Behandelter Abschnitt 3Mo 25,8-13
Verse 8–13 | Das Jubeljahr
8 Und du sollst dir sieben Jahrsabbate zählen, siebenmal sieben Jahre, so dass die Tage von sieben Jahrsabbaten dir 49 Jahre ausmachen. 9 Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, den Posaunenschall ergehen lassen; am Versöhnungstag sollt ihr die Posaune ergehen lassen durch euer ganzes Land. 10 Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Land Freiheit ausrufen für alle seine Bewohner. Ein Jubel-[Jahr] soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zurückkehren zu seinem Geschlecht. 11 Ein Jubel-[Jahr] soll dies, das Jahr des fünfzigsten Jahres, euch sein; ihr sollt nicht säen und seinen Nachwuchs nicht ernten und seine unbeschnittenen Weinstöcke nicht lesen; 12 denn ein Jubel-[Jahr] ist es: Es soll euch heilig sein; vom Feld weg sollt ihr seinen Ertrag essen. 13 In diesem Jubeljahr sollt ihr jeder wieder zu seinem Eigentum kommen.
Das Sabbatjahr war außer einem Jahr der Ruhe auch in bestimmten Fällen ein Jahr der Wiederherstellung und Freiheit. So wird der hebräische Knecht im siebten Jahr freigelassen (2Mo 21,2) und Schulden werden erlassen (5Mo 15,1-18). Aber das Jubeljahr ging viel weiter. Da fand eine Wiederherstellung des Erbes statt. Alles kehrte in seine ursprüngliche Lage zurück, so wie Gott es beabsichtigt hatte. Personen werden frei, kehren in ihr Besitztum zurück, das Eigentum kam wieder in die Hände des ursprünglichen Eigentümers.
Das Wort „Jubel“ in „Jubeljahr“ bedeutet „Blasen des Widderhornes“. Das Wort „Jubeljahr“ kommt außer hier im dritten Buch Mose nur noch in 4. Mose vor (4Mo 36,4). Der Gedanke des Freilassens (Vers 10) kommt noch in Jesaja 61 vor, wo wir lesen: „Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen“ (Jes 61,1). In den folgenden Versen wird gesprochen vom „Jahr des Wohlgefallens des HERRN“ (Jes 61,2; Jer 34,8.15.17; Hes 46,17).
Im Durchschnitt betrachtet konnte jeder Israelit einmal in seinem Leben Zeuge davon werden, wie alles in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht wird. Dadurch werden sie einerseits an das Paradies erinnert, wo der Mensch auch nicht arbeiten musste, sondern frei genießen durfte von all dem, was Gott wachsen ließ. Andererseits erhielt er einen Vorgeschmack von dem zukünftigen Segen, den Gott Israel und der ganzen Erde geben wird unter der Regierung des Herrn Jesus im Tausendjährigen Friedensreich. Dann wird auch jeder von dem genießen, was die Schöpfung Herrliches hervorbringt.
In seiner Rede zu den Israeliten, in der Säulenhalle Salomos, spricht Petrus davon. Er ruft das Volk auf, zu bereuen und sich zu bekehren, „damit Zeiten [der] Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, den freilich [der] Himmel aufnehmen muss bis zu [den] Zeiten der Wiederherstellung aller [Dinge], von denen Gott durch [den] Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“ (Apg 3,20.21).
Das Jubeljahr (ein fünfzigstes Jahr) folgte auf ein Sabbatjahr (einem neunundvierzigsten Jahr). Das fünfzigste Jahr weist damit auch auf einen Neubeginn hin. Es ist damit so wie mit dem achten Tag, der auch auf eine Periode von sieben Tagen folgt. Dieser Neubeginn steht auch in Verbindung mit dem Himmel und den ewigen Dingen. Das Friedensreich kennt nicht nur eine irdische Seite, sondern auch eine himmlische (Mt 13,43a). Abraham schaute bereits danach aus (Heb 11,10; vgl. Dan 7,27). Die himmlische Ruhe und Herrlichkeit sollen auf die Erde abstrahlen.
Alles, was von Israel handelt, alle Prophetie, erfüllt sich einmal in dem Jubeljahr. Dort finden wir die endgültige Erfüllung der Pläne, die sich Gott vorgesetzt hat. Dann bricht das „Jahr des Wohlgefallens des HERRN“ (Jes
61,2) an. Für alle, die den Herrn Jesus angenommen haben, ist das „Jahr des Wohlgefallens“ schon gekommen (Lk 4,19.21). Beim Predigen des Evangeliums darf das schon mitgeteilt werden (2Kor 6,1.2).
