Behandelter Abschnitt 1. Mose 13,1-4
Abram und Lot
Rückkehr aus Ägypten
Der Anfang dieses Kapitels behandelt den wahren Charakter der gottgemäßen Wiederherstellung. Wenn der Gläubige in irgendeiner Weise seine geistliche Stellung verlassen und die Gemeinschaft mit Gott verloren hat so ist er, sobald das Gewissen zu wirken beginnt, in Gefahr, die Gnade Gottes nicht völlig zu erfassen, und nicht wirklich gottgemäß wiederhergestellt zu werden. Nun, wir wissen, dass Gott alles in einer Weise tut, die ihm würdig ist. In der Schöpfung, der Erlösung, der Bekehrung, der Wiederherstellung und auch in seiner Sorge für uns kann Er nur gemäß dem handeln, was Er ist. Nur die Übereinstimmung mit seiner Natur kennzeichnet sein Handeln, und das ist ein großes Glück für uns, da wir stets versucht sind, dem „Heiligen Israels“ Grenzen zu setzen, und zwar ganz besonders dann, wenn es sich um seine wiederherstellende Gnade handelt.
In unserem Kapitel sehen wir, dass Abraham nicht nur aus Ägypten befreit, sondern auch „bis zu dem Ort“ zurückgeführt wurde, „wo im Anfang sein Zelt gewesen war . . . , zu der Stätte des Altars, den er dort zuvor gemacht hatte. Und Abram rief dort den Namen des Herrn an“ (V. 1-4). Gott kann nicht eher zufrieden sein, bis Er den Irrenden oder Zurückbleibenden völlig wiederhergestellt hat. Wir mögen in unserer Selbstgerechtigkeit meinen, dass einem solchen Menschen jetzt ein geringerer Platz als zuvor zukommen müsse, und es wäre tatsächlich so, wenn es sich um sein Verdienst oder seinen Charakter handelte. Aber da es nur eine Frage der Gnade ist, so ist es Gottes Vorrecht, das Maß der Wiederherstellung zu bestimmen, und dieses Maß wird uns in den Worten: „Wenn du umkehrst, Israel, spricht der Herr, zu mir umkehrst . . . “ (Jer 4,1), vor Augen gestellt. Das ist die Weise, wie Gott wiederherstellt.
Es wäre seiner unwürdig, anders zu handeln. Wenn Er wiederherstellt, kann es nur in einer Weise sein, die den Reichtum seiner Gnade verherrlicht. Wenn daher der Aussätzige in das Lager zurückgeführt wurde, so wurde er bis „an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft“ gebracht (3Mo 14,11). Als der verlorene Sohn in das Vaterhaus zurückkehrte, gab ihm der Vater einen Platz an seinem Tisch. Und als Petrus nach seinem Fall wiederhergestellt war, durfte er den Männern von Israel zurufen: „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet“ (Apg 3,14), und sie einer Handlung anklagen, die er unter erschwerenden Umständen selbst begangen hatte. In diesen und vielen anderen Fällen sehen wir, dass Gott vollkommen wiederherstellt. In der vollen Kraft der Gnade und bei vollem Vertrauen des Glaubens führt Er stets die Seele zu sich selbst zurück. „Wenn du umkehrst, so kehre um bis zu mir“. „Abram zog wieder bis zu dem Ort, wo im Anfang sein Zelt gewesen war“.
Außerdem hat die gottgemäße Wiederherstellung der Seele eine sehr praktische Wirkung, und wenn der Charakter dieser Wiederherstellung die Gesetzlichkeit schon beschämt, so bringt ihre Wirkung die Gesetzlosigkeit ganz zum Schweigen. Die wiederhergestellte Seele wird ein lebendiges und tiefes Gefühl von dem Bösen haben, von dem sie befreit worden ist, und dies wird sich durch einen Geist des Eifers, des Gebets, der Heiligkeit und der Besonnenheit offenbaren. Gott stellt uns nicht wieder her, damit wir es noch leichter als bisher mit der Sünde nehmen und von neuem hineinfallen. Nein, Er sagt: „Geh hin und sündige nicht mehr“ (Joh 8,11).
Je tiefer mein Gefühl von der Gnade der Wiederherstellung ist, desto tiefer wird auch mein Gefühl von Gottes Heiligkeit sein. Dieser Grundsatz wird in der ganzen Heiligen Schrift gelehrt. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1Joh 1,9). Der rechte Weg einer gottgemäß wiederhergestellten Seele ist „der Pfad der Gerechtigkeit“. „Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen“ (Ps 23,3). Mit anderen Worten, wenn wir die Gnade geschmeckt haben, so gehen wir unseren Weg in Gerechtigkeit. Von Gnade reden und in Ungerechtigkeit leben, heißt nach den Worten des Apostels: „Die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren“ (Jud 4). Wenn aber „die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben“ (Röm 5,21), so zeigt sie sich auch in Werken der Gerechtigkeit, als den Früchten dieses ewigen Lebens. Die Gnade, die uns unsere Sünden vergibt, reinigt uns auch von aller Ungerechtigkeit. Nie dürfen diese beiden Dinge voneinander getrennt werden. Vereinigt bringen sie, wie bereits bemerkt, sowohl die Gesetzlichkeit als auch die Gesetzlosigkeit des menschlichen Herzens zum Schweigen.