namen des Herrn (V. 4). Lot aber hatte nur die äußere Rückkehr vollzogen; sein Herz blieb in Ägypten. Lot zog mit Abraham (V.5). Er war ein Mensch, der durch das geistliche Leben anderer mitgezogen wird, aber nie auf eigenen Füßen steht, im Glaubensleben nie selbständig geworden ist. Wie schädlich der Einfluß Ägyptens für ihn war, werden wir bald eingehender kennenlernen, denn Lot wählte sich eine Gegend „wie Ägypten", und das auf Kosten des Altars und der Gemeinschaft der Gläubigen, die er bald für immer verließ. Ferner waren es: Die Geschenke Ägyptens. Pharao beschenkte beide, Abram wie Lot, mit Reichtümern, die ihnen nur zum schweren Ballast wurden und schließlich zur Trennung führten. Die Güter der Welt sind Gotteskindern meistens mehr zum Schaden als zum Nutzen. In Seelen wie Lot, die nicht mit Christo gestorben und auferstanden sind, wecken sie den Durst nach mehr, und das auf Kosten der Gemeinschaft mit Gott und seinem Volke. Ich denke an schmerzliche Beobachtungen an Gotteskindern, die zu Wohlstand gelangten und darin aufgingen. Dazu gehört ein Auto. Nun verbringt man die Sonntage in den schönen Landesgegenden und vernachlässigt die Gemeinde des Herrn immer mehr. Auf diese Weise führt Satan den Gläubigen hinab nach Ägypten.
Die Hagar. Auch sie gehörte zweifellos zu den Geschenken Pharaos an Abram. Und welcher Geist mit Hagar in das schöne Heim Abrams einzog, werden wir noch später sehen. Hagar brachte das gesegnete Haus Abrams in schwere Versuchungen und Niederlagen, an denen die Welt noch bis heute schwer leidet durch die Nachkommen der Hagar, die Ismaeliten, die heutigen Mohammedaner. Aus allem sehen wir, wie die Güter Ägyptens das Gotteskind vergiften, sein Ziel verrücken, indem es nicht mehr nach dem trachtet, was droben ist, vielmehr nach dem, was auf Erden ist. Wir wollen diesen Abschnitt schließen mit der Mahnung aus 1Joh 2,15-17: „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist; so jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.“