Der Posaunenschall wird in dem fünfzigsten Jahr, ebenso wie in den vorausgegangenen Jahren, am ersten Tag des siebten Monats ertönen (3Mo 23,24). Aber im fünfzigsten Jahr wird er im siebten Monat nochmals ertönen. Auch am zehnten Tag, das ist der Versöhnungstag (3Mo 23,27), wird es Posaunenschall geben. Das ganze Land soll es hören (Vers 9). Das soll bedeuten, dass alle Stämme wieder in das Land zurückgekehrt sein werden und jeder Stamm wieder in seinem Erbteil wohnen wird, das Gott ihm zubereitet hat. Der Posaunenschall am ersten Tag des siebten Monats wird diese Wiederherstellung ankündigen. Diese Wiederherstellung wird auf dem Versöhnungswerk des Herr Jesus als dem „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ basieren (Joh 1,29).
Bevor die Posaune als Zeichen des Anbruchs des Jubeljahres ertönt, wird eine andere Posaune ertönen, die letzte Posaune, die Posaune Gottes. Wenn diese Posaune ertönt, wird die Gemeinde von der Erde aufgenommen und dem Herrn Jesus entgegengerückt werden in die Luft (1Kor 15,52b; 1Thes 4,15-18).
3Mo 2514
Behandelter Abschnitt 3Mo 25,14-17
Verse 14–17 | Das Jubeljahr als Ausgangspunkt
14 Und wenn ihr eurem Nächsten etwas verkauft oder von der Hand eures Nächsten etwas kauft, so soll keiner seinen Bruder bedrücken. 15 Nach der Zahl der Jahre seit dem Jubel-[Jahr] sollst du von deinem Nächsten kaufen, nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen. 16 Entsprechend der größeren Zahl von Jahren sollst du ihm den Kaufpreis mehren, und entsprechend der geringeren Zahl von Jahren sollst du ihm den Kaufpreis mindern; denn eine Zahl von Ernten verkauft er dir. 17 Und so soll keiner von euch seinen Nächsten bedrücken, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott; denn ich bin der HERR, euer Gott.
Bei dem Verkauf eines Landstückes wird in Wirklichkeit nicht das Land, sondern eine bestimmte Anzahl Ernten verkauft. Die Berechnung erfolgte ausgehend von dem nächsten Jubeljahr. Diese Art des Ausgleichs der Schulden verhinderte Kapitalismus (immer mehr besitzen) und Kommunismus (kein Besitz, alles für alle).
Aufgrund dieser Handlungsweisen konnte der Israelit zwei Arten von Land besitzen. Er besaß sein eigenes Erbteil und konnte noch Land haben, das er gekauft hatte. Letzteres war nur zeitlich sein Eigentum. Der Christ hat auch mit zwei Arten von „Land“ zu tun. Er besitzt ein eigenes Erbteil im Himmel. Das ist sein unverkäufliches Eigentum. Darüber hinaus besitzt er auch irdische Dinge. Die gehören ihm nicht selbst. Darüber ist er nur Verwalter. Die irdischen Dinge wird er zurücklassen müssen, sie bleiben nicht sein Besitztum. Er wird sich auch dafür verantworten müssen, auf welche Weise er damit umgegangen ist.
In Lukas 16 spricht der Herr Jesus über „das Fremde und das Eure“ (Lk 16,12). „Das Fremde“ sind unsere irdische Besitztümer, das „Eure“ sind unsere himmlischen Segnungen. Die Treue bei der Erfüllung unserer irdischen Aufträge und der verantwortungsvolle Umgang mit den irdischen Mitteln, die uns dabei zur Verfügung stehen, ist die Bedingung für unsere eigenen himmlischen Besitztümer.
Eine wichtige Anordnung für den Umgang mit den irdischen Dingen im Licht des vor uns liegenden „Jubeljahres“ lesen wir noch in 1. Korinther 7 (1Kor 7,29-31). Der Wert dessen, was wir „gekauft“ haben, soll bemessen werden nach der Zeit, die uns noch von dem „Jubeljahr“ trennt. Wir stehen kurz vor dem „Jubeljahr“. Je näher das Kommen des Herrn Jesus für uns ist, je mehr wir nach Ihm verlangen, desto geringer ist für uns der Wert der irdischen Dinge. Der Umgang mit den irdischen Dingen im Licht des nahe kommenden Jubeljahres wird uns davor bewahren, die Dinge zu suchen, „die auf der Erde sind“ (Kol 3,2).
Neben dem Gedanken, dass wir kurz vor dem „Jubeljahr“ stehen, ist auch die Furcht Gottes wichtig, wenn es um unsere Sicht der irdischen Dinge geht. Die irdischen Dinge gehören Ihm. Wenn wir sie für uns selbst gebrauchen, eignen wir uns an, was Ihm gehört. Er kann das nicht ungestraft geschehen lassen. Tatsächliche Gottesfurcht entsteht übrigens nicht so sehr aus der Angst vor Strafe, wenn wir etwas tun, was Er nicht gutheißt, sondern entsteht aus Ehrfurcht gegenüber Ihm, sodass wir das tun, was Ihm gefällt.