Behandelter Abschnitt 3. Mose 25,8-13
Das Jubeljahr
„Und du sollst dir sieben Jahrsabbate zählen, siebenmal sieben Jahre, so dass die Tage von sieben Jahrsabbaten dir 49 Jahre ausmachen. Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, den Posaunenschall ergehen lassen; am Versöhnungstag sollt ihr die Posaune ergehen lassen durch euer ganzes Land“ (V. 8.9). Es ist von besonderem Interesse, die verschiedenen Hinweise auf die tausendjährige Ruhe in der jüdischen Haushaltung zu betrachten.
Jeder siebte Tag war ein Sabbattag, jedes siebte Jahr ein Sabbatjahr, und jedes siebenmal siebte Jahr ein Jubeljahr. Alle diese Feste öffneten dem Auge des Glaubens die Aussicht auf eine Zeit, wo Mühe und Kummer aufhören werden, wo der „Schweiß des Angesichts“ nicht mehr nötig sein wird, um den Hunger zu stillen, sondern wo die Erde, getränkt von den reichen Regengüssen der göttlichen Gnade und befruchtet durch die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit, ihren Überfluss in die Scheunen und Keltern des Volkes Gottes ausschütten wird. Glückselige Zeit! Glückseliges Volk! Wie gesegnet ist es, überzeugt zu sein, dass diese Dinge nicht etwa Gebilde einer blühenden Fantasie, sondern tatsächliche, göttlich offenbarte Wahrheiten sind, die Gott dazu bestimmt hat, dass der Gläubige sie genießt. „Der Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“ (Heb 11,1).
Unter allen diesen jüdischen Festlichkeiten hat wohl das Jubeljahr am meisten Herz und Seele erfreut. Es stand in unmittelbarer Verbindung mit dem großen Versöhnungstag. Sobald das Blut des Schlachtopfers vergossen war, vernahm man auf den Bergen und in den Tälern des Landes Kanaan den befreienden Klang der Jubelposaune. Dieser ersehnte Ton war dazu bestimmt, die Nation in ihrem tiefsten Innern aufzuwecken und in Bewegung zu bringen und einen Strom göttlicher und unaussprechlicher Freude weit und breit durch das Land hin zu senden. „Am Versöhnungstag sollt ihr die Posaune ergehen lassen durch euer ganzes Land.“ In jedem Winkel sollte der frohlockende Klang vernommen werden.
Alle Klassen und Stände des Volkes durften den heiligenden und belebenden Einfluss dieser Verordnung erfahren (V. 10–13). Der Verbannte kehrte zurück, der Gefangene wurde befreit, der Schuldner losgesprochen. Lange vermisste Familienglieder durften zu den Ihrigen zurückkehren. Jedes Erbteil gelangte an seinen verbannten Eigentümer zurück. Der Ton der Posaune war das willkommene und herzerquickende Signal für den Gefangenen, um frei auszugehen, für den Sklaven, um die Ketten seiner Sklaverei abzuschütteln, für den Totschläger, um in seine Heimat zurückzukehren, für den Heruntergekommenen und Verarmten, um wieder in den Besitz seines verlorenen Erbteils zu gelangen. Kaum war der Jubelklang der Posaune ertönt, so ergoss sich der gewaltige Strom des Segens majestätisch durch das ganze Land.